Der Klient

Egal, was John Grisham in den 1990er Jahre veröffentlichte – es wurde nicht nur zum internationalen Bestseller, sondern auch umgehend von Hollywoods großen Studios verfilmt. Nachdem 1993 zum Auftakt mit Sydney Pollacks „Die Firma“ und Alan J. Pakulas „Die Akte“ gleich zwei hochkarätige Adaptionen einen vielversprechenden Auftakt lieferten, setzte nur ein Jahr später Joel Schumacher mit „Der Klient“ die Reihe kassenträchtiger Grisham-Verfilmungen fort. Allerdings sind hier schon erste Abnutzungserscheinungen zu erkennen, die allerdings weniger dem hochkarätigen Cast als dem leicht holperigen Drehbuch und der allzu gefälligen Inszenierung geschuldet sind. 

Inhalt: 

Als ihre Mutter Dianne (Mary-Louise Parker) zu einem ihrer schlechtbezahlten Jobs aufbricht, nutzen der 11-jährige Mark Sway (Brad Renfro) und sein kleiner Bruder Ricky (David Speck) den schönen Sommertag, um im Wald eine von Moms stibitzten Zigaretten zu qualmen. In ihrem Versteck werden sie Zeuge, wie sich ein korpulenter Mann in seinem Wagen umzubringen versucht, indem er die Abgase mit einem Schlauch in seinen Wagen leitet. Als Mark zweimal versucht, den Schlauch aus dem Auspuff zu entfernen, wird er von dem Selbstmordkandidaten erwischt und in ebenfalls in das Auto gesperrt. Dort erfährt Mark, dass der Mann Jerome Clifford (Walter Olkewicz) heißt und als Anwalt für die Mafia arbeitet. Da er das Versteck eines getöteten Senators kennt, steht Clifford nun selbst auf der Abschussliste seines Mandanten. Nach dieser Offenbarung erschießt sich Clifford. Mark informiert anonym die Polizei und beobachtet aus einem Versteck heraus, wie die Polizei die Ermittlungen aufnimmt. Aber auch diesmal wird Mark entdeckt, diesmal von einem Polizisten (Will Patton), der das Vertrauen des Jungen zu gewinnen versucht und nicht recht glauben mag, dass der Junge Clifford erst entdeckt haben will, als dieser schon tot war. Tatsächlich finden sich die Fingerabdrücke von der Getränkedose, die der Cop Mark angeboten hat, nicht nur im Wageninneren wieder, sondern auch auf der Tatwaffe. 
Der öffentlichkeitsheischende Bundesmarshall Roy Foltrigg (Tommy Lee Jones) will so schnell wie möglich eine Aussage von dem Jungen, um der Mafia den Prozess machen zu können, denn ohne die Leiche des Senators gibt es keinen Fall. Während sein kleiner Bruder in einen katatonischen Zustand gefallen ist und im Krankenhaus versorgt wird, nimmt Mark mit der Anwältin Regina Love (Susan Sarandon) Kontakt auf, die für ein Dollar Honorar die Interessen des Jungen vertritt. Doch schnell wird klar, dass Mark und seine Familie Personenschutz in Anspruch nehmen müssen, denn die Mafia will die Leiche des Senators weiterhin gut versteckt wissen… 

Kritik: 

Joel Schumacher hatte seit Mitte der 1980er Jahre großen Erfolg mit einigen auf ein junges Publikum zugeschnittene Filme wie „St. Elmo’s Fire“, „The Lost Boys“ und „Flatliners“, bevor er 1993 mit dem grandiosen Thrillerdrama „Falling Down“ auch ein reiferes Publikum zu begeistern verstand. Dass er sein Handwerk versteht, stellt er auch mit „Der Klient“ unter Beweis. Immerhin standen auch ihm wie in den Grisham-Verfilmungen zuvor dafür illustre Darsteller zur Verfügung, wobei die Show vor allem Tommy Lee Wallace und Susan Sarandon gehört, die sichtlich Freude an ihren Rollen hatten. Weniger rund ist die Arbeit der beiden Drehbuchautoren Akiva Goldsman („Das Comeback“, „Batman & Robin“) und Robert Getchell („Alice lebt hier nicht mehr“, „Codename – Nina“) gelungen, die der Story immer wieder einen humoristischen Touch zu verleihen versuchen, der leider völlig deplatziert wirkt. 
Am ärgerlichsten erscheint dabei die Besetzung von Anthony LaPaglia („Lantana“, „Without a Trace – Spurlos verschwunden“) als schlecht gekleideter Mafia-Dumpfbacke, der seine unzähligen Fehler ausbügeln will, es aber nicht schafft, den Jungen mit dem verräterischen Geheimnis auszuschalten. Dagegen gestaltet sich der Schlagabtausch zwischen Susan Sarandon („Thelma & Louise“, „Die Hexen von Eastwick“) und Tommy Lee Jones („Auf der Flucht“, „Cobb“) als gegnerische Anwälte sehr unterhaltsam, und die emotionale Bindung zwischen dem frühreifen Mark und seiner geschiedenen Anwältin, die sich nach ihren Kindern sehnt, die bei ihrem Vater leben, sorgt für eine wohltuende Tiefe. Sarandon verkörpert authentisch die einst alkoholsüchtige Anwältin, die sich von ihrem persönlichen Leid nicht davon abbringen lässt, für ihren Mandanten auch ihre Komfortzone zu opfern. Der Junge und sein Schicksal liegt ihr natürlich auch deshalb am Herzen, weil sie bei ihm ihre sonst nicht mehr gefragten Muttergefühle ausleben kann. Tommy Lee Jones fühlt sich in der Rolle des herrischen und mediengeilen Bezirksstaatsanwalts sichtlich wohl, doch ist seine Figur leider auch sehr klischeehaft gezeichnet. So unterhaltsam die Sticheleien zwischen Reggie und Foltrigg auch sind, wären sie letztlich überflüssig, da sie von der Sache her eigentlich am selben Strang ziehen. So bietet „Der Klient“ etwas arg konstruierte Spannung mit überflüssigem Witz, aber mit tollem Look und stark aufspielendem Ensemble. 

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