Der amerikanische Soldat
Bereits mit seinen ersten Filmen „Liebe ist kälter als
der Tod“ und „Götter der Pest“ hat Rainer Werner Fassbinder
seine Faszination für den Film noir der 1940er und 1950er Jahre zum Ausdruck
gebracht. 1970 schloss er seine inoffizielle Gangster-Trilogie mit „Der
amerikanische Soldat“ ab.
Inhalt:
Richard alias Ricky Murphy (Karl Scheydt) kehrt nach
mehreren Jahren in den USA und als Soldat im Vietnamkrieg nach München zurück,
wo er seinen alten Freund Franz (Rainer Werner Fassbinder) trifft. Aber
auch die drei Kriminalpolizisten Jan (Jan George), sein Freund (Marius
Aicher) und Doc (Hark Bohm) haben Rickys Ankunft sehnlichst erwartet
und sich die Zeit bis dahin mit Kartenspielen vertrieben, wobei das Blatt aus pornografischen
Fotos besteht. Ricky soll für die Cops nämlich Auftragsmorde ausführen, um die
unterdurchschnittliche Kriminalstatistik zu schönen.
Ricky soll zunächst einen Zigeuner (Ulli Lommel) und
die zumeist betrunkene Informantin Magdalena Fuller (Katrin Schaake)
töten, die in einer Bar Pornoheftchen verkauft und Ricky für 500 Mark verrät,
wo sich der Zigeuner, der von drei Männern beschützt wird, aufhält. Dort trifft
er seine ehemalige Geliebte Inga (Ingrid Caven) wieder, die ein
trauriges Liebeslied singt und mittlerweile mit dem Barkeeper verheiratet ist. Ricky
besucht auch seine Mutter (Eva Ingeborg Scholz) und seinen Bruder Kurt (Kurt
Raab), der mit Ricky durch eine Art Hassliebe verbunden ist.
Als Ricky
geht, beauftragt die Mutter einen Privatdetektiv, Ricky zu beobachten. Doch
dann bekommt Ricky den Auftrag, auch seine Mutter und seinen Bruder zu töten…
Kritik:
Bereits das Kartenspiel mit den pornografischen Bildern und
den gelangweilten Dialogen in der Eröffnungsszene verweist auf den
amerikanischen Film noir und verortet die Frauen als reine Lustobjekte, die für
die Vergnügungen des Mannes bereitzustehen, sonst aber nichts zu melden haben.
Das muss die einzige Frau am Rande der Pokerrunde - Rosa von Praunheim (Elga
Sorbas) – ebenso bitter erfahren wie Rickys weibliche Gespielinnen. Seine
erste Begleiterin (Irm Hermann) wirft er aus dem Auto und „erschießt“
sie mit Platzpatronen, das Zimmermädchen (Margarethe von Trotta), das
sich in Ricky auch noch verliebt, bringt sich aus Verzweiflung, dass er auf einmal
eine andere Frau im Bett verwöhnt, selbst um. Es ist eine unwirtliche Welt, in
der Fassbinders Figuren leben, losgelöst und isoliert von der realen Umwelt,
gefangen in ihrem eigenen Mikrokosmos, der keine Gefühle zulässt, denn diese
werden bitter bestraft. „Der amerikanische Soldat“ wirkt deshalb so
typisch deutsch, so typisch Fassbinder-like, weil der Filmemacher geschickt
auf Requisiten wie die weißen Anzüge, Pokertische, schicke Cabrios und
Bogart-Hüte zurückgreift, seine Figuren aber eindeutig ihrem Milieu zuordnet.
In
diesem Fall sind es einfach gestrickte Gauner und Polizisten und unglückliche
Frauen, die auf ein vorbestimmtes Ende zusteuern. Das ist wieder einmal
handwerklich eindrucksvoll in ästhetischen Schwarzweißbildern inszeniert, doch
wirkt das Schauspiel vieler Figuren fast laienhaft, gestelzt und unnatürlich,
so dass der artifizielle oder wahlweise amateurhafte Charakter des Films
deutlich hervorsticht.
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