Autopiloten
An einem strategisch bedeutsamen Autobahnkreuz hört der freischaffende TV-Reporter Dieter (Wolfram Koch) den Polizeifunk ab und wartet auf das nächste spannende Ereignis, das er filmen und meistbietend an Fernsehsender verkaufen kann. Eigentlich sollte er sich um seinen pubertierenden Sohn kümmern, den er gerade von seiner Ex-Frau Rita an der Autobahnraststätte abgeholt hat. Dort begegnet Rita dem alternden Schlagersänger Heinz (Manfred Zapatka), der einst riesige Hallen gefüllt hat und nun vor Supermärkten auftritt. Er lädt sie zu seinem Gastspiel im Bochumer Ruhrpark ein und verbringt mit ihr ein paar unbeschwerte Stunden.
Schalke-Trainer Georg (Walter Kreye) weiß, dass seine Karriere vor dem Pokalschlager gegen Gladbach auf der Kippe steht. Entgegen der
Weisung der Vereinsspitze lässt er einen vielversprechenden Vertragsamateur von Anfang an für einen glücklosen Routinier auflaufen, guckt sich aber nicht das Spiel an, sondern fährt lieber nach Hause, um den Geburtstag seines Sohnes nachzufeiern. Auf den Autobahnen des Ruhrgebiets ist auch der Handelsvertreter für Badewannenlifte, Jörg (Charly Hübner) zuhause, verzweifelt neuen Abschlüssen nachjagend und die eine oder andere Affäre unterhaltend. Doch seine aktuelle Flamme sagt kurzfristig ein Date ab, so dass Jörg in einer Großraumdisco neue Eroberungen anpeilt.
Drehbuchautor und Regisseur Bastian Günther („Ende einer Strecke“) hat mit seinem Langfilmdebüt einen Episodenfilm über vier ganz unterschiedliche Männerschicksale kreiert, die sich beruflich
wie privat irgendwie mehr schlecht als recht durchschlagen. Die persönlichen Beziehungen sind bereits gescheitert, die beruflichen Perspektiven verdüstern sich zunehmend. So treiben sie mit eingeschaltetem Autopiloten durchs komplizierte Leben, das durch oberflächliche Affären, vergilbte Erinnerungen an bessere Zeiten und geschickte Lügen kurzfristige Aufhellungen erfährt.
Günther nimmt sich die Zeit, seine scheiternden Figuren ohne Häme einfühlsam zu zeichnen und die trostlose Atmosphäre immer wieder mit lakonischem Humor aufzulockern. Allerdings verpasst er den Zeitpunkt, die Einzelschicksale einer Katharsis zu unterziehen, die lose miteinander verwobenen Geschichten zu einem Abschluss zu bringen. Das ist insofern schade, weil die guten Darsteller ihren Figuren überzeugende Profile verleihen, die dann leider im Nirgendwo zu enden scheinen. So bleibt der Zuschauer, der zunächst von den Einzelschicksalen berührt wird, etwas ratlos und unbefriedigt zurück.
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