The Handmaid's Tale - Die Geschichte der Dienerin

Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood hat sich seit ihrem Debütroman „Die essbare Frau“, der im Original 1969 erschienen war, sehr differenziert mit stereotypen Geschlechterrollen und vor allem der Stellung der Frau in der Gesellschaft auseinandergesetzt und wurde zum Aushängeschild der Feminismus-Bewegung. Dass sie sich darüber hinaus aber auch mit Problemen wie Rassismus, Umweltschutz und Religion auseinandersetzte, bewies sie mit ihrem siebten Roman „Der Report der Magd“, den Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“, „Rückkehr nach Montauk“) 1990 mit Natasha Richardson, Robert Duvall, Faye Dunaway und Aidan Quinn in den Hauptrollen verfilmte. Justbridge hat diese Literaturverfilmung nun im schicken Mediabook auf DVD und Blu-ray mit gewohnt informativem Booklet veröffentlicht.

Inhalt: 

Um dem repressiven Regime von Gilead zu entkommen, planen Kate (Natasha Richardson), ihr Mann und ihre Tochter die Flucht aus der Republik, die aus den Vereinigten Staaten entstanden ist und von bürgerkriegsähnlichen Zuständen erschüttert wird. Doch an der Grenze wird ihr Mann von Wachposten erschossen und sie selbst gefangengenommen – das Schicksal ihrer Tochter bleibt ungewiss. Da die Fruchtbarkeitsrate extrem niedrig ist, werden alle fruchtbaren Frauen als „Dienerin“ klassifiziert und meist wohlhabenden Familien zugeteilt, in denen keine Kinder gezeugt werden können. Kate wird positiv auf ihre Gebährfähigkeit getestet und entgeht so dem Schicksal der unfruchtbaren Frauen, erhängt zu werden. Die ehemalige Bibliothekarin wird nach ihrer Ausbildung durch die rigorose Tante Lydia (Victoria Tennant) in ein rotes Kleid mit Schleier gehüllt, durch einen Priester geweiht und dem wohlhabenden Commander Fred (Robert Duvall) und seiner Frau Serena Joy (Faye Dunaway) zugeteilt, wobei sie den Namen Offred erhält. Die kinderlose Frau hält – in blau gekleidet – die Dienerin auf dem Ehebett an den Armen, während ihr Mann wort- und lustlos den Geschlechtsakt im Stehen vollzieht, doch selbst nach sieben Versuchen ist Offred noch nicht schwanger, so dass ihr Gefahr droht, ebenso wie die zuvor als unfruchtbar klassifizierten Frauen am Strang zu sterben. Ihr Frauenarzt bietet ihr deshalb seine eigenen Dienste an, dieses Problem zu beheben, was Offred allerdings ablehnt. Erst als Serena Joy Offred den Vorschlag macht, sich von dem loyalen Chauffeur Nick (Aidan Quinn) – ohne Fred Wissen – schwängern zu lassen, lässt sich die Dienerin darauf ein. Währenddessen versucht Fred, Offred näher kennenzulernen, weshalb er sie zu verschiedenen Spielen wie Scrabble in sein Arbeitszimmer einlädt. Schließlich lässt er sich von ihr auf eine Party begleiten, in der die normalen Regeln außer Kraft gesetzt sind. Unter den Prostituierten, die hier zum Vergnügen der Männer engagiert worden sind, trifft Offred auch die lesbische Moira (Elizabeth McGovern), die nach mehreren fehlgeschlagenen Fluchtversuchen nach wie vor plant, Gilead zu verlassen …

Kritik: 

Seit der TV-Produzent Daniel Wilson („Boomer, der Streuner“, „Junge Schicksale“) in dem Roman von Margaret Atwood das Potenzial für einen Kinofilm entdeckte, mit dem er sich auch auf der großen Leinwand profilieren könnte, verlief die Produktion mehr als problematisch. Zwar konnte mit Harold Pinter („Die Geliebte des französischen Leutnants“, „1 Mord für 2“) ein renommierter Bühnenautor für die Adaption des Romans und mit Karel Reisz („Griff aus dem Dunkel“, „Everybody Wins“) auch ein geeigneter Regisseur gefunden zu werden, doch da sich kein Geldgeber für diese dystopische Geschichte gefunden werden konnte, zog sich das Projekt in die Länge, so dass zunächst Reisz als Regisseur, dann auch Sigourney Weaver als Hauptdarstellerin absprangen. Am Ende übernahm Schlöndorff den Regie-Posten, unternahm aber etliche Änderungen an Pinters Skript. Mit Natasha Richardson („Nell“, „Manhattan Love Story“) wurde eine junge Britin für die Hauptrolle engagiert, die als intellektuell geschulte, attraktive Frau vor allem darum kämpft, das Schicksal ihrer Tochter in Erfahrung zu bringen und möglichst unauffällig ihre neue Aufgabe als Dienerin erfüllt, auch wenn sie ihren Abscheu gegen die sexuellen Avancen ihres Herrn nie ganz verhehlen kann. Zwar geht es in „The Handmaid’s Tale“ vor allem um die sehr persönliche Geschichte von Kate/Offred, aber ihre Geschichte ist in einen weit größeren gesellschaftlichen Kontext eingebettet, zu dem die streng religiösen, aber heuchlerischen Prinzipien zählen, mit denen die Stellung der Frau in Gilead definiert werden, die Zusammenrottung und Ausmerzung von Minderheiten wie Schwarzen und Homosexuellen sowie die fragwürdige Ermordung von Menschen, die wegen Verbrechen verurteilt werden, die sie nicht begangen haben.
Schlöndorff und Pinter gehen bei der Umsetzung der gesellschaftskritischen und leider nach wie vor hochaktuellen Themen wenig subtil vor, was offensichtlich zur Abschreckung der Finanziers geführt hat. So ganz rund wirkt die Adaption des Atwood-Romans nicht. Nach dem Verlust ihres Mannes wirft sich Kate etwas schnell in die Arme des charmanten Chauffeurs Nick, das Ende kommt recht abrupt. Mehr als die kaum geforderten Schauspieler überzeugen in „The Handmaid’s Tale“ die farbenprächtige, symbolkräftige Ausstattung und die – wenn auch oft etwas plakative – Thematisierung der Diskriminierung und diktatorischer Regimes unter dem Deckmantel religiöser Dogmen. Dass diese Geschichte auch heute noch zu fesseln vermag, beweist die bis heute erfolgreiche Serienadaption mit Joseph Fiennes und Elisabeth Moss in den Hauptrollen aus dem Jahre 2017.
"The Handmaid's Tale - Die Geschichte der Dienerin" in der IMDb

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