Kreutzer kommt

Die Polizei ist schnell zur Stelle, nachdem die schwarze Sängerin Dinah (Florence Kasumba) nach ihrem Auftritt in dem Nachtclub eines Nobelhotels ermordet in ihrer Garderobe aufgefunden wurde. Während die Spurensicherung Leiche und Tatort untersucht, hält die junge Polizistin Belinda (Rosalie Thomass) Belegschaft und Gäste in Schach, bis sich ihr Chef, der gnadenlos effektive wie skurrile Kreutzer (Christoph Maria Herbst) der Sache annimmt. 
Jeder der im Raum Anwesenden hat ein Motiv, stellt der scharfsinnige Ermittler schnell fest, der übernächtigte Pilot ebenso wie die neidische Barkeeperin (Natalia Avelon), der blinde Pianist oder der koksende Kellner, der sich als Sohn von Hotelchefin Marga (Leslie Malton) entpuppt. Die Zeit läuft Kreutzer und Belinda davon. Schließlich muss der Mord wie gewohnt innerhalb der mysteriösen vier Stunden, 37 Minuten und 48 Sekunden gelöst werden. In der Hotelküche werden kurzerhand die Einsatzzentrale eingerichtet, Bilder und Filme, die Kreutzer mit seinem Handy von den Verdächtigen gemacht hat, gesichtet, Verdächtige im kniffligen Ausschlussverfahren eliminiert. Ein weiterer Toter, weitere Verhöre, und immer wieder hat Kreutzer mit einer blutenden Nase zu kämpfen. Doch am Ende hat der Täter keine Chance gegen Kreutzers messerscharf ermittelte Auflösung. 
Christoph Maria Herbst hat als arroganter, selbstsüchtiger wie tollpatschiger, fachlich inkompetenter und sozial komplett unverträglicher Abteilungsleiter Bernd Stromberg in der „Capitol“-Versicherung absoluten Kultstatus erreicht. Daher verwundert es nicht, wenn ProSieben den Comedy-Star in einer ganz ähnlichen Rolle auch in einem neuen Krimiformat platzieren will. Doch so einfach geht die Rezeptur nicht auf. Die lockeren Sprüche, die Kreutzer vom Stapel lässt, zünden durchaus, lassen aber sogleich an Stromberg denken. Die Krimihandlung ist in den vertrauten Rahmen eines Agatha-Christie-Plots eingebettet, doch legt das Drehbuch von Christian Jeltsch („Bella Block“, „Tatort“) allzu viele Fährten, in denen Drogen und Waffenhandel ebenso eine Rolle spielen wie verhinderte Musikerkarrieren, russische Mafia und Prostitution, und Kreutzer trampelt in bekannter Stromberg-Manier hart und gefühllos durch ein undurchschaubares Setting, in dem er allein den Durchblick zu bewahren scheint. Doch von diesen Schwächen abgesehen, kann „Kreutzer kommt“ auch Pluspunkte verbuchen. Wenn Christoph Maria Herbst zu stark an seine „Stromberg“-Rolle erinnert, ist es eine Freude, ihn mal als unorthodoxen Kommissar zu erleben. Unterstützt wird er von einer teils illustren, jedenfalls überzeugenden Darsteller-Crew, die von Richard Huber („Dr. Psycho“, „Mein Leben und ich“) souverän durch das ungewohnt inszenierte Hotel-Setting geführt wird. 

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