Nach vier ernsten Filmen, die Rainer Werner Fassbinder
beginnend mit seinem Langfilmdebüt „Liebe ist kälter als der Tod“
realisiert hatte – es folgten „Katzelmacher“ (1969), „Götter der Pest“
(1969) und „Warum läuft Herr R. Amok?“ (1970) – war es für den
Autodidakten offensichtlich Zeit, einen leichteren Stoff zu inszenieren. Der
letztlich für das Fernsehen produzierte Film „Rio das Mortes“ (1971)
sollte aber auch einer der wenigen Komödien von Fassbinder bleiben.
Inhalt:
Als der junge Fliesenleger Michel (Michael König) seinen
ehemaligen Schulfreund Günther (Günther Kaufmann) wiedertrifft, der gerade
aus der Bundeswehr entlassen worden ist und nun als Vertreter
arbeitet, lassen sie einen alten Kindheitstraum wieder aufleben und nach Peru
reisen, um dort das Leben und die Freiheit zu genießen. Sie besitzen nämlich eine
Landkarte von Peru, auf der ein Schatz eingetragen ist, in der Gegend des Rio
das Mortes. Allerdings mangelt es am nötigen Geld für die Reise. Ein Reisebüro
rechnet ihnen einen Kapitalbedarf von etwa 30.000 DM aus, die sie nun unbedingt
zusammenbringen wollen.
Als Michels Freundin Hanna (Hanna Schygulla) hinter
den Plan der beiden Männer kommt, hält sie davon überhaupt nichts und versucht,
das Vorhaben der Freunde zu vereiteln, doch dann lernen die Freunde eine Mäzenin
(Hanna Axmann-Rezzori) kennen, die vom Plan der Schatzsuche fasziniert
ist und ihnen das Geld vorstreckt. Nun scheint ihrem Traum nichts mehr im Wege
zu stehen. Für Hanna wiederum ist die geplante Hochzeit mit Michel schon beschlossene
Sache…
Kritik:
Rainer Werner Fassbinder hat an „Rio das Mortes“
(dessen Titel sich auf den Namen des linken Nebenflusses des Rio Araguaia
bezieht, der wiederum ein linker Nebenfluss des Rio Tocantins und einer
der größten Flüsse Brasiliens ist) nach eigenem Bekunden geschätzt,
dass der Film keine Problemstellung besitze, sondern nur eine einfache
Geschichte mit einfachen Menschen erzähle. Das macht „Rio das Mortes“ zu
einem recht leichten Filmvergnügen, das sicher die Realitätsflucht der 1968er
Jugend thematisiert, in Fassbinders Werksbiografie aber etwas
unterzugehen droht. Der Film wartet nicht nur mit einer Vielzahl von
Fassbinders häufig eingesetzten Darstellern wie Hanna Schygulla, Günther
Kaufmann, Ulli Lommel, Ingrid Caven und Kurt Raab auf,
sondern auch mit einigen Leuten der Münchener Szene wie dem
Schriftsteller Carl Amery, der einen Bibliothekar spielte und zur
damaligen Zeit Direktor der Münchner Stadtbibliothek war, oder Joachim
von Mengershausen, einem bekannter Filmkritiker der „Süddeutschen
Zeitung“ und später Dramaturg beim WDR.

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