Cincinnati Kid

Nachdem Norman Jewison seine Filmkarriere mit den Komödien „Ein Rucksack voller Ärger“ (1962), „Was diese Frau so alles treibt“ (1963), „Schick mir keine Blumen“ (1964) und „Bei Madame Coco“ (1965) begonnen hatte, profitierte er bei „Cincinnati Kid“ von den Differenzen zwischen Produzent Martin Ransohoff und Regisseur Sam Peckinpah, der nicht nur Änderungen in der Besetzung, sondern auch eine Nacktszene mit Sharon Tate filmen wollte. Man kann nur darüber spekulieren, wie das Spielerdrama unter der Regie von „Bloody Sam“ geworden wäre, aber Norman Jewison hat sich auf jeden Fall mit „Cincinnati Kid“ als Regisseur für ernste Dramen profilieren können, wie er später mit „In der Hitze der Nacht“, „… und Gerechtigkeit für alle“ und „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ beweisen sollte.

Inhalt:

New Orleans, 1936. Der junge wie ambitionierte Eric „Cincinnati Kid“ Stoner (Steve McQueen) ist auf dem Weg, weit und breit der beste Pokerspieler zu werden. Während er sich sonst schon mal mit Gestalten aus der Unterwelt zu tun hat, die ihn des Falschspielens bezichtigen und ihr Geld mit Gewalt wiederhaben wollen, steht die Begegnung mit dem legendären Lancey Howard (Edward G. Robinson) unter einem ganz anderen Stern. Für die illustre Pokerrunde wurde extra eine Suite in einem Hotel angemietet, Stoners Freund Shooter (Karl Malden) organisiert das Ganze. Er warnt den Herausforderer allerdings vor Howards ausgefeilten Fertigkeiten, schließlich wurde Shooter einst selbst von der Pokerlegende „geschlachtet“. „Cincinnati Kid“ setzt für dieses Duell zwar seine Beziehung zur jungen Christian (Tuesday Weld) aufs Spiel, findet in dem millionenschweren Gangsterboss Slade (Rip Torn) aber ungewollt einen Unterstützer. Um Stoners Sieg sicherzustellen, erpresst er den als Kartengeber eingesetzten Shooter, damit er Stoner die entsprechenden Karten zu seinem Sieg zuteilt, auf den er eine hohe Wette abschließt. Es dauert nicht lange, da reduziert sich die Pokerrunde auf die beiden besten Spieler. Als Stoner merkt, dass Shooter ihm Gewinnerkarten austeilt, lässt er ihn vom Spiel entfernen, schließlich will er auf ehrliche Weise gegen Howard gewinnen …

Kritik: 

Norman Jewison ist mit der Verfilmung von Richard Jessups Roman „The Cincinnati Kid“ vor allem ein atmosphärisch stimmiges Drama gelungen, das weniger von der Handlung geprägt wird als von dem Psychoduell zwischen der Pokerlegende Howard und dem jungen Herausforderer Stoner. Das Drehbuch von Oscar-Gewinner Ring Lardner, Jr. („M.A.S.H.“, „Im Geheimdienst“) und Jewisons ruhige Inszenierung bringen zunächst auf vor allem musikalische Weise das Leben in New Orleans zum Ausdruck, ehe die unterschiedlichen Welten von Stoner und Howard kurz skizziert werden – hier der ambitionierte Poker-Shooting-Star, der Howard nicht nur einfach schlagen, sondern ihm alles nehmen will und dafür sogar die Beziehung zur attraktiven Christian aufzugeben bereit ist; dort der alternde, aber nach wie vor souverän und fast schon aristokratisch auftretende Howard, den nichts aus der Ruhe zu bringen scheint. Ebenfalls eingeführt wird die Beziehung zwischen dem Verlierer Shooter, für den seine junge Frau Melba (Ann-Margret) nur Verachtung empfindet, und dem Gangsterboss Slade, der Shooter mit Schuldscheinen über 15.000 Dollar erpresst. Aus der Konstellation zwischen Shooter, Stoner und Howard entwickelt sich schließlich ein nuanciert inszeniert und großartig gespieltes Drama, das sich im dramaturgisch langsam mit Spannung aufgeladenen Finale ganz auf das Duell zwischen den beiden Kontrahenten konzentriert.
Selbst Zuschauer, die nicht mit den Regeln des Five Stud Poker vertraut sind, werden von dem Spiel der beiden extrem cool auftretenden Stars Steve McQueen („Gesprengte Ketten“, „Bullitt“) und Edward G. Robinson („Frau ohne Gewissen“, „Jahr 2022 … die überleben wollen“) gefesselt, wobei die Spannung fast ausschließlich durch ihre Blicke erzeugt wird. Auch wenn mit Tuesday Weld („Der Einzelgänger“, „Es war einmal in Amerika“) und Ann-Margret („Die Kunst zu lieben“, „Ein verrücktes Paar“) zwei äußerst sexy in Szene gesetzte Frauen mitwirken, hält sich der Film in erotischer Hinsicht sehr bedeckt, so dass sich die Geschichte ganz auf das Duell der Pokerspieler konzentriert. Die wunderbare Kameraarbeit von Philip H. Lathrop („Der rosarote Panther“, „Erdbeben“) und die jazzig-coole Musik von Lalo Schifrin („Dirty Harry“, „Der Adler ist gelandet“) tragen ihren Teil zum Gelingen des atmosphärisch dichten Spieler-Dramas bei, das in der Charakterisierung seiner Figuren durchaus sorgfältiger hätte ausgestaltet sein können.
"Cincinnati Kid" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts