Jenseits von Eden

James Dean wurde nicht nur durch seinen frühen Tod – er starb im Alter von gerade mal 24 Jahren bei einem Autounfall –, sondern auch durch seine drei bemerkenswerten Hauptrollen in den Filmen „Jenseits von Eden“, „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ und „Giganten“ zur Ikone einer ganzen Generation. Nach meist einmaligen Auftritten in Fernsehserien und so kleinen Filmnebenrollen, dass sie in den Credits nicht aufgeführt wurden, durfte James Dean in Elia Kazans Verfilmung von John Steinbecks Roman „Jenseits von Eden“ erstmals zeigen, dass er ein hervorragender Charakterdarsteller ist.

Inhalt:

1917. Während der Erste Weltkrieg vor der Tür steht, versucht der alleinerziehende Farmer Adam Trask (Raymond Massey) mit dem Kauf einer Eisfabrik, dafür zu sorgen, dass Gemüse länger frisch bleibt. Dabei zieht er weniger den möglichen wirtschaftlichen Gewinn in Betracht als den Nutzen für die Menschheit. Stolz beobachtet der streng religiöse Farmer, wie sein tugendhafter Sohn Aron (Richard Davalos) nicht nur hervorragend in der Schule ist, sondern sich auch für die Geschäfte seines Vaters interessiert und die hübsche Abra (Julie Harris) zur Frau nehmen will. Dagegen bringt er seinem rebellischen Sohn Caleb nur Verachtung entgegen. Cals Versuche, die Zuneigung seines Vaters zu gewinnen, schlagen stets fehl. So winkt Adam beispielsweise Cals Vorschlag ab, in Bohnen zu investieren, deren Preis während des Krieges steigen würde. Während Cal bei seinem Vater auf verlorenem Posten steht, geht Cal einem Hinweis nach, dass seine Mutter nicht – wie sein Vater behauptet – tot sei, sondern in der Nachbarstadt Monterey ein Bordell betreibt. Zunächst weigert sich Kate (Jo Van Fleet), Kontakt zu ihrem Sohn zu haben, doch Cals Hartnäckigkeit zahlt sich letztlich aus. Er erfährt, dass sie seinen Vater kurz nach Geburt ihrer Kinder verlassen habe, weil er so besitzergreifend gewesen sei.
Als die Kohlernte seines Vaters während des Eisenbahntransports verdirbt, gewährt Kate ihrem Sohn einen Kredit über 5000 Dollar, das er wie geplant in Bohnen investieren und mit dem Gewinn seinem Vater den erlittenen Verlust wettmachen möchte. Doch Cals Hoffnung, mit dieser Geste endlich die Liebe seines Vaters zu gewinnen, wird ein weiteres Mal enttäuscht. Die Ankündigung, dass sich Aron und Abra verloben wollen, sei ihm das schönste Geburtstagsgeschenk, wohingegen der Farmer kein Kapital aus dem Not der Menschen schlagen will, die im Krieg ihr Leben aufs Spiel setzen. In seiner Verzweiflung löst Cal eine Kette von tragischen Ereignissen aus …

Kritik: 

In den 1950er Jahren avancierte der in Konstantinopel geborene Elia Kazan mit Filmen wie „Endstation Sehnsucht“ (1951), „Viva Zapata“ (1952) und „Die Faust im Nacken“ (1954) zu einem der renommiertesten Filmemacher in Hollywood. Steinbeck, der das Drehbuch zu „Viva Zapata“ geschrieben hatte, freundete sich mit Kazan während der Dreharbeiten zu dem biografischen Historien-Drama an und bot ihm so mit dem biblisch angehauchten Roman „Jenseits von Eden“ den nächsten Filmstoff. Wegen seiner Fülle beschränkten sich Drehbuchautor Paul Osborn („Sayonara“) und Elia Kazan aber nur auf das letzte Viertel des über 700 Seiten starken Romans, der einen Zeitraum von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs abdeckt.
In breitem Cinemascope-Format und leuchtenden Farben präsentieren Kazan und sein Kameramann Ted D. McCord („Der Schatz der Sierra Madre“) zunächst die perfekte kalifornische Traumkulisse, in der nicht mal die schwere Arbeit auf den Feldern für Trübsal sorgt. Einzig die Spannungen zwischen dem starrköpfigen Patriarchen Adam Trask und seinem rebellischen Sohn Cal trüben hier das Bild der Glückseligkeit, für das vor allem das junge Liebespaar steht, das Cals Bruder Aron und Abra darstellen. In knapp zwei Stunden entfaltet „Jenseits von Eden“ ein Familiendrama, das vor allem die religiöse Scheinheiligkeit demaskiert, mit der der herrschsüchtige Trask sein Regiment führt, wobei er mit zweierlei Maß bei seinen beiden Söhnen misst. Dass Trasks Ex-Frau auch noch ein Bordell betreibt, setzt der ohnehin schwierigen Konstellation noch die Krone auf. Kate scheint wie die Flüchtige aus dem Paradies, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, durch die Bekanntschaft mit ihrem zurückgelassenen Sohn Cal aber erkennt, dass sie doch noch ein Herz besitzt. Cal fällt die unglückliche Rolle zu, zwar das Geheimnis der Familie aufzuklären, aber dieses Wissen führt schließlich zur Katastrophe, auch wenn sie ein versöhnliches Ende nimmt.
James Dean brilliert in seiner ersten Hauptrolle als verletzlicher junger Mann, der sich nur danach sehnt, von seinem Vater ebenso geliebt zu werden wie sein tugendhafter, letztlich aber langweiliger Bruder. Glaubhaft wechselt Dean in seiner Rolle zwischen zarter Verletzlichkeit, einnehmender Sympathie, tiefer Traurigkeit und aufbrausender Wut, aber auch Broadway-Star Julie Harris („Bis das Blut gefriert“) als Arons Verlobte, die aber zunehmend auch seinen Bruder ins Herz schließt, Jo Van Fleet („Der Unbeugsame“, „Wilder Strom“) als unglückliche, aber geschäftstüchtige Bordellbetreiberin und Raymond Massey („Arsen und Spitzenhäubchen“) als vermeintlich humanistischer Patriarch hinterlassen in diesem erstklassig gespielten und inszenierten Drama, das immer wieder bewusst auf die Bibel verweist - sowohl auf die Vertreibung aus dem Garten Eden als auch auf die Rivalität zwischen Kain und Abel oder das Motiv der ungleichen Vaterliebe zwischen Isaak und seinen zwei Söhnen Esau und Jakob -, einen starken Eindruck.
Komponist Leonard Rosenman, der hier sein Filmdebüt gibt, legte mit seiner Arbeit für „Jenseits von Eden“ den Grundstein für seine weitere eindrucksvolle Karriere („Die ins Gras beißen“, „Der Mann, den sie Pferd nannten“, „Rückkehr zum Planet der Affen“).
"Jenseits von Eden" in der IMDb

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