Doc

Frank Perry hat sich in Hollywood zunächst mit Dramen wie „David und Lisa“ (1962), „Der Schwimmer“ (1968) und „Petting“ (1969) einen Namen gemacht, ehe er 1971 mit „Doc“ seinen ersten Western inszenierte und mit Stacy Keach in der Hauptrolle eine interessante Variante der vielfach verfilmten Geschichte von Doc Holliday und Wyatt Earp präsentierte. Zwar nimmt sich der Film viele Freiheiten in der Erzählung, doch tut das der Entmystifizierung des Genres keinen Abbruch.

Inhalt: 

Der ehemalige Zahnarzt und Revolverheld Doc Holliday (Stacy Keach) zieht mittlerweile als Spieler durchs Land und gewinnt auf dem Weg nach Tombstone bei einem einzigen Kartenspiel von einem der Clantons die Hure Kate Elder (Faye Dunaway), mit der er überraschenderweise in Tombstone eine feste Beziehung eingehen will. Währenddessen kandidiert sein alter Freund Wyatt Earp (Harris Yulin) erneut für das Amt des US-Marshals und will dazu mit dem Verbrechen in der Stadt ordentlich aufräumen. Als eine Postkutsche mit einem Geldtransport überfallen wird, geraten sofort die Clantons unter Verdacht, die zudem dem Revolverheld Johnny Ringo (Fred Dennis) Unterschlupf gewähren. Für Earp könnte die Festnahme der Clantons das Sprungbrett zu seiner Bestätigung im Amt darstellen, doch Doc Holliday lehnt es zunächst ab, sich dafür von seinem alten Freund instrumentalisieren zu lassen. Allerdings lässt sich mit den Clantons alles andere als gut Kirschen essen, so dass es am O.K. Corral zur entscheidenden Auseinandersetzung zwischen der zahlenmäßig überlegenen Clanton-Bande und Wyatt Earp mit seinen beiden Brüdern sowie Doc Holliday kommt …

Kritik: 

Im Gegensatz zu anderen Verfilmungen der glorifizierenden Biografie über Wyatt Earp von Stuart N. Lake – beispielsweise John Fords „Faustrecht der Prärie“ oder Lawrence Kasdans „Wyatt Earp“ -, die vor allem Wyatt Earp in den Vordergrund der Geschichte stellen, konzentriert sich der New Yorker Journalist und Buchautor Pete Hamill in seinem ersten Drehbuch ganz auf die Figur von Doc Holliday, der von Stacy Keach („Das war Roy Bean“, „Long Riders“) sehr facettenreich verkörpert wird. Dass er einst ein Revolverheld war, demonstriert er nur noch beim schnellen Ziehen seiner Pistolen, ansonsten erweist er sich als in sich ruhende Spielernatur. Die sehr persönliche Beziehung zur beliebten Prostituierten Kate erweist sich für lange Zeit als wesentlicher Antrieb für die Story, bevor Wyatt Earps opportunistisches Gehabe um seine Wiederwahl als US-Marshal zunehmend für Konfliktpotential zwischen den beiden Freunden sorgt.
Hier hätte sich das Drehbuch durchaus mehr Mühe geben können, als nur die gegensätzlichen Anschauungen der beiden Protagonisten in kurzen Dialogen und der provozierten Auseinandersetzung mit den Clantons zu thematisieren. Überhaupt bleibt der Clanton-Clan recht blass und dient nur als Sinnbild der verrohten Sitten in der Großstadt, der Earp zu mehr Glanz und Wohlstand verhelfen will, indem er Mord und Verbrechen publikumswirksam ausmerzt.
So bleibt „Doc“ ein recht oberflächliches, wenn auch gut gespieltes und solide inszeniertes Portrait des tuberkulösen Ex-Revolverhelden, der seine ihm noch bleibende Zeit vor allem mit Kate verbringen möchte, die von der jungen Faye Dunaway („Bonnie und Clyde“, „Die Augen der Laura Mars“) wunderbar kokett dargestellt wird. Vor allem die Schlussszene macht dabei deutlich, wie tief gesunken die alten Helden des Western sind, wenn Doc vom Leben müde und desillusioniert den Schauplatz des Showdowns verlässt. Mit ihm gehen letztlich auch all die romantischen Vorstellungen über den aufrechten Helden des alten Westens über Bord.
"Doc" in der IMDb

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