Easy Virtue

Mit der Amerikanerin Larita (Jessica Biel) gewinnt Anfang der 30er Jahre erstmals eine Frau die Rallye von Monaco. Der junge Engländer John Whittaker (Ben Barnes) verliebt sich noch an der Ziellinie in die erfolgreiche Rennfahrerin und heiratet sie vom Fleck weg. Die eheliche Ernüchterung folgt allerdings auf dem Fuße, als John seine lebenslustige und glamouröse Frau auf das Landgut seiner englischen Familie bringt, wo die konservative Hausherrin (Kristin Scott Thomas) bereits angesichts des platinblonden Haars ihrer Schwiegertochter die Nase rümpft. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie sich für ihren einzigen Sohn eine andere Frau gewünscht hätte. 
Und so versucht sie mit allen Mitteln, Larita den Aufenthalt auf dem Landsitz so beschwerlich wie möglich zu machen, gibt ihrer Blütenstauballergie stets neue Nahrung, zwingt ihr die Jagd, Tennis und den obligatorischen Fünf-Uhr-Tee auf, bis Larita entnervt auf die Abreise mit ihrem Mann drängt. Doch John lässt sich von den beständigen Manipulationen seiner Mutter einwickeln, während seine Schwestern skeptisch, aber auch fasziniert von ihrer Schwägerin sind. Vor allem Johns längst resignierter Vater (Colin Firth) schlägt sich auf die Seite der erfrischenden Lebefrau, die noch ein unentdecktes Geheimnis mit sich herumträgt. 
Alfred Hitchcock verfilmte das Theaterstück von Noel Coward bereits 1928. Nun hat sich nach einer neunjährigen Schaffenspause der australische Regisseur Stephan Elliott („Priscilla - Königin der Wüste“, „Das Auge“) der Geschichte über die „unmoralische“ Larita angenommen, aber nicht wie Hitchcock ein Melodram inszeniert, sondern eine feinsinnige Sittenkomödie, in der Jessica Biel („Der Illusionist“) mit viel Ausstrahlung und Charme die unkonventionelle Larita mimt und den englischen Landadel ordentlich aufmischt. Kristin Scott Thomas („Der englische Patient“) brilliert als ihre perfide Gegenspielerin, die alles dafür tut, ihre Familie zusammenzuhalten. Colin Firth („Tatsächlich ... Liebe“, „A Single Man“) begegnet als ehemaliger Major dem Treiben seiner Frau nur noch zynisch und bringt volles Verständnis für die kämpferische Schwiegertochter auf. Es macht einfach Spaß, den spielfreudigen Akteuren bei ihren gesellschaftlichen Grabenkämpfen zuzuschauen, die musikalisch vielschichtig von Marius De Vries („Moulin Rouge“), seinen Adaptionen von Cole-Porter- und Noel-Coward-Stücken sowie einer neuen Version von Tom Jones‘ „Sex Bomb“ untermalt werden.  

Kommentare

Beliebte Posts