The Equalizer 2

Als Drehbuchautor und Produzent Luc Besson („Subway“, „The Transporter“) den nicht mehr ganz jungen Charakterdarsteller Liam Neeson („Rob Roy“, „Nell“) 2008 in „96 Hours“ als ehemaligen CIA-Agenten auf einen ganz persönlichen Rachefeldzug schickte, gelang ihm ein außergewöhnlicher Coup, der nicht nur zwei Fortsetzungen und eine Fernsehserie, sondern auch verschiedene Trittbrettfahrer nach sich zog. So schlüpfte Keanu Reeves („The Matrix“-Trilogie) seit 2014 in die Rolle als „John Wick“, Denzel Washington verkörperte im selben Jahr als ehemaliger Auftragskiller der Regierung einen einfachen Baumarkt-Angestellten, der es auf einmal mit der russischen Mafia zu tun bekommt. Vier Jahre später folgte mit „The Equalizer 2“ eine nicht mehr ganz so runde Fortsetzung, in der vieles einfach zu kurz kommt.

Inhalt:

Robert McCall (Denzel Washington) ist der gute Samariter in seinem Wohnviertel. Als Taxifahrer chauffiert er regelmäßig einen Holocaust-Überlebenden durch die Gegend, der verzweifelt nach seiner Schwester sucht und sich durch die sich häufenden Rückschläge bei seinem hoffnungslos erscheinenden Unterfangen nicht unterkriegen lässt. Als er eine junge Frau nach Hause bringen soll, vermutet McCall zu Recht, dass sie das Opfer einer Vergewaltigung geworden ist, und kehrt zu der Penthouse-Suite zurück, um die selbstgefälligen Männer, die sich an der Praktikantin aus ihrer Firma vergangen haben, brutal zur Rechenschaft zu ziehen. Zuvor ist er sogar in die Türkei gereist, um die entführte Tochter der Buchhändlerin, in dem McCall seine Lektüre kauft, aus den Fängen eines türkischen Gangsterbosses zu befreien und nach Hause zu bringen. Doch als seine Ex-Chefin Susan Plummer (Melissa Leo) in Brüssel den Mord an einem ihrer US-Agenten und seiner Frau aufklären soll und in ihrem Hotel ermordet aufgefunden wird, ist es für ihn Ehrensache, ihren Mördern die gerechte Strafe zuteilwerden zu lassen …

Kritik:

Seit Denzel Washington seinen ersten Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Leistung in Antoine Fuquas Cop-Thriller „Training Day“ (2001) erhielt – seinen allerersten Oscar bekam er für die beste Nebenrolle in Edward Zwicks Bürgerkriegsdrama „Glory“ (1989) -, arbeitet er immer wieder gern mit dem schwarzen Regisseur zusammen, so bei dem Western-Klassiker-Remake von „Die glorreichen Sieben“ (2016) und eben bei der losen Kino-Adaption der Fernsehserie „Der Equalizer“. Ebenso wie im 2014 veröffentlichten ersten Teil wird Washingtons Figur als gute Seele in seinem Viertel präsentiert. Er ist im Prinzip der Mann, der alten Frauen über die Straße hilft und ihnen ihre Einkäufe in die Wohnung trägt. Diese Art von Nächstenliebe nimmt in „The Equalizer 2“ weitaus größere Dimensionen an, wird aber oft nur episoden- und bruchstückhaft erzählt. So löst sich beispielsweise die den Film eröffnende Geschichte von McCalls Zugfahrt durch die Türkei mit der Bergung des entführten Mädchens erst spät auf und dient vor allem dazu, McCalls außergewöhnliche Fertigkeiten im Nahkampf zu demonstrieren, wobei er sich blitzschnell jedes Gegenstands bedient, der ihm in der Nähe als Waffe zur Verfügung steht.
Etwas ausführlicher kümmert sich McCall um seinen jungen Nachbarn Miles (Ashton Sanders), der die Kunstschule besucht, seinen Lebensunterhalt aber durch krumme Geschäfte verdient. Damit der talentierte Zeichner nicht auf die schiefe Bahn gerät, nimmt er den Schwarzen unter seine Fittiche und lässt ihn das Graffiti im Innenhof übermalen. Zwischen all diesen Episoden, die McCall als tatkräftigen Gutmenschen präsentieren, kommt der Hauptplot fast schon zu kurz, denn der Equalizer braucht nicht viel Zeit, um dahinterzukommen, dass die Mörder seiner einzig verbliebenen Freundin keine Unbekannten sind.
Nach dieser sehr oberflächlichen, viel zu schnell erfolgten Auflösung kommt der Action-Thriller erst in der letzten halben Stunde so richtig in Fahrt, als es auf der wegen einer Sturmflut evakuierten Insel, auf der McCall einst mit seiner getöteten Frau gelebt hatte, zum imponierenden Showdown zwischen dem Einzelkämpfer und seinen ebenfalls gut ausgebildeten Gegnern kommt. Hier – wie in den immer mal wieder kurzen eingestreuten Szenen zuvor – kommt der Action-Fan voll auf seine Kosten. Dabei hätte der Film auch einen packenden Agenten-Thriller abgeben können, doch dafür ist das Drehbuch von Richard Wenk („The Expendables 2“, „The Mechanic“) zu fahrig und unausgegoren geworden. So ist es wieder allein der charismatischen Präsenz von Denzel Washington zu verdanken, dass „The Equalizer 2“ nicht gänzlich zu einem öden Selbstjustiz-Reißer verkommt.
"The Equalizer 2" in der IMDb

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