Donnie Darko
Auf den ersten Blick scheint Donnie Darko (Jake Gyllenhaal) ein ganz normaler amerikanischer Teenager zu sein. Zumindest lassen die kleinen Kabbeleien zwischen ihm und seinen beiden Schwestern Samantha (Daveigh Chase) und Elizabeth (Maggie Gyllenhaal) beim Essen diesen Schluss zu, während Vater und Mutter (Mary McDonnell) dem munteren Schlagabtausch eher amüsiert folgen. Doch Donnie ist längst nicht so normal, wie es scheint. Seine Therapeutin hat bei ihm paranoid-schizophrene Züge diagnostiziert, da er nachts regelmäßig schlafwandelt und stets an anderen Orten in seiner Kleinstadt aufwacht sowie unter Halluzinationen zu leiden scheint.
Bei einem seiner nächtlichen Ausflüge folgt er einer geheimnisvollen Stimme zum Golfplatz, wo ihm von einer Gestalt im beängstigenden Hasenkostüm prophezeit wird, dass in 28 Tagen, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden das Ende der Welt komme. Mit diesen auf seinem Arm groß aufgemalten Ziffern wird er am nächsten Morgen auf dem Golfplatz aufgefunden. Als er nach Hause zurückkehrt, ist dort alles weiträumig abgesperrt. Aus unerklärlichen Gründen ist in der vergangenen Nacht das Triebwerk eines Flugzeugs genau in Donnies Zimmer gestürzt. Von dem Flugzeug fehlt jede Spur, aber indem Donnie dem Ruf des Hasen gefolgt ist, wurde sein Leben gerettet. Fasziniert und verwirrt zugleich sucht Donnie nach einer Erklärung für den Vorfall und stößt auf ein Buch über Zeitreisen, das vor vielen Jahren eine verwirrte Alte aus der Stadt geschrieben hat.
Das 2001 von Autor Richard Kelly realisierte und von Drew Barrymore (die in dem Film eine umstrittene Lehrerin für Amerikanische Literatur spielt) produzierte Coming-of-Age-Mystery-Drama
floppte zwar im Kino, entwickelte sich in der DVD-Auswertung aber schnell zu einem Kultfilm. Was „Donnie Darko“ dabei wirklich gut gelingt, ist das stimmige Portrait von Jugendlichen zu zeichnen, die der Erwachsenenwelt sehr skeptisch gegenüberstehen. Vor allem die verbohrte Lehrerin Kitty Farmer (Beth Grant) steht mit ihrer unreflektierten Verbreitung der von Psycho-Guru Jim Cunningham (Patrick Swayze) propagierten „Lebenslinie“ im Mittelpunkt, wo jeder moralischer Konflikt auf die Pole Angst oder Liebe zurückgeführt werden kann.
Indem sich Donnie sowohl gegen die unfähige Lehrerin auflehnt als auch Cunningham bei einem Vortrag in der Schulaula offen attackiert, handelt er sich eine höhere Medikation ein. Im Gegensatz zu seiner Lehrerin hat Donnie aber sehr wohl begriffen, dass im Leben nichts so einfach in Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Richtig und Falsch kategorisiert werden kann. Wie schwierig es ist, auch tiefer gehende Beziehungen zu knüpfen, stellt Donnie spätestens dann fest, als er seine neue Mitschülerin bei einem Spaziergang einfach fragt, ob sie mit ihm gehen will.
Was „Donnie Darko“ so interessant macht, ist die Verknüpfung der Coming-of-Age-Thematik mit surrealen Mystery-Elementen in moderater David-Lynch-Manier und höchst amüsanten Dialogen. Dazu überzeugen die Darsteller durch die Bank und verleihen den Figuren die nötige Glaubwürdigkeit, um in dem ungewöhnlichen Szenario bestehen zu können.
Und schließlich sorgt der coole 80er-Soundtrack mit Tears For Fears, The Church, Echo & The Bunnymen, Duran Duran und der eindringlichen Tears-For-Fears-Coverversion „Mad World“ von Komponist Michael Andrews und Sänger Gary Jules für die passende musikalische Untermalung.
Wie in den schwer analysierbaren Werken David Lynchs entzieht sich auch „Donnie Darko“ einer griffigen Interpretation. Auch wenn die physikalischen wie esoterischen Komponenten des Films nicht befriedigend aufgelöst werden und so viele Fragen offen bleiben, überzeugt der Film als stilsichere Genre-Mixtur mit hervorragenden Darstellern, starker, weitläufig interpretierbarer Story und genialem Soundtrack.
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