El Topo

Mit seinen stark surrealistisch geprägten Werken avancierte der chilenische Autor, Komponist und Regisseur Alejandro Jodorowsky seit seinem eindrucksvollen Debüt „Fando y Lis“ (1968) zur Kultfigur nicht nur der Filmszene. Nach diesem Achtungserfolg gelang ihm mit „El Topo“ 1970 der internationale Durchbruch. Nun ist dieser bizarre Horror-Western-Trip zusammen mit dem erwähnten Debüt und „Der Heilige Berg“ (1973) von Bildstörung in einer prachtvoll ausgestatteten Edition veröffentlicht worden, die neben den drei Film-DVDs auch die von Jodorowsky co-komponierten Soundtracks zu den beiden 70er Werken sowie schöne Booklets mit Interview, Biografie und weiteren Hintergrundinformationen enthält.
Seinen siebenjährigen Sohn Brontis hat der schwarz gekleidete Revolverheld El Topo (Alejandro Jodorowsky) gerade zum Mann erklärt. Nun reiten sie durch die Wüste in ein Dorf, das durch ein blutiges Massaker völlig zerstört worden ist. Auf der Suche nach den Mördern werden die beiden in den Bergen fündig. Bevor die drei Banditen von El Topo im Duell niedergestreckt werden, erfährt dieser, dass sich der Anführer der Bande „Colonel“ nennt und sich mit seinen übrigen Anhängern in einer Franziskaner-Mission versteckt hält. El Topo geht erneut als Sieger aus dem Kampf mit den Banditen hervor und tauscht seinen Sohn gegen Mara ein, die Frau des getöteten Colonels. Sie ist aber nur bereit, El Topos Liebe zu erwidern, wenn er auch die vier Meister der Wüste im Duell bezwingen kann …
Was sich ansatzweise wie ein konventioneller Western-Plot liest, entpuppt sich bei Jodorowsky schnell als philosophisch-mystischer Selbstfindungstrip eines wortkargen Pistoleros, dem die Erlösung letztlich verwehrt bleibt. Während der erste Teil noch eine klassisch geprägte Vergeltungsmission thematisiert, unterläuft Jodorowsky in der zweiten Filmhälfte die Erwartungen des Zuschauers und driftet in eine symbolbefrachtete Odyssee ab, die den Protagonisten mit verschiedenen Metaphern und Symbolen aus Christentum, Psychologie, Mystizismus, Sex und Tod konfrontiert. Jodorowsky hat nach eigenen Angaben seine Lieblingsbücher von Autoren wie Georges I. Gurdjieff, C.G. Jung, Antonin Artaud sowie indische, indianische und fernöstliche Mythen verfilmt, und so wirkt sein „El Topo“ auch wie ein schillerndes Konglomerat vielschichtiger Weisheiten aus, alles gemischt mit einer gehörigen Portion Sex und Gewalt. Das wird viele konventionelle Filmfans abschrecken, hat den interdisziplinär agierenden Jodorowsky damals aber so bekannt gemacht, dass John Lennon dafür sorgte, dass Beatles-Manager Allen Klein Jodorowskys nächsten Film „Montana Sacra – Der Heilige Berg“ finanzierte.
"El Topo" in der IMDb

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