Whatever Works - Liebe sich wer kann

Der wortgewandte und sehr kluge Misanthrop Boris Yelnikoff (Larry David) hat knapp den Nobelpreis für Physik verpasst und einen Selbstmordversuch vermasselt, nachdem er frustriert feststellen musste, dass er viel zu gut mit seiner Frau zusammenpasste. Seither lebt der Frührentner hinkend in seiner New Yorker Wohnung, lamentiert mit seinen beiden Freunden in Cafés über die Sinnlosigkeit des Lebens und beschimpft lauthals kleine Kinder, denen er Schach beibringen soll, wegen ihrer Dummheit. 
Als eines Abends die 19-jährige Südstaatlerin Melodie (Evan Rachel Wood) vor seiner Tür auftaucht und um Essen bittet, erfüllt er ihr zunächst widerstrebend den Wunsch, lässt sie dann aber sogar bei sich wohnen. Beeindruckt von der Lebenserfahrung und Gelehrsamkeit des über 60-jährigen Mannes, verliebt sich die hübsche Melodie in Boris, der ihre Avancen zwar auf die ihm typische Art und Weise zerredet, sich aber schließlich trotzdem mit ihr verheiratet. Doch nach über einem Jahr taucht Melodies tief religiöse Mutter Marietta (Patricia Clarkson) auf, die erst einmal in Ohnmacht fällt, als sie sieht, mit was für einem Mann ihre Tochter verheiratet ist, um dann einen jungen, gut aussehenden Schauspieler, der offensichtlich Gefallen an Melodie gefunden hat, massiv zu ermutigen, Melodie zu erobern. Als sich Marietta überraschend schnell von einer bornierten Christin zu einer weltoffenen Künstlerin entwickelt, die eine Menage à trois unterhält, hat auch ihr Mann John (Ed Begley Jr.) den Weg nach New York gefunden, um Marietta um Vergebung zu bitten, nachdem er sie wegen ihrer besten Freundin verlassen hatte. Auf einmal geraten alle Beziehungen, Bindungen, Überzeugungen und Einstellungen auf den Prüfstand. 
Nach erfrischenden Ausflügen nach Europa, wo die Filme „Match Point“, „Scoop“, „Cassandras Traum“ und „Vicky Cristina Barcelona“ entstanden, kehrt Woody Allen mit „Whatever Works - Liebe sich wer kann“ wieder in sein geliebtes New York zurück, um sich seinem Lieblingsthema zu widmen - der immer problematischen Beziehung zwischen einem sehr reifen Mann und einem jungen, unschuldigen Mädchen. Dieses Grundszenario bettet Allen auch in seinem neuen Film in grundsätzliche Fragestellungen über die Einstellung zum Leben und Möglichkeiten, routinierte Alltags- und Verhaltensmuster zu hinterfragen oder gar aufzubrechen. Das inszeniert der geniale Autorenfilmer mit einer komödiantischen Leichtigkeit, dass es eine Freude ist, seinem intelligenten Witz und den bestens aufgelegten Darstellern zu folgen. Vor allem TV-Autor und -Darsteller Larry David („Seinfeld“, „Lass es, Larry!“) brilliert als resignierter und zynischer Menschenfeind, aber auch Evan Rachel Wood spielt die hübsche, aber einfältige Südstaatenschönheit so überzeugend, dass es eine Freude ist, das ungleiche Paar miteinander interagieren zu sehen. Selten ist ein Woody-Allen-Film so amüsant, kurzweilig, bissig und grotesk ausgefallen.  

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