Gefährten

Steven Spielberg ist ein Künstler, für den das Medium Film wie geschaffen ist. Kaum ein Zweiter vermag auf der Leinwand die Magie des bewegten Bildes so geschickt heraufzuschwören und Geschichten zu erzählen, die einem lange im Gedächtnis bleiben. Zu diesen Meisterwerken darf nun auch "Gefährten" zählen, das auf dem Jugendroman "War Horse" von Michael Morpurgo basiert und nicht nur Pferdefreunde Tränen der Rührung in die Augen treibt. 
Als im englischen Devonshire ein Fohlen geboren wird, ist nicht nur der Farmersjunge Albert Naracott (Jeremy Irvine) von dem Tier fasziniert. Sein alkoholsüchtiger Vater (Peter Mullan) will das außergewöhnliche Pferd auf einer Auktion ersteigern, muss dabei aber seinen Verpächter Lyons (David Thewlis) überbieten und verärgert so nicht nur seine Frau Rose (Emily Watson), sondern droht auch noch seine Farm zu verlieren. Die überfällige Pacht lässt sich nur bezahlen, wenn das steinige Unterfeld fruchtbar gemacht werden kann, also trainiert der willensstarke Albert das Jungtier und spannt es schließlich vor den Pflug. Der Coup gelingt, doch dann bricht der Erste Weltkrieg aus, die Briten beanspruchen das auf den Namen Joey getaufte Pferd für den Einsatz in Frankreich. Captain Nicholls (Tom Hiddleston) verspricht dem Jungen, auf Joey wie auf ein eigenes Pferd aufzupassen, doch schon beim ersten Zusammenstoß mit den Deutschen gerät Joey zwischen die Fronten und flieht zu einem französischen Bauern (Niels Arestrup), dessen Enkelin sogleich hin und weg von dem schönen Tier ist. Doch dann nehmen ihr die Deutschen das Pferd wieder weg. Während Joey in den Wirren des Krieges immer wieder seine Besitzer wechselt, hofft der ebenfalls in Frankreich kämpfende Albert noch immer darauf, sein geliebtes Pferd wiederzusehen. 
Spielberg nimmt sich viel Zeit, die Entwicklung der starken Bindung zwischen Albert und seinem Pferd aufzuzeigen, die Aufopferungsbereitschaft und den Durchsetzungswillen beider Parteien. Natürlich bedient Spielberg die Erwartungen des Publikums, wenn sich die Wege von Joey und Albert am Ende auf dramatische wie herzzerreißende Weise wieder kreuzen, aber den Weg vor allem des Pferdes bis dahin inszeniert der passionierte Filmemacher mit einer solchen emotionalen Wucht, dass kein Herz davon unberührt bleibt. Dabei bietet "Gefährten" auf audiovisueller Ebene ungemein viel Abwechslung, großartige Landschaftspanoramen in bester John-Ford-Manier und effektiv inszenierte Action-Szenen gehen Hand in Hand mit so bewegenden Szenen, wie ein deutscher und ein britischer Soldat gemeinsam auf dem Schlachtpferd Joey aus dem Stacheldraht befreien, in dem er sich verfangen hat. Während Spielbergs langjähriger Kameramann Janusz Kaminski für die grandiosen Bilder verantwortlich zeichnet, brilliert sein Hauskomponist John Williams mit einem ebenso eindringlichen wie dramatischen Score, der zu Recht eine Oscar-Nominierung erhielt. 
Mit "Gefährten" erweist sich Spielberg einmal mehr als bravouröser Geschichtenerzähler, der die Leiden des Krieges, die Zerrüttung gesellschaftlicher Strukturen und das Band einer einzigartigen Freundschaft auf atmosphärisch dichte und zutiefst berührende Weise miteinander zu verweben versteht. 

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