Lektion in Liebe

In seinem umfangreichen Werk hat sich der schwedische Filmemacher Ingmar Bergman selten mit leichten Stoffen befasst. Wenn er es dann doch mal getan hat, weist er den Zuschauer gleich im Vorspann deutlich darauf hin, dass es sich beim nachfolgenden Film um eine Komödie handelt – wie im 1954 entstandenen „Lektion in Liebe“.
Nach nahezu sechzehn Ehejahren lässt sich der sympathische Frauenarzt Dr. David Erneman (Gunnar Björnstrand) auf eine Affäre mit der gerade mal 21-jährigen Patientin Susanne (Yvonne Lombard) ein. Als Davids Frau Marianne (Eva Dahlbeck) dahinterkommt, erinnert sie sich ihres ehemaligen Verlobten und reist immer wieder zu ihm nach Kopenhagen. Erst von seiner halbwüchsigen Tochter Nix (Harriet Andersson) erfährt David, dass sich Marianne dort mit ihrem ehemaligen Verlobten trifft, den grobschlächtigen Bildhauer Carl-Adam (Åke Grönberg). David beschließt, seine Affäre zu beenden und seiner Frau nachzureisen. Im gemeinsamen Zugabteil bemüht sich David darum, Marianne zurückzugewinnen, doch Marianne gibt dem erneuten Werben ihres Mannes nicht nach. Stattdessen erinnern sie sich einzelner Episoden aus ihrem Eheleben, die deutlich machen sollen, dass der jeweils andere Partner eigentlich der Betrüger in der Beziehung gewesen ist …
Gewohnt virtuos inszenierte Bergman in seiner ersten Komödie die Irrungen und Wirrungen, die die Beziehungen zwischen Mann und Frau so kompliziert machen können. Nachdem der Film mit dem durch David proklamierten Ende der Affäre zu der jung-forschen Susanne beschwingt startet, werden in Rückblenden der Anfang und gemeinsame Episoden der erotischen Beziehung rekapituliert. Diesem Konzept bleibt Bergman auch treu, als es um die Ehe zwischen David und Marianne geht. In diesen Rückblenden sorgt vor allem die geplatzte Hochzeit zwischen Carl-Adam und Marianne für ausgelassene Stimmung. Bergmans hintergründiges Abtasten der großen Themen Treue, Lust, Vertrauen und Emanzipation wird auch in der Vater-Tochter-Beziehung aufgegriffen, in der Nix so weit geht, sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen zu wollen, um nicht länger das Rollenbild bedienen zu müssen, das die Gesellschaft von der Frau hat.
Dabei lebt „Lektion in Liebe“ von den geschliffenen Dialogen, die mal einen mehr melancholisch-verzweifelten, dann wieder verträumten und auch verspielt-neckischen Ton annehmen. Offensichtlich hat Bergman an diesem lustvollen Beziehungsreigen so viel Spaß gehabt, dass er zwei Jahre später mit „Lächeln einer Sommernacht“ gleich die nächste Komödie folgen ließ. Nun ist „Lektion in Liebe“ im Rahmen der Arthaus-Sammlerbox „Ingmar Bergman Edition 3“ auf DVD erhältlich.
"Lektion in Liebe" in der IMDb

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