Bullitt

Peter Yates hat Anfang der 1960er Jahre mit der Cliff-Richard-Musikkomödie „Holiday für dich und mich“ (1963) und der Komödie „One Way Pendulum“ (1965) zunächst keinen Eindruck als Regisseur hinterlassen können, aber seine Arbeiten für die Fernsehserien „Simon Templar“ und „Geheimauftrag für John Drake“ schon eher. Denn seine Tätigkeit als professioneller Rennfahrer und Team-Manager vor seiner Filmkarriere hat ihn quasi für das Action-Genre prädestiniert. Nach dem Mystery-Krimi-Drama „Millionen-Raub“ (1967) präsentierte er nämlich mit seinem Hollywood-Debüt „Bullitt“ (1968) einen an sich bedächtig inszenierten Cop-Thriller, der nichtsdestotrotz Maßstäbe für das Action-Genre gesetzt hat.

Inhalt:

Der profilierte Lieutenant Frank Bullitt (Steve McQueen) wird nach einer kurzen Nacht von seinem Partner Delgetti (Don Gordon) zuhause abgeholt, um für den politisch ambitionierten Staatsanwalt Walter Chalmers (Robert Vaughn) seinen Kronzeugen Johnny Ross zu beschützen, der am Montag in einer Anhörung vor dem Senatsausschuss gegen das Syndikat aussagen soll. Offenbar hatte Ross seinen Bossen zwei Millionen Dollar unterschlagen, die daraufhin bereits in Chicago vergeblich versucht haben, ihn umzubringen. Bullitt und seine beiden Detective Sergeants Delgetti und Stanton (Carl Reindel) sollen sich bei der Bewachung von Ross in einem schäbigen Hotel abwechseln. Nachdem Delgettis Schicht ohne Vorkommnisse verlaufen ist, meldet der Portier um 1 Uhr morgens über das Haustelefon bei Stanton den Besuch von Chalmers mit einem Freund an, was den jungen Cop veranlasst, Meldung bei Bullitt zu machen. Doch bevor er der Sache nachgehen kann, stürmen zwei Männer ins Hotelzimmer, ein Killer setzt mit einer Winchester Schrotflinte zunächst Stanton mit einem Schuss ins Bein außer Gefecht und dann auch Ross. Stanton übersteht die nachfolgende Operation, doch Ross erliegt wenig später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Da Bullitt aber auf jeden Fall die Verantwortlichen für die Tat finden will, lässt er Ross‘ Tod zunächst geheim halten und gibt auf Nachfrage von Chalmers und seinem Vorgesetzten Captain Bennet (Simon Oakland) vor, dass Ross in seiner persönlichen Obhut sei.
Chalmers zwingt Bullitt zur Herausgabe seines Zeugen, sieht er doch seinen publikumswirksamen und karrierefördernden Fall gefährdet. Bullitt lässt sich jedoch von Chalmers‘ Drohgebärden nicht beeinflussen und macht den Taxifahrer (Robert Duvall) ausfindig, der Ross vom Flughafen in die Stadt gefahren hat. Mit ihm zusammen klappert Bullitt die einzelnen Stationen des Kronzeugen ab und stößt auf ein Hotelzimmer in San Meteo. Doch mittlerweile hat es der Mafia-Killer auch auf Bullitt abgesehen …

Kritik: 

Nach Erfolgen mit Filmen wie „Gesprengte Ketten“ (1963), „Cincinnati Kid“ (1965) und „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968) befand sich Steve McQueen zu den Dreharbeiten an „Bullitt“ auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Nach dem Roman „Mute Witness“ von Robert L. Pike entwickelten „Thomas Crown ist nicht zu fassen“-Autor Alan Trustman und Harry Kleiner („Red Heat“, „Le Mans“) ein Drehbuch, das Regisseur Peter Yates mit viel Sinn für Realismus inszenierte. So wurden die Szenen im Krankenhaus mit echtem Krankenhauspersonal gedreht und die Action-Szenen ohne Special Effects inszeniert, wobei der motorsportbegeisterte Steve McQueen in der legendären elfminütigen Autoverfolgungsjagd zwischen einem 1968er Ford Mustang Fastback und einem 1968er Dodge Charger R/T in und um San Francisco meistens selbst am Steuer saß.
Auch wenn diese wunderbar realistische und packende Verfolgungsjagd (mit einigen Filmfehlern wie dem viermaligen Überholen eines grünen VW Käfers und dem übermäßigen Verlust von Radkappen) in die Filmgeschichte eingegangen ist und nachfolgende Klassiker wie „French Connection“ und „Heat“ beeinflusst hat, dominiert die ruhig erzählte Geschichte des hoffnungslos erscheinenden Kampfes eines wortkargen, aber aufrechten Cops gegen Machtgier und Verbrechen.
Es ist vor allem die mit einigen wunderbaren Onelinern gespickte Auseinandersetzung zwischen Bullitt und Chalmers, die „Bullitt“ seinen Unterhaltungswert verdankt. Sowohl Steve McQueen, der seine fehlende Gesprächigkeit durch seine ausdrucksstarke Mimik wettmacht, als auch sein aus „Flammendes Inferno“ und „Die glorreichen Sieben“ vertrauter Filmpartner Robert Vaughn als machtbesessener Staatsanwalt halten das Publikum bei der Stange, wohingegen sowohl Robert Duvall (in einer kaum nennenswerte Nebenrolle als Taxifahrer) als auch Jacqueline Bisset („Airport“, „Das war Roy Bean“) als Bullitts Freundin Cathy etwas mehr Leinwandzeit verdient hätten. Überhaupt sind die einzelnen Figuren nicht besonders ausgeprägt charakterisiert. Dafür besticht „Bullitt“ mit dem cool groovenden Score von Lalo Schifrin („Dirty Harry“, „Der Adler ist gelandet“) als authentisch wirkendes Kriminal-Drama, das nicht nur wegen der berühmten Verfolgungsjagd auch heute noch sehenswert ist.
"Bullitt" in der IMDb

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