Apocalypse Now
Beflügelt von dem unerwarteten Erfolg von "Der Pate - Teil II" aus dem Jahre 1974 begann Francis Ford Coppola ein Jahr darauf mit einer unheilvollen Mission, die die Kräfte aller Beteiligten zu übersteigen drohte und das mehr Zeit und Geld verschlang, als der ehrgeizige Filmemacher veranschlagt hatte. Doch nach all den Mühen ist 1979 mit "Apocalypse Now" ein (Anti-)Kriegsfilm erschienen, der zwar in Vietnam verortet worden ist, letztlich aber zu jeder Zeit überall auf der Welt spielen könnte.
In Saigon wartet der oft im Alkoholrausch wabernde Captain Willard (Martin Sheen) gelangweilt und desillusioniert auf seinen nächsten Auftrag. Seine Spezialität besteht darin, in geheimen Missionen meist im Alleingang unliebsame Zeitgenossen aufzuspüren und zu liquidieren. Diesmal bekommt er von General Corman (G.D. Spradlin) und Colonel Lucas (Harrison Ford) den Auftrag, mit einem Patrouillenboot den Fluss hinauf nach Kambodscha zu reisen, wo sich der hochdekorierte Colonel Kurtz (Marlon Brando) aufhalten soll. Seit er auf offensichtlich eigene Faust vietnamesische Schlüsselfiguren im Krieg töten ließ, scheint er dem Wahnsinn verfallen zu sein und somit nicht länger tragbar für die Armee. Willards Trupp besteht aus dem afroamerikanischen Steuermann Chief (Albert Hall), dem drogensüchtigen Chef (Frederic Forrest), dem aus der Brox stammenden Jüngling Clean (Laurence Fishburne), dem bekannten Surfer Lance (Sam Bottoms).
Als Colonel Kilgore (Robert Duvall) dem Surfer begegnet, lässt er durch die Flugartillerie einen ganzen Landstrich mit Napalm vernichten, damit er mit seinem Vorbild surfen kann. Nicht minder kurios fällt das Zusammentreffen mit den Franzosen aus, die tief im Dschungel ihre eigene Heimat gefunden haben und mit allen Mitteln verteidigen. Als Willard endlich sein Ziel erreicht, muss er feststellen, dass der charismatische Kurtz bereits unzählige Jünger um sich geschart hat und selbst von dem übergeschnappten Fotojournalisten (Dennis Hopper) über alles verehrt wird.
Schon die Entstehung von "Apocalypse Now" war eine schwierige Geburt. Nachdem der ursprünglich vorgesehene Regisseur George Lucas sich lieber seinem "Star Wars"-Projekt widmete und John Milius nach dem Erfolg von "Der Wind und der Löwe" nach prestigeträchtigeren Filmen Ausschau hielt, setzte sich Coppola selbst an die Umsetzung von Milius' Drehbuch.
Ähnlich turbulent gestaltete sich die Besetzung der Hauptrollen. Steve McQueen, Al Pacino, Jack Nicholson und Robert Redford zählen zu den illustren Namen, die Coppola aus verschiedensten Gründen eine Absage erteilten. Aus den geplanten 13 Wochen Drehzeit wurden 238 Tage, das auf 12 Millionen Dollar veranschlagte Budget stieg auf 31 Millionen an und musste zu großen Teilen von Coppola selbst getragen werden. Doch am Ende hatten sich alle Mühen gelohnt. "Apocalypse Now" zählt zu Recht zu den großen Klassikern des Kriegsfilms. Zweieinhalb Stunden lang bleibt der Zuschauer ganz dicht bei Willard und seiner kleinen Bootscrew. Jegliche politische Dimension wird ausgeblendet, erst das Zusammentreffen mit den Franzosen bringt einige bemerkenswerte Statements zutage, die auf das Wesen aller Kriege zutreffen.
Handwerklich ist "Apocalypse Now" schlicht genial. Bereits die Anfangssequenz, in der der rotierende Ventilator in Willards Zimmer mit den Rotorblättern eines Hubschraubers verschwimmt, demonstriert, wie geschickt Coppola mit mehreren Bedeutungsebenen zu arbeiten versteht. Dazu sorgen ein exzellenter Soundtrack mit Stücken von The Doors, Rolling Stones' "(I Can't Get No) Satisfaction" und Wagners "Walkürenritt" und die großartige Kameraarbeit für ein audiovisuelles Erlebnis der Extraklasse.
Zwanzig Jahre nach dem ursprünglichen, immerhin zweieinhalbstündigen Film "Apocalypse Now" präsentierte Coppola mit "Apocalypse Now Redux" eine gut eine Stunde längere Version, die allerdings nicht viel mehr hergibt als das Original. Den direkten Vergleich hat man auf der von StudioCanal veröffentlichten Blu-ray, auf der man beide Versionen in brillanter Bild- und Tonqualität erleben darf.
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