Faustrecht der Prärie
John Ford zählt zweifellos zu den bekanntesten Western-Regisseuren Hollywoods. Der äußerst produktive Filmemacher arbeitete bei 24 Filmen mit John Wayne zusammen und inszenierte Klassiker wie „Ringo“, „Der Schwarze Falke“ und „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“. 1946 schuf er mit „Faustrecht der Prärie“ einen der vielen Filme, die die Freundschaft zwischen Wyatt Earp und Doc Holliday sowie die legendäre Schießerei am O.K. Corral thematisierten, wobei Henry Fonda eine sehr zurückhaltende Performance von Wyatt Earp präsentiert, die der Adaption der Wyatt-Earp-Biografie von Stuart N. Lake sehr zugute kommt.
Viel mehr als die Action und die sonst übliche Cowboy-Romantik machen sich in Fords Film die unermüdlichen Bemühungen seines Protagonisten bemerkbar, Ruhe und Ordnung in die Stadt zu bringen, wobei er sich sogar gegen den mächtigen Doc Holliday durchsetzt, wenn dieser Leute ohne triftigen Grund der Stadt verweisen will. Die Action konzentriert sich vor allem auf das beeindruckende Finale, wird aber im Vergleich zu späteren, ähnlich thematisierten Werken wie „Zwei rechnen ab“, „Die fünf Geächteten“, „Doc“ und „Tombstone“ eher kurz und knackig inszeniert. Dafür nimmt sich Ford viel Zeit, um die Freundschaft zwischen dem todkranken, trinkfreudigen, aber auch belesenen und charismatischen Doc Holliday und dem eher reserviert und überlegt auftretenden Marshal Wyatt Earp zu charakterisieren, während die beiden Damen, die zunächst um Doc Hollidays Gunst buhlen, weitgehend blass bleiben und eher dazu dienen, letztlich Wyatt Earp Geschmack auf ein familiäres Leben zu machen.
Neben der fast schon bedächtigen Inszenierung überzeugen vor allem Victor Mature („Draußen wartet der Tod“, „Der Speer der Rache“) als temperamentvoller Doc Holliday und Henry Fonda („Früchte des Zorns“, „Spiel mir das Lied vom Tod“) als Hüter des Gesetzes und Vorreiter für den Siegeszug der Zivilisation. Es ist der sich anbahnende Wechsel zwischen dem Wilden Westen und der neuen Zeit, der „Faustrecht der Prärie“ in seinen symbolkräftigen Bildern so zeitlos macht.
"Faustrecht der Prärie" in der IMDb
Inhalt:
Wyatt Earp (Henry Fonda) hat seinen Marshal-Posten in Dodge City aufgegeben und treibt mit seinen Brüdern Virgil (Tim Holt), Morgan (Ward Bond) und James Earp (Don Garner) im Jahr 1882 eine Rinderherde durch Arizona. Als der junge James allein auf die Herde aufpassen soll, wird er getötet und die Tiere gestohlen. Wyatt nimmt daraufhin das Angebot an, in Tombstone als Marshal zu fungieren, nachdem die bisherigen Amtsinhaber den rauen Sitten in der Stadt nicht Herr werden konnten und sich davon beeindruckt zeigten, wie Wyatt einen ebenso betrunkenen wie schießwütigen Indianer aus der Stadt gejagt hat. Durch seine besonnene Art verdient sich Wyatt Earp schnell den Respekt der Einwohner von Tombstone und freundet sich auch mit dem an Tuberkulose erkrankten Revolverhelden Doc Holliday (Victor Mature) an, der unerwarteten Besuch von seiner Freundin Clementine Carter (Cathy Downs) erhält. Für Ärger in der Stadt sorgen vor allem die von dem raubeinigen Despoten Old Man (Walter Brennan) angeführten Clantons, die Wyatt auch im Zusammenhang mit dem Mord an seinem Bruder in Verdacht hat. Die letzte Bestätigung erhält der Marshal durch die mit Doc Holliday liierte Bardame Chihuahua (Linda Darnell), die das Medaillon, das einst James Earp gehörte, von Billy Clanton (John Ireland) geschenkt bekam. Am O.K. Carrol kommt es schließlich zur legendären Auseinandersetzung zwischen den Earp-Brüdern und Doc Holliday auf der einen und den Clantons auf der anderen Seite …Kritik:
Nachdem John Ford bereits mit „Stagecoach“ (1939) die Renaissance des Westerns eingeleitet hatte, präsentierte er auch mit „Faustrecht der Prärie“ einen ernsthaften Western, der vordergründig von Wyatt Earps Rache für den Mord an seinem Bruder handelt, im Subtext aber den Übergang vom Wilden Westen zur zivilisierten Gesellschaft thematisiert. Die 1931 veröffentlichte, zum Bestseller avancierte, aber sehr verherrlichende Biografie „Wyatt Earp, Frontier Marshal“ von Stuart N. Lake wurde zunächst 1934 und 1939 verfilmt, ehe Darryl F. Zanuck John Ford für eine weitere Adaption verpflichtete. Dabei schwelgt Ford vor allem in elegischen Landschaftspanoramen, die in expressionistischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Joseph MacDonald („Viva Zapata“, „Der Untergang der Titanic“) ausdrucksstark zur Geltung kommen.Viel mehr als die Action und die sonst übliche Cowboy-Romantik machen sich in Fords Film die unermüdlichen Bemühungen seines Protagonisten bemerkbar, Ruhe und Ordnung in die Stadt zu bringen, wobei er sich sogar gegen den mächtigen Doc Holliday durchsetzt, wenn dieser Leute ohne triftigen Grund der Stadt verweisen will. Die Action konzentriert sich vor allem auf das beeindruckende Finale, wird aber im Vergleich zu späteren, ähnlich thematisierten Werken wie „Zwei rechnen ab“, „Die fünf Geächteten“, „Doc“ und „Tombstone“ eher kurz und knackig inszeniert. Dafür nimmt sich Ford viel Zeit, um die Freundschaft zwischen dem todkranken, trinkfreudigen, aber auch belesenen und charismatischen Doc Holliday und dem eher reserviert und überlegt auftretenden Marshal Wyatt Earp zu charakterisieren, während die beiden Damen, die zunächst um Doc Hollidays Gunst buhlen, weitgehend blass bleiben und eher dazu dienen, letztlich Wyatt Earp Geschmack auf ein familiäres Leben zu machen.
Neben der fast schon bedächtigen Inszenierung überzeugen vor allem Victor Mature („Draußen wartet der Tod“, „Der Speer der Rache“) als temperamentvoller Doc Holliday und Henry Fonda („Früchte des Zorns“, „Spiel mir das Lied vom Tod“) als Hüter des Gesetzes und Vorreiter für den Siegeszug der Zivilisation. Es ist der sich anbahnende Wechsel zwischen dem Wilden Westen und der neuen Zeit, der „Faustrecht der Prärie“ in seinen symbolkräftigen Bildern so zeitlos macht.
"Faustrecht der Prärie" in der IMDb
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