I Love You Phillip Morris
Obwohl oder trotzdem ihm schon als kleiner Junge eröffnet wurde, von seiner leiblichen Mutter zur Adoption weggegeben worden zu sein und seiner Homosexualität bewusst gewesen war, hat Steven Russell (Jim Carrey) immer danach gestrebt, der bestmögliche Mensch zu sein. Also heiratet er die strenggläubige Debbie (Leslie Mann), gründet mit ihr ein schickes Heim und eine vorbildliche Familie, engagiert sich in der Kirchengemeinde und sorgt als stets freundlicher Polizist für Recht und Ordnung.
Als er sich aber auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter macht und erneut von ihr abgewiesen wird, zieht er mit seiner Familie aus Georgia weg zunächst nach Texas, um dann in Miami endlich seine Homosexualität ausleben zu können. Allerdings muss er schnell feststellen, wie teuer das schwule Leben ist, so dass er sich mit Kreditkartenbetrug und anderen Gaunereien seinen exklusiven Lebenswandel finanziert. Doch lange kommt er nicht ungeschoren davon.
Immerhin begegnet er im Knast seiner großen Liebe, dem blonden, blauäugigen und schüchternen Phillip Morris (Ewan McGregor), und Steven setzt alle Hebel in Bewegung, um mit ihm zusammen zu sein. Nach seiner Freilassung setzt Steven seine Betrugsmasche fort. Als „Anwalt“ versucht er nun, auch seine große Liebe aus dem Gefängnis zu bekommen.
Das Regie-Duo Glenn Ficarra und John Requa („Bad Santa“, „Die Bären sind los“) haben mit ihrem neusten Streich eine herrlich anarchistische Gauner-Komödie inszeniert, die allerdings etwas den Bogen überspannt. Wenn sie zunächst ein idyllisches Familienglück beschreiben und unvermittelt zu einer harten Schwulennummer schneiden, etabliert der kalkulierte Schock umgehend ein gänzlich neues Kapitel im Film. Jim Carrey stellt die plötzliche Wandlung vom liebevollen Familienvater zur Edelschwuchtel mächtig überzeugend und überraschend nuanciert dar. Die von ihm angezettelten Gaunereien, die ihn in als Finanzchef bis in die Führungsetage eines großen Unternehmens bringen, machen allerdings nur eine Weile lang Laune.
Mit der Zeit nutzt sich der Effekt doch stark ab, wird aber tapfer bis zum Schluss durchexerziert. Auch die Liebesgeschichte zwischen Steven und Phillip ist nicht wirklich gut inszeniert. Dazu wirken die Emotionen oft zu aufgesetzt. Ewan McGregor fällt dabei die undankbare Aufgabe und eher passive Rolle zu, als begehrenswertes Objekt für Steven hinzuhalten, ohne selbst Akzente setzen und irgendwie in das von Steven gesteuerte Geschehen eingreifen zu können.
Doch bei all den erwähnten Schwächen ist „I Love You Phillip Morris“ eine sehr kurzweilige, amüsante Gauner- und Liebesposse geworden, die mit einigen Kapriolen und einem bestens aufgelegten Jim Carrey punkten kann.
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