... denn sie wissen nicht, was sie tun

Mit nur drei Filmen avancierte James Dean zum Teenie-Idol, ehe er am 30. September 1955 im Alter von 24 Jahren bei einem Autounfall verstarb. Den Kinostart seines zweiten großen Films, Nicholas Rays „… denn sie wissen nicht, was sie tun“, bekam er schon nicht mehr mit. Dabei war es gerade dieser Film, der das Image von James Dean als rebellischer Teenager am nachhaltigsten prägen sollte.

Inhalt:

Nachdem seine Eltern bereits mehrmals nach Schwierigkeiten mit ihrem halbstarken Sohn Jim Stark (James Dean) umgezogen sind, fällt der Junge auch nach seiner Ankunft in Los Angeles gleich unangenehm auf, wird wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit in der Nacht aufs Polizeirevier gebracht, wo er zu seiner Verteidigung vorbringt, unter den ständigen Streitereien seiner Eltern und seinem schwächlichen Vater zu leiden, der weder bei seiner Frau noch seiner Mutter was zu melden habe. An seinem ersten Schultag, an dem er auch die mit dem örtlichen Rowdy-Anführer Buzz Gunderson (Corey Allen) befreundete Nachbarin Judy (Natalie Wood) kennenlernt, nimmt er an einem Ausflug zum Planetarium teil, wo er im Anschluss an die Präsentation eines kosmischen Weltuntergangs zu einem Messerkampf mit Buzz herausgefordert wird. Das Duell geht für den unerschrockenen Jim zwar glimpflich aus, doch Buzz fordert den Neuen zu einer weiteren Mutprobe heraus: Am Abend soll sich Jim mit seinem Herausforderer an der Küste treffen, wo sie mit einem jeweils gestohlenen Auto auf die Klippen zurasen. Wer zuerst aus dem Auto springt, ist der Hasenfuß. Doch die Mutprobe endet tragisch: Da Buzz mit dem Jackenärmel am Türgriff hängenbleibt, stürzt er mit dem Wagen in die Tiefe. Goon (Dennis Hopper), Crunch (Frank Mazzola) und Moose (Jack Grinnage) werden zur Polizei wegen ihrer Aussagen zu dem Vorfall vorgeladen und verdächtigen Jim, der nicht vorgeladen wurde, bereits seine Version der Geschichte zu Protokoll gegeben zu haben. Jim versteckt sich mit seinem jungen Freund Plato (Sal Mineo) und Judy in einer leerstehenden Villa. Als Goon, Crunch und Moose die drei aufgespürt haben, kommt es zur nächsten Katastrophe …

Kritik:

Obwohl Nicholas Rays Teenager-Drama „Rebel Without a Cause“ seinen Titel dem 1944 erschienenen Sachbuch „Rebel Without a Cause: The Hypnoanalysis of a Criminal Psychopath“ von Robert M. Lindner entliehen hat, basiert der Film auf einer Story des Regisseurs, die Stewart Stern („Der Außenseiter“, „Anklage: Hochverrat“) schließlich zu einem Drehbuch ausarbeitete. Ray hatte bereits in den zuvor realisierten Film-Noir-Dramen „Sie leben bei Nacht“ (1948), „Vor verschlossenen Türen“ (1949) oder „On Dangerous Ground“ (1951) bewiesen, dass er meisterhaft mit psychologischen Dramen umzugehen weiß, mit „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ thematisiert er aber erstmals die Probleme einer rebellischen Jugend, die mit dem Rock’n’Roll eine eigene Ausdruckform gefunden hatte und deren Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg wohlhabend genug waren, ihren Kindern Autos und Motorräder zu kaufen, mit denen sie ihre Individualität entdecken konnten.
James Dean war mit seinen 24 Jahren zwar eigentlich schon zu alt, um einen rebellischen Teenager zu verkörpern, aber seine Performance ist wie zuvor in „Jenseits von Eden“ so mitreißend, dass dieses Manko gar nicht ins Gewicht fällt. Interessant an Jimmy Starks Situation ist vor allem die Tatsache, dass er sich nach einem starken Vater sehnt, der ihm Antworten auf die wichtigen Fragen im Leben geben kann, der ihn verteidigt und für ihn einsteht. Doch Jims Vater (Jim Backus) steht völlig unter der Fuchtel seiner herrischen Frau (Ann Doran) und macht eine absolut erbärmliche Figur, wenn er beispielsweise mit einer Küchenschürze über seinem Anzug seiner kränklichen Frau das Essen ans Bett bringen will und das Tablett auf den Boden fallen lässt. Da Jim von seinem Vater keine Antwort darauf bekommt, wie man zum Mann wird und sich wie einer verhält, muss er es auf die harte Art selbst herausfinden. Dabei stößt er auf eine Gruppe von Rowdys, die sich an Neuen und Schwächeren nur reiben, weil sie nichts Besseres zu tun haben. Ähnlich wie Jim geht es übrigens auch dem jüngeren Plato, der von seiner Gouvernanten großgezogen wird und Jim nicht nur vergöttert, sondern sich sogar wünscht, dass Jim sein Vater sein möge. Ergänzt wird der Kreis orientierungsloser Teenager durch Judy, die sich von ihrer Familie unverstanden und von ihrem Vater zurückgesetzt fühlt, weshalb sie sich zunächst den selbstbewussten Buzz als Mann an ihrer Seite aussucht, danach den ebenso so orientierungslosen Jimmy, mit dem auf einmal alles so leicht zu sein scheint. Doch diese kurzzeitige Idylle in der leerstehenden Villa trügt. Nach einem Moment, in dem sie hier über eine gemeinsame Zukunft als Familie träumen, werden sie erneut mit tödlicher Gewalt konfrontiert, die ihr Leben für immer verändern wird.
Ray inszenierte die Sehnsüchte der Teenager-Figuren mit viel Empathie für seine Figuren, die vor allem von einem überragenden James Dean, aber auch von der etwas zu bieder und unschuldig wirkenden Natalie Wood („West Side Story“, „Fieber im Blut“) und dem ebenfalls recht früh verstorbenen Sal Mineo („Exodus“, „Giganten“) verkörpert werden. Dazu sorgen die satten Farben und die energische Musik von „Jenseits von Eden“-Komponist Leonard Rosenman für die stimmige Atmosphäre eines bis heute sehenswerten Melodrams über die Sehnsüchte einfacher Jugendlicher.
"... denn sie wissen nicht, was sie tun" in der IMDb

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