Wenn der Postmann zweimal klingelt

James M. Cain schuf 1934 mit seinem Debütroman „The Postman Always Rings Twice“ einen Hardboiled-Klassiker und lieferte damit die Vorlage für etliche Verfilmungen. Nach Pierre Chenals „Le Dernier Tourant“ (1939) und Luchino Viscontis „Besessenheit“ (1942) wurde besonders Tay Garnetts „Im Netz der Leidenschaften“ (1946) mit Lana Turner und John Garfield in den Hauptrollen zu einem Film-noir-Kassenhit. Bob Rafelson setzte 1981 in seiner Adaption „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ vor allem auf den erotischen Kitzel zwischen Jack Nicholson und Jessica Lange, betonte aber auch das gewissenlose Verfolgen ihrer gemeinsamen Träume.
Als der vorbestrafte Vagabund Frank Chambers (Jack Nicholson) während der großen Depression und Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren ein Mittagessen im Diner des griechischen Tankstellen- und Restaurantbesitzer Nick Papadakis (John Colicos) erschleichen will, bietet dieser dem Streuner einen Job als Mechaniker für die Tankstelle an. Zunächst wiegelt Frank das Angebot ab, doch als er Nicks attraktive Frau Cora (Jessica Lange) erblickt, überlegt er es sich doch anders und bleibt. Kaum hat Nick das Haus verlassen, um für das Diner Besorgungen zu machen, fallen Cora und Frank auf dem Küchentisch übereinander her und beschließen wenig später, den lästigen Ehemann zu töten.
Der erste Versuch schlägt allerdings fehl, und Nick hält Frank sogar für seinen Lebensretter. Beim zweiten Versuch stellen sich die beiden Ehebrecher geschickter an, rufen aber den ehrgeizigen Staatsanwalt Sackett (William Traylor) auf den Plan, der nicht an einen Autounfall glaubt, sondern fest davon überzeugt ist, dass Cora und Nick den Griechen umgebracht haben. Dabei kann sich Sackett auf die Unterstützung der Versicherung verlassen, die im Falle eines Mordes keine Lebensversicherungsprämie über zehntausend Dollar an die Witwe auszahlen müsste. In dem gewieften Strafverteidiger Katz (Michael Lerner) haben Cora und Frank allerdings noch eine gute Chance, heil aus der Angelegenheit herauszukommen …
Bob Rafelson („Die schwarze Witwe“, „Blood & Wine“) hat James M. Cains düsteren Hard-boiled-Roman nach einem Drehbuch von David Mamet („Ronin“, „Hannibal“) verfilmt und die moralische Verkommenheit, die Cains Protagonisten zu den teuflischen Mordplänen antreibt, etwas abgemildert, indem er den ziellosen Herumtreiber Frank und der unglücklichen Ehefrau Cora doch eine Beziehung zubilligt, die auf mehr als nur Sex und Geldgier aufbaut. Auf jeden Fall zeigt der Film wie die Romanvorlage sehr schön auf, was die allgemein düstere Wirtschaftslage mit den Menschen macht. Während Cora durch Nick immerhin eine Existenz auf dem Lande aufgebaut hat, an die sie sich verzweifelt klammert, weil sie keine anderen Wege sieht, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, treibt Frank völlig ziellos durch sein Leben, immer nur auf der Suche nach dem schnellen Geld und Glück. Ihn interessieren weder längerfristige Jobs noch Beziehungen, sondern nur der augenblickliche Genuss. Das ändert sich auch durch die Affäre mit Cora zunächst nicht, denn als sie ihre sterbenskranke Mutter besucht, unternimmt Frank schon den nächsten Trip, um mit einer Zirkusdompteurin (Anjelica Huston) etwas anzufangen.
Dramaturgisch interessant wird der Film wie im Roman, als nach dem Mord an Nick sowohl Frank als auch Cora in den Fokus der polizeilichen und vor allem versicherungsdetektivischen Ermittlungen geraten. Zwar wirken die juristischen Kniffe, die Katz geschickt anwendet, etwas holprig inszeniert, sorgen aber für viele überraschende Wendungen.
Anders als im Roman scheinen sich nach den Turbulenzen um die Mordanklage etwas sympathischere Züge bei den Protagonisten herauszubilden, doch das tragische Ende erstickt diese zarte Blüte doch wieder im Keim. Was Rafelsons Filmadaption besonders sehenswert macht, ist nicht nur die ungeschminkte Darstellung von brutaler Gewalt und ebenso zupackendem Sex, sondern eine authentische Abbildung der Atmosphäre jener Jahre sowie die packenden Darstellungen von Jack Nicholson („Chinatown“, „Die Hexen von Eastwick“) und Jessica Lange („Frances“, „Kap der Angst“). Für Fans des Film noir ist „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ mehr als nur sehenswert.
"Wenn der Postmann zweimal klingelt" in der IMDb

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