Steiner - Das Eiserne Kreuz

Obwohl Sam Peckinpah mit „The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz“ (1969) einen großen Publikums- und Kritikererfolg feiern durfte, machte er es sich nie leicht in Hollywood und legte sich fortwährend mit den Produzenten seiner Filme an, bis er der Traumfabrik sogar den Rücken kehrte, sein Meisterwerk „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ (1974) sogar überwiegend in Mexiko drehen ließ und für „Wer Gewalt sät“ (1971) mit seinem Hauptdarsteller Dustin Hoffman auch nach England ging. 1977 verschlug es „Bloody Sam“ sogar nach Deutschland, um für den erfolgreichen „Schulmädchenreport“-Produzenten Wolf C. Hartwig die Adaption von Will Heinrichs Bestseller „Das geduldige Fleisch“ zu übernehmen. Neben Hollywood-Größen wie James Coburn und James Mason durften in dem desillusionierenden Kriegsfilm „Steiner – Das Eiserne Kreuz“ auch populäre deutschsprachige Darsteller wie Maximilian Schell, Vadim Glowna, Klaus Löwitsch, Senta Berger und Burkhard Driest ihr Können unter Beweis stellen.

Inhalt: 

Auf der russischen Halbinsel Taman befinden sich die deutschen Truppen im Jahr 1943 auf dem Rückzug vor der Roten Armee. Weder Regimentskommandant Brandt (James Mason) noch seine rechte Hand, Hauptmann Kiesel (David Warner), glauben noch an einen Sieg von Hitlers Nazi-Deutschland und hoffen nur, dass möglichst viele ihrer Männer das blutige Gemetzel überleben. Während der ebenfalls desillusionierte Unteroffizier Rolf Steiner (James Coburn) mit seinem aus Krüger (Klaus Löwitsch), Kern (Vadim Glowna), Anselm (Dieter Schidor), „Schnurrbart“ Reisenauer (Fred Stillkrauth) und Maag (Burkhard Driest) bestehenden Stoßtrupp auf Patrouille gehen, heben sie einen russischen Posten aus und nehmen einen halbwüchsigen Kindersoldaten mit in ihr Lager. Der gerade aus dem französischen Biarritz auf eigenen Wunsch an die Ostfront versetzte Hauptmann Stransky (Maximilian Schell) denkt nicht daran, Steiner sein eigenwilliges Verhalten durchgehen zu lassen, und befiehlt die Tötung des russischen Jungen.
Der preußische Aristokrat ist nicht nur überzeugt davon, dass fähige Männer an der Ostfront benötigt werden, sondern dass er hier endlich Gelegenheit findet, das begehrte Eiserne Kreuz zu verdienen, mit dem Steiner bereits ausgezeichnet worden ist. Reisenauer rettet das Leben des jungen Russen, doch Steiner und Stransky stehen sich fortan als Feinde gegenüber. Stransky lässt Steiner nur zum Feldwebel befördern, um ihn auf seine Seite zu ziehen, doch das Plan misslingt. Als Stransky befohlen wird, einen Gegenangriff gegen die Rote Armee anzuführen, schickt er Leutnant Meyer (Igor Galo) vor, der jedoch schnell erschossen wird. Steiner und „Schnurrbart“ werden verwundet und in ein Lazarett eingeliefert, wo Steiner die attraktive Krankenschwester Eva (Senta Berger) kennenlernt. Doch statt mit ihr den genehmigten Heimaturlaub anzutreten, kehrt Steiner nach seiner Genesung zu seiner Truppe zurück, wo Stransky darauf wartet, das Eiserne Kreuz zu erhalten.
Er gab an, selbst den Gegenangriff gegen die Russen geführt zu haben, und benannte seinen homosexuellen Adjutanten Triebig (Roger Fritz) und Steiner als Zeugen. Doch als Steiner seine Bestätigung verweigert, setzt Stransky alles daran, den Feldwebel ohne Rückendeckung im Kampf gegen die Russen zurückzulassen …

Kritik: 

Für sein Prestige-Projekt „Steiner – Das Eiserne Kreuz“ ließ es Produzent Wolf C. Hartwig ordentlich krachen. Um auch internationale Anerkennung zu finden, stellte er ein Budget von 4,8 Millionen Deutsche Mark zur Verfügung, das sich am Ende verdreifachte, womit „Steiner“ bis dahin zur teuersten deutschen Produktion der Nachkriegsgeschichte avancierte. Zwar versuchte man, durch das Drehen im vergleichsweise günstigen Jugoslawien die Kosten gering zu halten, doch nicht zuletzt der eigensinnige, vom Alkohol- und Kokain-Konsum geschwächte Sam Peckinpah trug zur Kostenexplosion bei. Er ließ es sich nicht nehmen, mit seinem Freund, Schauspieler Walter Kelley („Convoy“, „Pat Garrett jagt Billy the Kid“), vier Monate lang das Skript von Julius J. Epstein („Casablanca“, „Arsen und Spitzenhäubchen“) zu überarbeiten und „Steiner – Das Eiserne Kreuz“ seine eigene Note zu verleihen. Auch wenn Peckinpah für seine ästhetisierte und explizite Darstellung von Gewalt berühmt geworden ist, hasste er den Krieg und nutze die Gelegenheit, in seinem einzigen Kriegsfilm darzustellen, wie Politiker Kriege anzetteln und einfache Soldaten darin sterben.
Bereits mit dem aus Archivaufnahmen geschickt montierten Vorspann, der von einer Collage aus dem Kinderlied „Hänschen klein“ und einer Variation des Horst-Wessel-Liedes unterlegt ist, stellt Peckinpah Hitlers fröhliches Bad in den Massen den ausgezehrten Gesichtern erschöpfter Soldaten gegenüber, und auch in der Filmhandlung sorgen die ungeschminkten, oft in extremer Zeitlupe präsentierten Tötungen durch Explosionen, Maschinengewehrfeuer und Bajonette dafür, jeder Glorifizierung von Kriegen eine Absage zu erteilen. Da wird die Leiche eines Soldaten durch einen LKW noch tiefer in den Schlamm gedrückt, sterben Kindersoldaten im Gefecht, werden Soldaten im „friendly fire“ zerfetzt. Peckinpah legt dabei wenig wert auf die einzelnen Figuren, die überwiegend sehr eindimensional gezeichnet sind. James Coburn („Die glorreichen Sieben“, „Gesprengte Ketten“) brilliert als fürsorglicher, vom Krieg aber ermüdeter Unteroffizier/Feldwebel, während David Warner („Das Omen“, „Die Mächte des Wahnsinns“) als desillusionierter Adjutant vor allem kritische Äußerungen zum Wahnsinn des Krieges vorbringen darf. Zwar steht die Feindschaft zwischen den beiden ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten von Steiner und Stransky im Mittelpunkt von „Steiner – Das Eiserne Kreuz“, aber im Zentrum steht vor allem die Botschaft, dass im Krieg Menschen sterben, die gar nicht mehr an die politische Führung glauben, die sie in den Krieg geschickt hat. Zwei Jahre später entstand mit „Steiner – Das Eiserne Kreuz – Teil II“ eine weit weniger überzeugende Fortsetzung, in der vor allem die Darsteller der Hauptfiguren, aber auch der Regisseur ausgetauscht wurden.
"Steiner - Das Eiserne Kreuz" in der IMDb

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