House of Cards - Staffel 1

In seinem Roman „House of Cards“ hat der britische Autor Michael Dobbs das Vakuum und die politischen Verstrickungen beschrieben, die nach dem Abschied von Premierministerin Margaret Thatcher 1990 in der Conservative Party entstanden sind. In diesem fiktiven Szenario rächt sich der parlamentarische Geschäftsführer Francis Urquhart dafür, dass er bei der Vergabe der Kabinettsposten erneut vernachlässigt wird, und lässt einer Journalistin gegenüber Parteiinterna durchsickern, mit denen der konservative Führer Henry Collingridge zu Fall gebracht werden soll. Nun hat der amerikanische Streaming-Anbieter Netflix eine gleichnamige Adaption über zwei Staffeln und insgesamt 26 Folgen in Auftrag gegeben, in der Kevin Spacey das amerikanische Pendant zu Urquhart spielt und nichts weniger im Sinn hat, als den amerikanischen Präsidenten zu stürzen.
Nachdem der ehrgeizige Kongressabgeordnete der Demokraten und Fraktionsvorsitzende seiner Partei Francis ‘Frank’ Underwood (Kevin Spacey) alle Fäden gezogen hat, um Garrett Walker (Michael Gill) den Weg zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu ebnen, sieht er sich am Ziel. Doch das Versprechen, Underwood zum Außenminister zu machen, hält der frisch vereidigte Präsident nicht ein und nominiert stattdessen Senator Michael Kern. Underwood macht zunächst gute Miene zum bösen Spiel und scheint den Präsidenten in allen Belangen zu unterstützen. Tatsächlich zieht er so geschickt im Hintergrund die Strippen, dass der Außenminister schon in Folge 2 seinen Hut nehmen muss und Underwood für den Präsidenten ein immer wichtigerer Berater wird. Zusammen mit seiner Frau Claire, die als Leiterin der Wohltätigkeitsorganisation Clean Water Initiative ebenfalls über gute Kontakte zu Wirtschaft und Politik verfügt, und der jungen Journalistin Zoe Barnes (Kate Mara), mit der Underwood eine pragmatische Affäre beginnt, bringt der Majority Whip die Personen in Schlüsselpositionen, die ihm auf dem Weg nach oben behilflich sind.
Der amerikanische Autor Beau Willimon hat schon mit dem Drehbuch zu dem von George Clooney inszenierten „The Ides of March – Tage des Verrats“ bewiesen, dass er ein feines Gespür für die Zeichnung politischer Entscheidungsprozesse besitzt. Zusammen mit Michael Dobbs, dem Schöpfer des britischen Originalserie, hat er das raffinierte Ränkespiel auf der politischen Bühne auf amerikanische Verhältnisse umgemünzt und mit Kevin Spacey („American Beauty“, „Casino Jack“) den idealen Schauspieler gefunden, der dem von Rache und Ehrgeiz getriebenen Kongressabgeordneten Frank Underwood ein markantes Gesicht verleiht, das keinen Humor kennt, sondern nur den eisernen Willen zum Erfolg verkörpert.
Mit einem ungewohnt fetten Budget von viereinhalb Millionen Dollar pro Folge ausgestattet, bietet „House of Cards“ alles auf, was die Filmwelt zu bieten hat. Neben Kevin Spacey überzeugt auch Robin Wright („Unbreakable“, „Das Versprechen“) als Underwoods Ehefrau, die mit ihrer Wohltätigkeitsorganisation erfolgreich auf eigenen Füßen steht und ebenfalls über Leichen geht, um ihre Ziele zu erreichen. Die einzelnen Folgen zeichnen sich durch gut durchdachte, letztlich aber immer viel zu glatt verlaufende Intrigen aus, die aber immer nur kleine Erfolge bis zum großen Ziel zeitigen. Schließlich wird man nicht von einem Tag auf den anderen so einfach Präsident der mächtigsten Nation der Welt.
Mit Emotionen wird dabei sparsam umgegangen. Bei „House of Cards“ regiert allein das Kalkül, der unbedingte Wille zur Macht. Renommierte Regisseure wie David Fincher („Sieben“, „The Game“) und Joel Schumacher („Flatliners“, „Falling Down“), eine exquisite Kameraarbeit und ein stimmungsvoller Score von Jeff Beal („Rome“, „Monk“) runden die höchst unterhaltsame Polit-Serie ab, die hoffentlich mehr als zwei Staffeln durchhält.
"House of Cards" in der IMDb

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