Die vierte Macht

Der Berliner Szene-Journalist Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) nimmt das Angebot seines alten Mentors Alexej Onjegin (Rade Serbedzija) an, dem Moskauer Boulevard-Magazin "Moscow Match" einen neuen Anstrich zu verpassen. Seinen bei einem Autounfall getöteten Vater hat man weithin geschätzt, Pauls Ambitionen werden dagegen vom Chefredakteur eher belächelt. Als er sich jedoch in die illustre Party-Szene von Moskau stürzt, lernt er die geheimnisvolle Katja (Kasia Smutniak) kennen und begleitet sie auf eine Demonstration gegen die Politik der Regierung. 
Ihr zuliebe bringt er einen Nachruf auf einen renommierten Journalisten in seiner Party-Kolumne unter, der direkt vor Pauls Augen auf offener Straße hingerichtet wurde. Doch diese Art von Meinungsmache wird von den Zeitungsmachern wenig geschätzt. Wenig später wird sie bei einem Bombenattentat an einer U-Bahn-Station getötet, Paul wegen Beteiligung an einem terroristischen Akt ins Gefängnis gesteckt, wo er die Bekanntschaft mit einem tschetschenischen Widerstandskämpfer macht. 
Als Paul erleben muss, wie mit Regierungskritikern im Gefängnis umgegangen wird, will er nur noch zurück in die Heimat. Auf der anderen Seite lernt er mehr über die Persönlichkeit seines Vaters, als er zu Lebzeiten erfahren durfte. Doch wie weit ist er selbst bereit, seine kritische Haltung gegen die russische Machtelite zu verlautbaren? 
Dennis Gansel zählt nach seinen Werken wie "Die Welle" und "Napola" zu den wenigen namhaften Regisseuren in Deutschland, denen man getrost zutrauen darf, Hollywood-reife Produktionen zu inszenieren. Tatsächlich wagt sich Gansel mit "Die vierte Macht" auf internationales Territorium und versteht es geschickt, schnell Spannung aufzubauen und an den richtigen Stellen Überraschungsmomente zu präsentieren. Auf der anderen Seite wirkt das Drehbuch recht schablonenhaft konstruiert, die Figuren oft etwas eindimensional, was sich auch in den manchmal faden Dialogen widerspiegelt. Dabei thematisiert "Die vierte Macht" eine durchaus kritische Phase der russischen Kriegstreiberei. Vor diesem Hintergrund agieren die Schauspieler souverän. Vor allem Moritz Bleibtreu ("Vom Suchen und Finden der Liebe", "Der Baader Meinhof Komplex") überzeugt als cooler Partyhengst, der erst im russischen Gefängnis die harte Lektion des Lebens erlernt. An seiner Seite gefällt die Polin Kasia Smutniak ("Barbarossa", "From Paris With Love") als ebenso verführerische wie geheimnisvolle Journalistin. 
Produktionstechnisch kann sich der Polit-Thriller durchaus mit Hollywood messen lassen. Vor allem der eindringliche Score von Camouflage-Musiker Heiko Maile weiß hier zu überzeugen. Schade nur, dass das Finale nicht der zuvor aufgebauten Spannung gerecht wird so sang- und klanglos die Story zu einem unbefriedigenden Ende bringt. 

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