Borgia - Staffel 2

Seit Abel Gance sich 1935 in seinem Film „Lucretia Borgia“ mit der unehelichen Tochter von Rodrigo Borgia, Papst Alexander VI., auseinandergesetzt hat, ist die berühmt-berüchtigte Borgia-Familie immer wieder in Filmen und sogar einer Comic-Serie von Alexandro Jodorowsky und Milo Manara thematisiert worden. Mittlerweile buhlen sogar gleich zwei Fernseh-Serien um die Gunst des Publikums, die von Neil Jordan („Interview with the Vampire“) produzierte Serie „Die Borgias“ mit Oscar-Preisträger Jeremy Irons in der Rolle des Borgia-Papstes, deren dritte Staffel gerade produziert wird, und die von Tom Fontana („Homicide“, „Copper“) kreierte europäische Produktion „Borgia“, die auf insgesamt drei Staffeln angelegt ist und deren zweite Staffel auf ZDF (das die Serie co-produziert hat) ausgestrahlt wurde und jetzt auf DVD/Blu-ray erhältlich ist.
Rodrigo Borgia (John Doman) ist am Ziel seiner Träume. Nachdem er mit Hilfe seiner Vielzahl an unehelichen Kindern vom 1492 verstorbenen Papst Innozenz VIII. den Stuhl Petri erobert hat, gilt es nicht nur, die verfeindeten Kardinäle in Schach zu halten, sondern weiterhin Verbündete zu finden, um die Macht im Kirchenstaat zu erhalten. Dass er bei diesem Intrigenspiel allerdings seinen Sohn Juan verlor, verkraftet der neue Papst nur unter regelmäßiger Einnahme des Alchemistentranks Vitriolo. Derweil legt sein jüngerer Sohn Cesare (Mark Ryder) sein Kardinalsamt ab, um sich weltlichen Ehren zuzuwenden, während Tochter Lucrezia (Isolda Dychauk) die Schande ihrer unehelichen Niederkunft zu verarbeiten sucht. Dabei hilft ihr der Musiker und Poet Pietro Bembo (Marco Cassini), wieder die Lust am Leben zu entdecken. Rodrigos Geliebte Giulia Farnese (Marta Gastini) strebt danach, einen Ehemann zu finden, um für die Zukunft abgesichert zu sein, doch dies versucht Rodrigo mit allen Mitteln zu verhindern.
Ebenso wie die Konkurrenzserie „Die Borgias“ setzt das europäische Pendant „Borgia“ auf authentisch wirkende Kulissen (die Drehorte der zweiten Staffel wurden zunehmend aus Tschechien an Originaldrehorte in Italien verlegt), eine mehr als grobe Ausrichtung an den historischen Fakten, vor allem aber an einer gehörigen Portion Sex und Gewalt. Die ist zwar in der zweiten Staffel nicht mehr so forsch inszeniert worden, dass die Altersfreigabe von 18 auf 16 gesenkt werden konnte, aber ohne die Präsentation von nackter Haut flimmert keine einzige der insgesamt 12 Folgen über den Bildschirm. Die zweite Staffel konzentriert sich eher auf Cesare, der sich als geschickter Kriegsführer entpuppt und die großen Denker der Renaissance, von Machiavelli über Michelangelo bis Leonardo da Vinci, für sich begeistern kann. John Doman („Law & Order“, „The Wire“) bringt die Vielschichtigkeit seiner Papstrolle sehr gut zur Geltung, die Sehnsucht nach einer heilen Familie, die Lust nach den Frauen in seinem Leben (seine Tochter Lucrezia eingeschlossen) und der starke Wille, sein Reich vor Feinden zu schützen.
Dass es dabei nicht immer christlich zugeht, macht den besonderen Reiz der legendären Borgia-Familie aus, deren dramatische Geschichte wie geschaffen scheint für eine in jeder Hinsicht ausschweifende Fernsehserie. Aber auch die weiteren Hauptrollen können überzeugen, allen voran Mark Ryder („Good Vibrations“) als kampflustiger, hochintelligenter und liebesfreudiger Cesare. Zwar kommen die zwölf Folgen nicht ganz ohne Längen aus, doch letztlich bietet die zweite Staffel von „Borgia“ beste Fernsehunterhaltung voller sinnlicher Bilder und herrlich verteufelter Intrigen.
"Borgia" in der IMDb

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