Der Verwegene

Nachdem Charlton Heston in den Monumentalfilmen „Die zehn Gebote“ (1956), „Ben Hur“ (1959), „El Cid“ (1961), „55 Tage in Peking“ (1963) und „Die größte Geschichte aller Zeiten“ (1965) zum gefeierten Star wurde, verkörperte er 1967 in dem intimen Western-Drama „Der Verwegene“ einen alternden Cowboy, dem das Leben unter zivilisierten Bedingungen großes Unbehagen bereitet.

Inhalt:

Will Penny (Charlton Heston) hat sein ganzes Leben damit verbracht, als Cowboy Viehherden durch den Wilden Westen zu treiben. Als der knapp Fünfzigjährige einen weiteren Treck an sein Ziel gebracht hat, steht der Winter vor der Tür, Arbeit ist da schwer zu finden. Zusammen mit seinen jüngeren Kollegen Blue (Lee Majors) und Dutchy (Anthony Zerbe) macht sich Penny auf den Weg nach Kansas City, wo sie bessere Chancen für sich sehen, eine Anstellung zu finden. Als sie eines Tages von ihrem Nachtlager aus aufbrechen, entdecken Blue und Dutchy einen Hirsch, den sie erlegen wollen, doch bevor Blue abdrücken kann, fällt das Tier bereits erschossen zu Boden. Der selbsternannte Prediger Quint (Donald Pleasance) war mit seinen Söhnen (Bruce Dern, Matt Clark, Gene Rutherford) schneller und erhebt natürlich Anspruch auf das erlegte Tier. Zwar einigen sich die beiden Parteien darauf, die Beute untereinander aufzuteilen, doch der Streit über die gerechten Anteile fallen Schüsse. Dutchy erleidet einen Bauchschuss, einer der Söhne des Predigers wird sogar tödlich getroffen, worauf der erzürnte Vater tödliche Rache schwört. Will und Blue wollen ihren verletzten Kameraden in die nächste Stadt zu einem Arzt bringen und machen unterwegs auf einer Ranch Halt, wo sie Catherine Allen (Joan Hackett) kennenlernen, die von einem bezahlten Führer mit ihrem Sohn Horace (Jon Gries) zu ihrem Mann nach Kalifornien gebracht werden soll. Den Cowboys gelingt, Dutchy noch lebend in die nächste Stadt zu bringen, von dort aus reitet Will alleine weiter und findet einen Job als Grenzreiter auf der „Flat Iron“-Ranch. Als Will die Blockhütte in den Bergen erreicht, von wo aus er die Grenzzäune der Ranch überwachen soll, trifft er Catherine und ihren Sohn wieder, die nun allein auf sich gestellt sind, nachdem ihr Führer mit seinem Lohn das Weite gesucht hat. Als aber auch Quint und seine beiden Söhne die Hütte ausfindig machen, muss Will nicht nur sein eigenes Leben verteidigen …

Kritik: 

Regisseur Tom Gries hat seit Mitte der 1950er Jahre vor allem einzelne Episoden für Fernsehserien inszeniert, darunter auch die Folge „Line Camp“ für „The Westerner“, zu der er auch das Drehbuch schrieb. Sieben Jahre später hat er die Story auf Spielfilmlänge erweitert und mit Charlton Heston einen zugkräftigen Star für die Hauptrolle gewinnen können, die der Hollywood-Star sehr überzeugend und nuanciert verkörperte. Gries präsentiert in seinem wunderbar von Lucien Ballard („Der Marshal“, „The Wild Bunch“) fotografierten Spätwestern das Leben der Cowboys ohne falsche Romantik, sondern als ständigen Überlebenskampf jenseits der Zivilisation. Dramatik kommt vor allem durch die Konfrontation zwischen den drei Cowboys und der Familie des psychopathischen Predigers auf, der von Donald Pleasance („Halloween“, „Gesprengte Ketten“) wunderbar eindringlich gespielt wird. „Ein Colt für alle Fälle“-Star Lee Majors ist hier in seiner ersten großen Filmrolle zu sehen, dazu gesellen sich mit Bruce Dern („Die Cowboys“, „Nebraska“), Ben Johnson („Getaway“, „The Wild Bunch“) und Anthony Zerbe („Der Omega-Mann“, „Der Unbeugsame“) weitere bekannte Namen.
Auch wenn die Rachegeschichte das handlungstreibende Element von „Der Verwegene“ darstellt, steht eigentlich die zurückhaltende Beziehung zwischen Will Penny und der letztlich alleinerziehenden Catherine im Vordergrund. Nicht nur die Tatsache, dass Catherine verheiratet ist, gestaltet die Beziehung schwierig, auch Will Pennys nomadisches Leben in der Natur steht einer romantischen Liebe im Weg. Dennoch nähern sich die beiden vorsichtig aneinander an, wobei Will Penny dem jungen Horace sogar väterliche Gefühle entgegenbringt. Dass Charlton Heston „Der Verwegene“ für seinen Lieblingsfilm hält, überrascht nicht, denn hier beweist der Hollywood-Star, dass er jenseits von monumentalen und katastrophalen Szenarien sehr nuancenreich auch einen ganz einfachen Mann verkörpern kann, den das harte Leben als Cowboy zu stark geprägt hat, um diesem noch eine andere Richtung verleihen zu können.
"Der Verwegene" in der IMDb

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