An die Freude

Neben der „Ingmar Bergman Collection“ von Tobis, die Bergmans Spätwerke „Das Schlangenei“ (1977), „Aus dem Leben der Marionetten“ (1980) und „Fanny und Alexander“ (1982) zusammenfasst, zählen die bei Arthaus erschienenen Bergman-Editionen zu den wertvollsten Filmsammlungen des schwedischen Ausnahmeregisseurs, der sich vom Dramatiker August Strindberg ebenso inspirieren ließ wie von den Stummfilmregisseuren Mauritz Stiller und Victor Sjöström. In der nun veröffentlichten Edition 3 ist neben weiteren Frühwerken wie „Hafenstadt“, „Lektion in Liebe“ und „Einen Sommer lang“ auch der Film „An die Freude“ enthalten, der wie „Durst“ (1949) die zweite gescheiterte Ehe des Regisseurs verarbeitete.
Mitten in einer Orchesterprobe wird der talentierte Violinist Stig Eriksson (Stig Olin) ans Telefon geholt und nach Hause gerufen. Seine Frau Marta (Maj-Britt Nilsson) ist bei der Explosion eines Campingkochers umgekommen, eines der beiden Kinder wurde dabei schwer verletzt, ist aber nicht mehr in Lebensgefahr. Während Stig seiner geliebten Frau nachtrauert, erinnert er sich an die nicht immer einfache Ehe mit ihr. Vor sieben Jahren waren Marta und er die neuen Musiker im Orchester von Helsingborg, das von dem sympathischen Dirigenten Sönderby (Victor Sjöström) geleitet wird. Obwohl Marta noch ihre Scheidung verarbeiten muss und Stig seine Freiheit schätzt, heiratet das frisch verliebte Paar und bekommt bald Zwillinge. Für Marta geht damit der Traum von einer Familie in Erfüllung, Stig fühlt sich aber zunehmend eingeengt und kann seine beruflichen Ambitionen nicht verwirklichen. Frustriert stürzt er sich in eine Affäre mit Nelly und setzt damit bewusst seine Ehe zu Marta aufs Spiel, die nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit den Kindern zu ihrer Großmutter zieht. Doch als Stig wieder zu Sinnen kommt, nähern sich die beiden Eheleute durch einen intensiven Briefwechsel wieder einander an …
Der Filmtitel „An die Freude“ ist nicht nur Beethovens berühmter 9. Sinfonie entlehnt, die wie ein musikalisches Leitthema den Film eröffnet und prägt, sondern beschreibt auch das Glück, das Stig während seiner Ehe mit Marta empfand und doch nicht festhalten konnte. Das melancholische wie beschwingte Drama überzeugt wie bei Bergman üblich mit tiefsinnigen Dialogen und einer eindringlichen Bildsprache, während die Handlung manchmal doch etwas holprig daherkommt. Bergmans Vorbild Sjöström durfte hier den liebenswerten Dirigenten mimen und bekam später die Hauptrolle in Bergmans „Wilde Erdbeeren“ (1957). Aber auch Stig Olin und Maj-Britt Nilsson überzeugen in ihren Parts und meistern den Wechsel zwischen überschwänglicher Freude und tiefer Verzweiflung grandios.
"An die Freude" in der IMDb

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