1923 - Staffel 1
So wie Clint Eastwood („Erbarmungslos“) und Kevin
Costner („Der mit dem Wolf tanzt“) Anfang der 1990er Jahre das
totgesagte Western-Genre im Kino wiederbelebten, ist Taylor Sheridan das
Kunststück gelungen, mit seiner Serie „Yellowstone“ die Faszination für
das Genre auf dem Fernsehbildschirm mit kinogleichen Bildern und einem über
fünf Staffeln durchweg packenden Plot zu entfachen, der die Herausforderungen
von Cowboys und Ranchern in der heutigen Zeit thematisiert. Nachdem Sheridan
mit dem Spin-off „1883“ die Ursprünge der Duttons mit ihrem
beschwerlichen Weg von Texas bis nach Montana nachgereicht hatte, steht die
Rancher-Familie vierzig Jahre später in „1923“ vor ganz anderen
Herausforderungen.
Inhalt:
Nachdem sich die Duttons vor vierzig Jahren in Montana
niedergelassen haben, hat Patriarch Jacob Dutton (Harrison Ford) mit der
Yellowstone-Ranch ein gut gehendes Geschäft für sich und seine Frau Cara (Helen
Mirren) geschaffen. Das kinderlose Paar kämpft während der wirtschaftlich
prekären Lage des Landes gegen den Verlust ihrer Tiere, nachdem das Weideland
durch Dürren und Heuschrecken zerstört worden ist. Zusammen mit seinem
Großneffen Jack (Darren Mann) macht er sich auf den gefährlichen Weg in
die Berge Montanas, um die Tiere dort grasen zu lassen, und zieht den Zorn des Schotten
Banner Creighton (Jerome Flynn) auf sich, der mit anderen Schafhirten seine
Tiere ebenfalls dort oben grasen lässt. Dutton lässt Creighton und seine Spießgesellen
auf ihren Pferden daraufhin an einem Baum aufknüpfen, und nur Creighton gelingt
es, dem Tod durch den Strick zu entkommen.
Er inszeniert einen bewaffneten Überfall auf die Duttons,
bei dem John Dutton (James Badge Dale) getötet wird. Jacks Verlobte
Elizabeth (Michelle Randolph) sowie Patriarch Jacob werden lebensgefährlich
verletzt.
Creighton lässt sich außerdem von dem gierigen Unternehmer Donald
Whitfield (Timothy Dalton) dafür einspannen, den Duttons ihren Besitz zu
nehmen, um den Weg frei für den lukrativen Tourismus zu machen. Clara schreibt
einen verzweifelten Brief an ihren Neffen Spencer Dutton (Brandon Skenlar), der sich nach
seinem traumatischen Einsatz für die Vereinigten Staaten im Ersten Weltkrieg sein
Geld als Großwildjäger in Afrika verdient. Verfolgt von den Schrecken, die er
als Soldat in den Schützengräben sehen musste, will er nur noch vergessen und
lernt bei einer seiner Touren die abenteuerlustige Alexandra (Julia
Schlaepfer) kennen. Die kündigt ihre bereits arrangierte Verlobung mit
einem britischen Aristokraten und macht sich mit Spencer auf die gefährliche
Reise nach Amerika.
In einem kirchlichen Klosterinternat erleidet zur selben
Zeit die junge Indigene Teonna Rainwater (Aminah Nieves) unter der
grausamen Knute von Nonnenlehrerin Schwester Mary (Jennifer Ehle) und
dem sadistischen Priester Pater Renaud (Sebastian Roché) die Hölle auf
Erden. Als sie flieht, macht sich der skrupellose Marshal Kent (Jamie
McShane) auf die Suche nach ihr…
Kritik:
Nachdem „1883“ beschrieb, wie die Duttons überhaupt
zu ihrem Land kamen und auf der Reise dorthin mit Gefahren durch Angriffe von
Räubern und Indianern, durch Flüsse und Wüsten, die sie durchqueren mussten, konfrontiert
wurden, die einen Großteil der Siedler nicht überlebten, geht es in „1923“
vor allem um die Verteidigung des Landes und der Ranch der Duttons.
Vor dem
Hintergrund der Großen Depression und der Prohibition beschreibt die zweite „Yellowstone“-Spin-off-Serie
die Verbreitung der Elektrizität mit Telefonen, Herden und fließendem Wasser
sowie Autos, die zunehmend das Straßenbild in Bozeman bestimmen. Eindringlich
beschreiben die acht Folgen der ersten Staffel, wie unternehmerische Gier den
Handel mit Vieh in den Ruin zu treiben versucht, und mit Donald Whitfield hat Sheridan
einen besonders hassenswerten Vertreter dieser Spezies geschaffen, der seine helle
Freude daran hat, seine Macht in jeder Hinsicht zu demonstrieren und zu
genießen.
Interessant an „1923“ ist vor allem die Tatsache, dass sich der
Plot auf zwei weitere interessante Schauplätze und Themen erstreckt, auf die desillusionierte,
zunächst zu keinen Gefühlen fähigen Figur von Spencer Dutton, der in Afrika die
Schrecken des Ersten Weltkriegs zu verarbeiten versucht, und auf die bislang
kaum thematisierte Brutalität, mit denen sogenannte Christen junge indigene
Frauen zu nützlichen, gottesfürchtigen Dienerinnen der Weißen zu erziehen versuchten.
Harrison Ford und Helen Mirren, die erstmals in Peter Weirs
„Mosquito Coast“ (1986) gemeinsam als Ehepaar vor der Kamera standen,
sind natürlich die übergroßen, charismatischen Stars von „1923“, so dass
die Nebendarsteller, vor allem die Cowboys auf der Dutton-Ranch kaum Profil
gewinnen können. Es wird eine Freude sein, die Geschichte der Duttons, die
Rückkehr von Spencer in den Schoß der Familie und das Schicksal der taffen Teonna
in der zweiten Staffel weiterzuverfolgen. Die großartigen Darsteller, der auf
drei Ebenen und Perspektiven angelegte packende Plot und die wie gewohnt fantastischen
Landschaftsaufnahmen machen „1923“ zu einer grandiosen Ergänzung des „Yellowstone“-Universums.
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