The Purge - Die Säuberung

Es müssen nicht immer fette Budgets sein, die düstere Zukunftsvisionen zu zeichnen in der Lage sind. Manchmal reicht auch eine gute Idee, um auf kleinem Raum eine intensive Auseinandersetzung mit utopischen Fragen zu thematisieren. Was Drehbuchautor James DeMonaco („Verhandlungssache“, „Das Ende – Assault on Precinct 13“) in seinem zweiten Film als Regisseur mit „The Purge – Die Säuberung“ angedacht hat, ist fraglos originell, schwächelt bei der Umsetzung aber vor allem an dem unausgereiften Drehbuch und einer letztlich konventionellen Marschrichtung.
Nachdem die USA im Chaos von Gewalt, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit vor dem Abgrund gestanden hat, haben die neuen Gründungsväter das Land im Jahr 2022 wieder zu einem Wohlstandsstaat gemacht, in dem die Arbeitslosigkeit auf ein mageres Prozent reduziert werden konnte und das der menschlichen Spezies offensichtlich innewohnendes Gewaltpotenzial auf eine Nacht im Jahr kanalisiert wird. Von dieser Regelung profitiert auch James Sandin (Ethan Hawke), der als Vertreter für Sicherheitssysteme nahezu die gesamte Nachbarschaft ausgestattet und so für sich und seine Frau Mary (Lena Headey) und die beiden Teenager-Kinder Charlie (Max Burkholder) und Zoey (Adelaide Kane) ein mit allen Sicherheitsschikanen ausgestattetes Heim geschaffen hat. Diese Vorsichtsmaßnahmen sind offensichtlich vonnöten, wenn es einmal im Jahr für zwölf Stunden jedem Bürger erlaubt ist, straffrei nach Belieben zu morden. Da James und seine Familie kein Ventil für ihre unterdrückten Aggressionen brauchen, verbarrikadieren sie sich auch dieses Jahr um 19 Uhr in ihrem Haus und beobachten über die Überwachungsanlage das Treiben auf der Straße. Doch statt sich wie geplant zu entspannen, wird James gleich mit mehreren unliebsamen Überraschungen konfrontiert. Zunächst hat sich Zoeys bereits volljähriger Freund verbotenerweise mit im Haus einschließen lassen, weil er ein Gespräch mit James unter vier Augen sucht. Dann hebt Charlie den Alarm im Haus auf, um einem verletzten, nach Hilfe rufenden Schwarzen Unterschlupf zu gewähren. Und schließlich taucht eine Gruppe junger Erwachsener auf, die die Herausgabe des Flüchtigen verlangt, sonst werde das Haus der Sandins gestürmt …
Dass James DeMonaco für seinen Science-Fiction-Psycho-Thriller „The Purge“ mit einem geradezu lächerlichen Budget von drei Millionen Dollar auskam, ist der an sich genialen Prämisse zu verdanken, das Geschehen – bis auf ganz wenige Ausnahmen – nur auf das Haus der Sandins zu beschränken. Leider wurde die ebenso interessante Idee, der zivilisierten Gesellschaft ein reglementiertes Ventil für ihre Aggressionen zu bieten, fahrlässig verschenkt. Zwar wird in Fernsehkommentaren die Problematik durchaus thematisiert, die sich durch die sanktionierte Säuberung ergibt, doch wird dieser Aspekt nicht weiter ausgeführt. Stattdessen verfolgt der Film die bedenkliche Idee, dass die Säuberung vor allem dazu dient, die schwachen Mitglieder der Gesellschaft, die sich keine Sicherheitssysteme leisten können, auf legale Weise auszumerzen. Überhaupt wird die Gewalt-Thematik im weiteren Verlauf des Films nur noch durch die Ausübung derselben aufgegriffen, vor allem mit dem Eindringen der maskierten Gang gebildeter Jung-Erwachsener.
Die Auseinandersetzung zwischen der Sandin-Familie und ihren Peinigern spottet allerdings jeder Logik und dient nur noch der puren Effekthascherei. Den Schauspielern, allen voran Ethan Hawke, mit dem DeMonaco schon bei seinem Regiedebüt „Staten Island“ zusammengearbeitet hat, kann kaum ein Vorwurf für das Misslingen des Projekts gemacht werden, das umso mehr an Qualität verliert, je mehr das Blut zu fließen beginnt. So ist aus „The Purge – Die Säuberung“ letztlich nur ein oberflächlicher Home-Invasion-Thriller geworden, der aus einer interessanten Ausgangsidee nur ein über weite Strecken unlogisches Gemetzel zustande bringt.
"The Purge - Die Säuberung" in der IMDb

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