Der Andere

Die erfolgreiche Schuhdesignerin Lisa (Laura Linney) und der Softwarefirmenchef Peter (Liam Neeson) führen eine glückliche Ehe und haben mit der erwachsenen Abigail (Romola Garai) eine wundervolle Tochter großgezogen. Bei einem gemütlichen Abendessen macht Lisa kryptische Andeutungen über die Frage, ob man im Leben auch mit anderen Menschen schlafen wolle als mit dem eigenen Partner, dann verschwindet Lisa spurlos. 
Beim Aussortieren ihrer Sachen stöbert Peter eines Tages auf Lisas MacBook herum und stößt auf einen verschlüsselten "Love"-Ordner, in dem er Lisa glücklich mit einem anderen Mann am Comer See liiert sieht. Anhand einer E-mail identifiziert Peter ihn als Ralph (Antonio Banderas), worauf Peters Sicherheitsexpertin in der Firma auch die Adresse von Lisas Liebhaber in Mailand recherchiert. Doch statt Ralph gleich - wie es sich für ein Eifersuchtsdrama gehört - umzubringen, spioniert er seinen Nebenbuhler aus und freundet sich sogar beim Schachspielen in einem kleinen Café mit ihm an. Offensichtlich begann die Affäre zwischen Ralph und Lisa bereits vor zwölf Jahren, doch das letzte Mal gesehen haben sich die beiden vor neun Monaten. Doch Ralph macht sich große Hoffnungen, dass Lisa ihn wiedersehen möchte. 
Der britische Regisseur Richard Eyre hat bereits mit „Iris“ und „Tagebuch eines Skandals“ zwei eindringliche Charakterstudien inszeniert, nun hat er sich einer Kurzgeschichte von Bernhard Schlink („Der Vorleser“) aus dessen „Liebschaften“-Band angenommen. Ohne den Clou der Geschichte verraten zu wollen, hat Drehbuchautor Charles Wood („Iris“, „Eine sachliche Romanze“) sich einige Freiheiten in Bezug auf Schlinks Novelle genommen, aber die herausfordernde Beziehung zwischen Ralph und Peter sehr spannend und feinsinnig herausgearbeitet. 
Antonia Banderas („Das Geisterhaus“, „Original Sin“) als eroberungswütiger Latin Lover, der sich aushalten lassen muss, und Liam Neeson („Rob Roy“, „Davor und danach“) als gehörnter Ehemann, der ganz überlegt mit dem ahnungslosen Ralph nicht nur auf dem Schachbrett seine Spielchen treibt, sind die perfekten Besetzungen für die ganz unterschiedlichen Männerrollen. 
Laura Linney („Enttarnt“, „Tatsächlich ... Liebe“) hätte man etwas mehr Leinwandpräsenz gewünscht, doch füllt sie ihren Part so gut aus, dass sie eine wohlige Atmosphäre des Geheimnisvollen hinterlässt. Allein das etwas unglaubwürdige Finale hinterlässt einen leicht bitteren Nachgeschmack in einem äußerst sehenswerten, wundervoll gespielten und hervorragend fotografierten Drama.  

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