Leaves of Grass
Die StudentInnen hängen an seinen Lippen und die weibliche Studentenschaft versucht alle Register zu ziehen, den aufstrebenden Philosophie-Professor Bill Kincaid (Edward Norton) nicht nur geistig zu beeindrucken. Doch während seine berufliche Karriere wie geschmiert läuft, liegt sein Privatleben in Trümmern. Seine Hippie-Mutter (Susan Sarandon) wartet als jüngste Bewohnerin verfrüht im Pflegeheim auf den Tod, während sein Zwillingsbruder Brady (ebenfalls von Edward Norton gespielt) als Top-Zulieferer für den Drogenbaron Pug Rothbaum (Richard Dreyfuss) seinen Lebensunterhalt bestreitet.
Verständlich, dass ein ganz von der Vernunft geleiteter Intellektueller sich von seinen familiären Wurzeln losgesagt hat. Brady vermutet, dass sie Bill erst wieder zu Gesicht bekämen, wenn einer von ihnen sterben würde - was ihn auf eine geniale Idee bringt. Er lässt seinem Bruder die Nachricht von seinem eigenen gewaltsamen Tod überbringen, doch als Bill wie gewünscht in seiner Heimatstadt auftaucht, findet er Brady quicklebendig inmitten seiner beeindruckenden Marihuana-Zucht vor. Während Brady mit seinem Kumpel Bolger (Tim Blake Nelson) die Schuldenfrage mit dem jüdischen Drogenpapst klären will, soll Bill das nötige Alibi liefern, indem er seine Mutter im Pflegeheim besucht. Doch der Ausflug seines zugedröhnten Bruders endet für einige Beteiligte tödlich und zieht auch für Bill weitere Kreise ...
Zugegeben: Mit dem Plan, zwei Zwillingsbrüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, durch eine Komödie in abgedrehter Coen-Manier zu führen, liegt Schauspieler und Regisseur Tim Blake Nelson („The Big White“, „Astronaut Farmer“) eigentlich nicht verkehrt. Und mit Edward Norton („The Score“, „Der bunte Schleier“, „Das Gesetz der Ehre“) hat er für die dankbare Doppelrolle auch die ideale Besetzung gefunden. Schließlich hat Norton bereits in David Finchers „Fight Club“ eine ähnliche Herausforderung souverän gemeistert. Beide Hauptfiguren werden auch sympathisch - wenn auch nicht ohne Klischees - eingeführt, doch die Story hinkt leider gewaltig. Richard Dreyfuss‘ Rolle als Drogenbaron ist nur eine peinliche - zum Glück kurze - Episode, und die Möglichkeiten, die ein so kauziges Zwillingspaar bietet, werden komplett verschenkt. Allein Edward Nortons überzeugende Spielfreude und einige humorvolle Momente sowie der sympathische Score von Jeff Danna sorgen für positive Akzente in einem Film, der vielversprechend beginnt - aber leider immer stärker nachlässt.
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