Rookie - Der Anfänger

In seiner langen Karriere als Regisseur hat Schauspiel-Legende Clint Eastwood Licht- und Schattenseiten aufzuweisen. Bevor er 1992 mit dem Spät-Western „Erbarmungslos“ seine Kritiker verstummen ließ, ragten vor allem seine früheren Western wie „Ein Fremder ohne Namen“, „Der Texaner“ und „Pale Rider“ in seiner Filmographie hervor, während Werke wie „Breezy – Begegnung am Vormittag“, „Firefox“ und „Weißer Jäger, schwarzes Herz“ nahezu dem Vergessen anheimgefallen sind. Dazu gesellt sich auch der 1990 entstandene Action-Krimi „Rookie – Der Anfänger“, mit dem Eastwood seine persönliche Antwort auf Buddy-Action-Erfolge wie „Lethal Weapon“ und „Nur 48 Stunden“ präsentierte.
Als bei einem Einsatz, mit dem Nick Pulovski (Clint Eastwood) die Bande des Autoschiebers Strom (Raul Julia) hochnehmen will, sein Partner erschossen wird, zieht ihn nicht nur sein Vorgesetzter Lt. Raymond Garcia (Pepe Serna) vom Fall ab, der zur Mordkommission abgegeben wurde, sondern teilt ihm mit dem frisch zum Detective beförderten David Ackerman (Charlie Sheen) auch noch einen absoluten Anfänger als neuen Partner zu. Ackerman wird noch immer von Alpträumen geplagt, weil er sich für den Tod seines Bruders verantwortlich fühlt, und ist nicht darauf vorbereitet, mit seinem starrköpfigen Partner ohne Absicherung allein die Jagd auf Strom und seine durchgeknallte Geliebte Liesl (Sonia Braga) fortzusetzen. Auch der erneute Versuch, Strom und seine Gesellen dingfest zu machen, schlägt fehl. Anstatt das Feuer auf Liesl zu eröffnen, wird Ackerman selbst angeschossen und kann nicht verhindern, dass Pulovski in die Gewalt des Gangsters gerät, der zwei Millionen Dollar Lösegeld fordert. Da die Stadt keinen Präzedenzfall schaffen will, der weitere Entführungen nach sich zieht, besorgt sich Ackerman das Lösegeld von seinem reichen Vater (Tom Skerritt) und will auf eigene Faust seinen Partner aus den Fängen der Entführer befreien …
Ebenso wie an das Western-Genre hat Clint Eastwood auch am Cop-Thriller Gefallen gefunden. Nachdem er in fünf Filmen den wortkargen, aber temperamentvollen Großstadt-Cop Dirty Harry verkörpern durfte, setzt er mit „Rookie - Der Anfänger“ dort an, wo er zuvor mit „Der Wolf hetzt die Meute“ und „City Heat – Der Bulle und der Schnüffler“ (beide 1986) aufgehört hatte. Einmal mehr darf er in „Rookie“ selbst den hartgesottenen, alternden Cop verkörpern, der auf seine ganz eigene Weise der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen will. Von seiner Vergangenheit wird außer seiner Scheidung wenig offenbart, dafür glänzt er mit coolen, markigen Sprüchen, während sein junger Partner Ackerman weitaus mehr Profil gewinnt. Sein wohlhabender Vater kann nicht verstehen, dass sich sein Sohn für eine Karriere als Polizist entschieden hat, wohingegen seine als Anwältin arbeitende Frau (Lara Flynn Boyle) ihn so liebt, wie er ist. Das noch immer nicht bewältigte Trauma, dass David sich für den Tod seines Bruders verantwortlich fühlt, wird in Rückblenden thematisiert und erklärt, warum er so zögerlich mit der Waffe umgeht. Aber die psychologischen Hintergründe sind so plakativ gezeichnet, dass sie sein Verhalten nur schablonenhaft erklären. Das trifft leider auch für den unoriginellen Plot zu, der nicht die geringste Überraschung bietet.
So sind es allein die wilde Verfolgungsjagd zu Beginn des Films und die unterhaltsamen Dialoge zwischen den ungleichen Partnern, die für Stimmung in einem Buddy-Actioner sorgen, in dem selbst so illustre Darsteller wie Raul Julia („Die Addams Family“, „Kuss der Spinnenfrau“), Sonia Braga („Mond über Parador“, „Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld“), Lara Flynn Boyle („Twin Peaks“) und Tom Skerritt („Alien“, „Contact“) blass bleiben.

"Rookie - Der Anfänger" in der IMDb

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