Jericho - Der Anschlag
Jake Green (Skeet Ulrich) kehrt nach fünf Jahren in seine Heimatstadt, das beschauliche Jericho in Kansas, zurück, doch die unverhoffte Heimkehr fällt weniger erfreulich aus als erhofft. Während seine Mutter Gail (Pamela Reed) ihren verlorenen Sohn herzlich willkommen heißt, kann sein Vater, der herrische Bürgermeister Johnston (Gerald McRaney), noch immer nicht verwinden, dass Jake
nichts aus seinem Leben gemacht hat. Auch sein Bruder Eric (Kenneth Mitchell) freut sich nicht wirklich über Jakes Besuch. Verwirrt ist auch Jakes Ex-Freundin Emily (Ashley Scott), die überstürzt von Jake verlassen worden war und neu liiert ist.
Jake ist gerade dabei, Jericho wieder zu verlassen, als er beobachtet, wie in Denver ein Atompilz in den Himmel schießt und Jericho ins Chaos stürzt. Jake wird zum unfreiwilligen Helden, als er die Insassen eines Schulbusses, der durch den Vorfall von der Straße abgekommen war, heil nach Jericho zurückbringt. Dort macht sich schnell Chaos breit, als der Strom ausfällt und die Stadt von der Außenwelt abgeschnitten wird. Während die Unterbringung der geschockten Bevölkerung in unterirdischen Bunkern veranlasst wird, versucht Gray Anderson (Michael Gaston) einen anderen Kurs einzuschlagen als der bedächtige Bürgermeister Johnston. Denn nachdem sich der Fallout gelegt hat, wird der Kleinstadt schnell deutlich, dass die Wasser-, Benzin- und Nahrungsvorräte nicht für den bevorstehenden Winter reichen.
Und als wären die Vorräte nicht schon knapp genug, beansprucht davon auch das benachbarte New Bern einen nicht unerheblichen Anteil. Deren Sheriff Constantino schreckt auch nicht vor Waffengewalt zurück und produziert in der einzig noch funktionierenden Fabrik fleißig Granaten. Jake versucht mit der Hilfe des geheimnisvollen FBI-Agenten Robert Hawkins (Lennie James), der erst kurz vor der Katastrophe mit seiner Familie nach Jericho gezogen ist, die Waffenproduktion in New Bern zu stoppen, doch bald haben es Jericho und New Bern mit Söldnern von Ravenwood zu tun, für die Jake einst im Irak tätig gewesen ist und die nun im Auftrag einer neu gebildeten Regierung den Wiederaufbau des Landes in die Wege leiten sollen. Jake und Hawkins finden allerdings heraus, dass die Atombomben, die 25 amerikanische Großstädte vernichtet haben, gar nicht - wie von der Regierung verlautbart - von
Terroristen aus dem Mittleren und Fernen Osten ins Land geschmuggelt wurden, sondern dass eine nationale Verschwörung für das landesweite Chaos verantwortlich ist.
Seit dem berüchtigten 11. September 2001 geht vor allem in den USA das Gespenst des Terrors um. Stephen King hat bereits in seinem apokalyptischen Epos „The Stand - Das letzte Gefecht“ anschaulich beschrieben, wie sich Menschen nach der Apokalypse verhalten, wie ihre moralischen Werte und Tugenden auf den Prüfstand gestellt werden. Aber auch Roland Emmerich hat mit seinen jüngsten Katastrophen-Thrillern „The Day After Tomorrow“ und „2012“ die Frage thematisiert, wie die Weltmacht mit einem Supergau umgeht.
Dem gegenüber ist die von Jon Turteltaub („Während du schliefst“, „Das Vermächtnis der Tempelritter“) produzierte TV-Serie „Jericho“ im realen Hier und Jetzt verankert und setzt sich ganz konkret und ohne Sci-Fi-Touch mit der Frage auseinander, was aus der amerikanischen Zivilisation wird, wenn sie Opfer von umfassenden Atombomben-Angriffen geworden ist. Anhand der überschaubaren Kleinstadt mit dem biblischen Namen Jericho erzählt die Serie sehr anschaulich, überzeugend und spannend, wie eine Stadt von ganz vorn anfangen und sich dabei nicht nur gegen Feinde von außerhalb wehren muss, sondern auch innergemeinschaftliche Konflikte zu bewältigen hat. Die geheimnisvolle, erst im Verlauf der Serie nach und nach gelüftete Vergangenheit von Jake und Hawkins sind dabei ebenso treibende Kräfte in der Story wie die Verteidigung der Stadt gegen räuberische Nachbarn, trickreiche Gauner und skrupellose Militärs.
Doch in all dem Chaos und der ständigen Gefahren bleibt der Wille der Stadtbewohner lebendig, den Neuaufbau gegen alle Widrigkeiten in Angriff zu nehmen, und selbst persönliche Probleme, Ehekrisen und Konkurrenz-Geplänkel werden mutig und beherzt gelöst.
„Jericho“ ist eine beängstigend realistische Serie über die Folgen eines Atombomben-Attentats und ist vielleicht deshalb zu keinem Publikumserfolg geworden, so dass CBS die Serie nach der ersten Staffel absetzen wollte.
Zum Glück waren die Proteste der Fans so laut, dass CBS wenigstens noch sieben Folgen produzierte, um die Serie zu einem Abschluss zu bringen. Dabei hätte „Jericho“ locker das Potenzial für weitere spannende Folgen gehabt. Die Charaktere sind so lebendig und überzeugend gezeichnet, dass man schnell mit ihnen sympathisiert, und selbst die Bösewichter sind so differenziert dargestellt, dass ihre Motive nachvollziehbar bleiben. Dass man am Ende der
zweiten Staffel nur erahnen kann, wie das Leben in Jericho weitergeht und die ungelösten Konflikte gelöst werden, ist mehr als bedauerlich, denn „Jericho“ hat erhebliches Suchtpotenzial.
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