Lamento
In einem erzkatholischen Dorf verschwindet die aufreizende, sexuell bereits sehr umtriebige Polizistentochter Eva Reitz (Lena Amende) nach dem Kirchenfest spurlos. Dass sie Pfarrer Simon Bress (Sebastian Sommerfeld) in der Kirche zu verführen versuchte und nach einem Handgemenge tödlich verletzt wird, wissen nur der Priester und dessen Bruder Christoph (Marcus Off), die die Leiche des Mädchens zusammen in einer entlegenen Aue entsorgen.
Unter Verdacht gerät indessen der psychisch labile Clemens Kuhn (Christian Miedreich), der dem Priester bereits seine sexuellen Phantasien gebeichtet hatte und Evas beste Freundin Katharina (Kim Schnitzer) heimlich durch ihr Zimmerfenster beobachtet. Evas Vater Thomas Reitz (Ralph Herforth) fühlt Clemens zwar mächtig auf den Zahn, ist aber nicht wirklich davon überzeugt, dass er für Evas Verschwinden verantwortlich ist. Das glaubt auch Katharina nicht, die in der Kirche einen von Evas Ohrringen gefunden hat.
Daniel Hedfeld und René Sydow haben in Personalunion als Regisseure, Drehbuchautoren und Komponisten mit „Lamento“ einen faszinierenden Thriller kreiert, der es eigentlich verdient hätte, zur besten Sendezeit in der momentan selten erquicklichen „Tatort“-Reihe zu laufen. Denn der Film fängt mit namhaften Darstellern packend die Atmosphäre eines Dorflebens ein, das durch Vereins- und Kirchenaktivitäten seine geordnete Struktur bewahrt, doch durch ein Verbrechen völlig aus der Bahn geworfen wird. Vorurteile, Intrigen und falsche Anschuldigungen setzen eine schreckliche Kettenreaktion in Gang, die vor allem die Scheinheiligkeit und Doppelmoral der dörflichen Bevölkerung entlarvt. Die komplexen persönlichen Verstrickungen und individuellen Befindlichkeiten sind dabei so glaubwürdig herausgearbeitet und inszeniert worden, dass man sich auf Fortsetzungen der DVD-Reihe „Neue Deutsche Filme“ von Renaissance Medien freuen darf.
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