Lord of Illusions

Clive Barker ist vor allem als Autor der sechs Bände umfassenden Horror-Anthologie „Bücher des Blutes“ populär geworden, hat von früh an aber auch gezeichnet, gemalt, Theater inszeniert und schließlich mit „Hellraiser“, der Verfilmung seiner eigenen Novelle „Hellbound Heart“, 1987 sein Regiedebüt gegeben. Nach dem 1990 inszenierten „Cabal – Die Brut der Nacht“ präsentierte Barker 1995 mit „Lord of Illusions“ nicht nur eine weitere Adaption einer eigenen Kurzgeschichte, sondern auch seine letzte Regiearbeit.

Inhalt:

1982, irgendwo in der kalifornischen Wüste gelingt es Philip Swann (Kevin J. O‘Connor) mit weiteren ebenfalls bewaffneten Ex-Kultisten, ein junges Mädchen aus den Händen ihres einstigen Gurus, dem wahnsinnigen Sektenoberhaupt Nix (Daniel von Bargen), zu befreien. Da sie den mächtigen Magier nicht töten können, bringt Swann eine selbstkonstruierte Maske auf dem Gesicht seines einstigen geistigen Führers ein, um ihn zu bannen und lebendig zu begraben.
13 Jahre später erhält der mit übersinnlichen Phänomenen vertraute Privatdetektiv Harry D‘Amour (Scott Bakula) den Auftrag, in Los Angeles von Dorothea Swann (Famke Janssen) den Auftrag, ihren Mann zu schützen. Bei der sowohl von Swanns Frau als auch D’Amour besuchten Vorführung wird Swann jedoch nach einer Panne von mehreren Schwertern durchbohrt. Wie sich herausstellt, hat Swann seinen Tod jedoch nur vorgetäuscht, um die Anhänger von Nix zu täuschen. Unterdessen versucht Nix‘ langjähriger Anhänger Butterfield (Barry Del Sherman), seinen alten Meister wiederzuerwecken. D’Amour dringt immer tiefer in die Kreise der Illusionisten ein und besucht das Magic Castle von Hollywood, in dem die Magier ihre Geheimnisse verbergen. Dort entdeckt er Hinweise auf den Puritaner Nix, der sich echter Magie bediente und seit 13 Jahren begraben ist…

Kritik:

Clive Barker hat bereits in seinen beiden vorangegangenen Filmen demonstriert, wie eindrucksvoll er fremde Welten zu gestalten vermag, die gar nicht so weit von der uns bekannten Welt entfernt sind. Auch sein letztes, nach seiner eigenen Kurzgeschichte „The Last Illusion“ entstandenes Regiewerk präsentiert dem Publikum eine zumindest fremdartige Welt religiöser Eiferer und echter Magier, wobei Barker die Bühne eindrucksvoller Tricks und Zaubereien mit Elementen des Film noirs und zynischen Privatdetektiven à la Philip Marlowe und Sam Spade verbindet, wozu Famke Janssen („X-Men“, „James Bond 007: GoldenEye“) das Äquivalent zur klassischen Femme fatale verkörpern darf. So uneinheitlich der Mix verschiedener Filmgenres und Elemente auch wirkt, gelingt es Barker einmal mehr, die ihm am Herzen liegende andere Welt mit eindrucksvollen Kulissen und famosen Spezialeffekten zum Leben zu erwecken. „Lord of Illusions“ rechnet gnadenlos mit durchgeknallten, selbsternannten Heilsbringern und ihren verstörten, psychisch labilen Anhängern ab, fasziniert in der opulenten Ausgestaltung magischer Vorführungen und hält sich nicht bei den Splattereffekten zurück, auch wenn sie längst nicht so drastisch wie in Barkers Vorgängerfilmen ausgefallen sind. Wie schon Christopher Young bei „Hellraiser“ und Danny Elfman bei „Nightbreed“ gelingt es auch Simon Boswell, mit seinem melodisch verführerischen Score die Zuschauer in die Handlung hineinzuziehen. Zwar bleiben die Schauspieler und die Figurenzeichnung eher blass, die okkulte Thematik wird nur angerissen, aber die bildgewaltige Inszenierung, die gelungenen Effekte und der großartige Score machen „Lord of Illusions“ zu einem faszinierenden Genrewerk.

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