1923 - Staffel 2

„Yellowstone“-Serienschöpfer Taylor Sheridan hat bereits mit dem nur über eine Staffel laufenden Prequel „1883“ seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, die Vorgeschichte der Duttons als entbehrungsreiches Siedler-Abenteuer packend zu erzählen. Bereist hier überraschte Sheridan, der wie schon bei „Yellowstone“ die Drehbücher zu allen Folgen schrieb, mit dem Tod einiger Hauptakteure. Bei „1923“ muss man nach der grandiosen ersten Staffel mit gleich drei Erzählsträngen auf ähnliche Überraschungen in der – leider schon – abschließenden zweiten Staffel rechnen.

Inhalt:

Nachdem Jacob Dutton (Harrison Ford), seine Frau Cara (Helen Mirren) mit ihrer Familie und den Cowboys unliebsame Bekanntschaft mit dem irischen Schäfer Banner Creighton (Jerome Flynn) und dem skrupellosen Unternehmer Donald Whitfield (Timothy Dalton) gemacht haben, die gemeinsam das Land der Duttons für sich gewinnen wollen, setzt ihnen nun auch noch der strenge Winter in Montana zu. Selbst Berglöwen und Wölfe wagen sich verzweifelt nach Nahrung suchend in die Nähe der Ranch. Während Jacob nach Bozeman reitet, um beim Prozess wegen des Verstoßes gegen das Rassentrennungsgesetz seines Vormanns Zane (Brian Geraghty) auszusagen, versuchen Jacobs Neffe Spencer (Brandon Sklenar) und seine frisch angeheiratete Frau Alexandra (Julia Schlaepfer) nach ihrer Trennung jeweils auf eigene Faust nach Amerika zu gelangen. Spencer verdient sich seine Überfahrt als Heizer auf einem Dampfschiff, Alexandra kann nach ihrer erzwungenen Rückkehr nach England ihre beste Freundin Jennifer (Jo Ellen Pellman) dazu überreden, Schmuck zu verkaufen, um heimlich eine Schiffspassage bezahlen zu können. Zwar gelangen beide tatsächlich nach Amerika, doch die Weiterreise erweist sich für beide mehr als schwierig.
Pater Renaud (Sebastian Roche) verfolgt weiterhin zusammen mit Marshal Kent (Jamie McShane) die wegen mehrfachen Mordes gesuchte Teonna Rainwater (Aminah Nieves), die sich mit ihrem Vater Runs His Horse (Michael Spears) und dem jungen Pete (Jeremy Gauna) auf der Flucht befindet. Bei der Suche gehen die beiden Gesetzeshüter mit einer derart grausamen Härte vor, dass selbst Renaud dazwischengeht. Teonna und ihre Gefährten haben jedoch einen vorerst sicheren Zufluchtsort auf dem Land einer texanischen Ranch gefunden.
Whitfield trommelt bereits Investoren zusammen, die auf dem Gelände der Yellowstone-Ranch ein Winterparadies für Touristen errichten wollen. Creighton bekommt angesichts der brutalen Mentalität seines Dienstherrn zunehmend Gewissensbisse und sucht einen Ausweg für sich und seine Familie aus dem Dilemma…

Kritik:

Die acht Folgen der ersten Staffel von „1923“ waren mit knackigen Handlungssträngen vollgepfropft, die jeweils mit pointiert inszenierten Cliffhangern im Staffelfinale neugierig auf die Fortsetzung machten. Die fokussiert sich natürlich vor allem auf die zu Beginn der zweiten Staffel noch einmal nachdrücklich ersehnte Rückkehr des hochdekorierten Soldaten und Jägers Spencer und die sich weiterhin zuspitzende Konfrontation zwischen den Duttons und Whitfields Handlangern, die für ihn mit einem präzise durchgeführten Überfall die Yellowstone-Ranch einnehmen sollen. In diesem Wettlauf gegen die Zeit haben vor allem Spencer und Alexandra weiterhin wilde Abenteuer zu bestehen, die in ihrer atemlosen Häufigkeit leider die Glaubwürdigkeit des Plots untergraben. Und wie schon bei „1883“ kommen unerwartet Menschen zu Tode, die man als Zuschauer bereits liebgewonnen hat und die der zweiten Staffel eine ähnlich dramatische Note verleihen. Das vorhersehbare Finale mit der Ankunft Spencers am Bahnhof mit dem obligatorischen Shootout und dem anschließenden Kampf um die Ranch erfüllt aber letztlich alle Zuschauererwartungen und führt ein „Yellowstone“-Prequel zu Ende, das mit Harrison Ford und Helen Mirren glänzend besetzt gewesen ist, gerade in der ersten Staffel die Problematik der christlichen Schulen für Indianermädchen und den Einzug der Elektrizität überzeugend thematisierte, aber in der sehr komprimierten Straffung der drei Erzählstränge längst die Tiefe erreichen konnte, die „Yellowstone“ und „1883“ für sich in Anspruch nehmen konnten.

Kommentare

Beliebte Posts