Einen Sommer lang

Der schwedische Meisterregisseur Ingmar Bergman verarbeitete in seinen unzähligen Werken unaufhörlich seine existenziellen Zweifel, seine moralischen wie religiösen Konflikte, aber auch ganz persönliche Probleme. So flossen in seine Filme „Durst“ (1949), „An die Freude“ (1950) und „Einen Sommer lang“ (1951) Bergmans gescheiterte zweite Ehe mit Ellen Lundström und eine Beziehung aus jungen Jahren mit ein. Ähnlich wie in „Lektion in Liebe“ arbeitete der Autor und Regisseur in „Einen Sommer lang“ gekonnt mit verschiedenen Rückblenden und fand endlich – wie er selbst befand – zu einer eigenen Filmsprache.
Die bekannte Balletttänzerin Marie (Maj-Britt Nilsson) bekommt inmitten der Proben zu einer Aufführung von „Schwanensee“ ein Päckchen zugestellt, das das Tagebuch ihrer Jugendliebe Henrik (Birger Malmsten) enthält. Kaum hat sie das kleine Büchlein aufgeschlagen, erinnert sie sich an den einen Sommer vor 13 Jahren, der ihr und Henrik vergönnt geblieben ist. Als sich Marie mit ihrem aktuellen Freund, dem Zeitungsreporter David (Alf Kjellin), zerstreitet, ergreift sie die Möglichkeit, mit einer Fähre zu der Insel zu fahren, auf der sie ihre Jugend und eben diesen unvergesslichen Sommer mit Henrik verbracht hatte. Marie erinnert sich der unbeschwerten Zeit, die sie mit Henrik verbrachte, doch sie endete dramatisch, als Henrik bei einem Sprung ins Meer so schwer verletzt wird, dass er im Krankenhaus stirbt. Marie lässt sich daraufhin auf eine Beziehung mit ihrem Onkel Erland (Georg Funkquist) ein. Ihm hat sie es auch zu verdanken, dass Henriks Tagebuch in ihre Hände fällt. Um ihre neue Beziehung mit David noch zu retten, übergibt Marie ihm Henriks Tagebuch in der Hoffnung, dass er sie dann besser verstehen möge …
„Einen Sommer lang“ markiert den Beginn einer Reihe von Ingmar Bergmans Filmen, die als seine „Sommerfilme“ bezeichnet werden, zu denen auch die Werke „Die Zeit mit Monika“ (1953), „Lektion in Liebe“ (1954) und „Das Lächeln einer Sommernacht“ (1955) gezählt werden und einen etwas heiteren Ton anschlagen. Auch wenn der Tod eine tragende Rolle in „Einen Sommer lang“ spielt, überwiegen doch die Szenen unbändiger Liebe, Zärtlichkeit und Leidenschaft, die Marie und Henrik füreinander empfinden.
Indem sich Marie auf der Insel ihrer Jugendzeit der Vergangenheit und ihren tragischen Ereignissen stellt, wird sie auch wieder empfänglich für eine neue Liebe. Diesen schwierigen Weg, den die junge Frau beschreitet, begleitet Bergman mit ruhigen Kameraeinstellungen, vielen Nahaufnahmen, die die Emotionen seiner Figuren auch ohne große Worte sichtbar machen. Der Film ist zusammen mit Bergmans Frühwerken „Die Hörige“, „Lektion in Liebe“, „Hafenstadt“ und „An die Freude“ in der von Arthaus veröffentlichten „Ingmar Bergman Edition 3“ zu finden.
"Einen Sommer lang" in der IMDb

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