Gran Torino

Walt Kowalski (Clint Eastwood) hat in Korea gedient und wurde wegen seiner Tapferkeit mit dem Silver Star ausgezeichnet. Nachdem er sein Leben lang bei Ford gearbeitet hat, ist ihm nicht mehr viel geblieben. Bei der Beerdigung seiner Frau beäugt er nicht nur kritisch die nichtssagende Predigt des gerade mal 27-jährigen Paters Janovich (Christopher Carley), sondern auch seine ihn enttäuschenden Söhne. Seine früheren Arbeitskollegen haben längst den Detroiter Vorort verlassen, in dem Walt erschreckend den Zuwachs an Asiaten wahrnimmt und seinen Nachbarn mit offener Feindseligkeit begegnet. 
Seine rassistischen Vorurteile scheinen nur bestätigt zu werden, als der Nachbarsjunge Thao (Bee Vang) versucht, seinen liebevoll gepflegten 72er Gran Torino zu stehlen. Doch als eine jugendliche Bande versucht, den schüchternen Jungen für sich einzuspannen, vertreibt Walt die Halbstarken mit vorgehaltener Waffe und wird fortan von seinen Nachbarn als Held gefeiert und mit Geschenken überhäuft, was Walt ebenso ablehnt wie die Forderung seiner Nachbarn, dass Thao seine Schuld bei Walt abarbeiten soll. 
Um den Stolz der Familie nicht zu verletzen, lässt sich Walt auf den Deal ein und freundet sich sogar mit dem handwerklich geschickten Jungen an. Schließlich befreit Walt auch Thaos Schwester Sue (Ahney Her) aus einer misslichen Situation, als sie von anderen Bandmitgliedern belästigt wird. Doch die Gewalt in der Gegend nimmt immer mehr zu. 
In „Gran Torino“ greift Regisseur Clint Eastwood so einige Elemente auf, die aus seinen früheren Filmen vertraut sind, etwa die Dämonen der Vergangenheit, die in „Mystic River“ und „Million Dollar Baby“ ihr Unwesen getrieben haben, die Einsamkeit, die seine Helden in „Die Brücken am Fluss“, „Erbarmungslos“ oder „Der Texaner“ umgibt, das ironische Spiel mit dem Alter, das uns schon in „Space Cowboys“ und „Blood Work“ begegnete. Selbst der unverhohlene Rassismus treibt in „Gran Torino“ skurrile Blüten, wenn er auch seinem italienischen Frisör die üblichen Klischees an den Kopf knallt, aber auch die entsprechenden Erwiderungen mit Humor aufnimmt. Seine rassistische Einstellung bewahrt Walt Kowalski allerdings auch noch, als er längst begonnen hat, seine Nachbarn mit anderen Augen zu sehen und sich sogar zum großfamiliären Grillfest einladen zu lassen und sich dort sogar mit den jungen Leuten zu unterhalten, die im Keller des Hauses ihren eigenen Vergnügungen nachgehen. 
Ebenso rigoros verteidigt der einsame alte Mann sein kleines Stück Vorgartenrasen und sein Hab und Gut. Um Recht und Ordnung geht es ohnehin in den meisten Eastwood-Filmen, auch um das brüchige Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft sowie den Umgang mit Waffen und Gewalt. Eastwood brilliert dabei als gewohnt wortkarger, mürrischer Einzelgänger, dem alles zuwider ist und der sich pöbelnd alle Menschen vom Leib hält, denen er etwas bedeuten könnte. Doch sobald sein Recht und Eigentum oder seine eingerosteten Wert- und Moralvorstellungen bedroht werden, verteidigt er diese ohne zu zögern mit seinem Waffenarsenal. Am Ende geht es aber auch um Frieden und Erlösung, einem weiteren Motiv in Eastwoods Filmen, das er hier zu einem rigorosen Ende bringt. „Gran Torino“ ist ein schnörkellos inszenierter, wunderbar unterhaltsamer Film mit vielen Verweisen auf Eastwoods früherer Werke und präsentiert Regisseur wie Darsteller Eastwood in Bestform. 

Kommentare

Beliebte Posts