Die Jury

Seit John Grisham mit seinem zweiten Roman „Die Firma“ weltweit die Bestsellerlisten stürmte und sich über eine sehr gelungene Verfilmung durch Sydney Pollack im Jahr 1993 mit Tom Cruise und Gene Hackman in den Hauptrollen freuen durfte, riss die Erfolgsgeschichte auch in den nachfolgenden Jahren nicht ab. Nachdem Alan J. Pakula Grishams dritten Roman „Die Akte“ ebenfalls 1993 erfolgreich für die Leinwand adaptiert und Joel Schumacher sich ein Jahr darauf des vierten Romans „Der Klient“ angenommen hatte, setzte Schumacher 1996 auch Grishams 1989 veröffentlichtes Romandebüt „Die Jury“ um. 

Inhalt: 

Der junge Anwalt Jake Tyler Brigance (Matthew McConaughey) hat in der Kleinstadt Canton, Mississippi, zwar die Kanzlei seines alkoholsüchtigen, von der Anwaltskammer ausgeschlossenen Mentors Lucien Wilbanks (Donald Sutherland) übernommen, doch fehlen ihm die dringend benötigten Mandanten, um die laufenden Rechnungen bezahlen zu können, doch lebt er glücklich mit seiner schönen Frau Carla (Ashley Judd) und ihrer gemeinsamen Tochter Hannah (Alexandra Kyle) zusammen, während sein Freund und Kollege Harry Rex Vonner (Oliver Platt) nicht nur als Scheidungsanwalt praktiziert, sondern selbst wieder einmal geschieden ist. Die Kleinstadt wird durch die Nachricht erschüttert, dass zwei Weiße die zehnjährige Schwarze Tonya (RaéVen Kelly) vergewaltigt und fast getötet hätten, worauf Tonyas Vater Carl Lee Hailey (Samuel L. Jackson) bei Jake in der Kanzlei auftaucht und fragt, ob er ihm aus der Patsche helfen würde, sollte er in Schwierigkeiten geraten. In dem Gespräch verweist Hailey auf einen ähnlichen Fall, bei dem die weißen Vergewaltiger eines schwarzen Mädchens freigesprochen wurden. Kurz darauf erschießt Hailey die beiden Gefangenen mit einem Sturmgewehr, als sie zur Voranhörung geführt werden, und trifft dabei auch den Polizisten Dwayne Powell Looney (Chris Cooper) so unglücklich, dass diesem ein Bein amputiert werden muss. Für den ambitionierten Bezirksstaatsanwalt Rufus Buckley (Kevin Spacey) ist dieser Fall natürlich ein gefundenes Fressen, plädiert er doch auf die Todesstrafe. Auch wenn Jake in Mordfällen noch unerfahren ist, übernimmt er Haileys Verteidigung, schließlich fühlt er sich nicht nur mitschuldig an Haileys Verbrechen, da er dessen Warnung nicht ernst genommen hat, sondern hätte als Vater einer jungen, unschuldigen Tochter wahrscheinlich ebenso gehandelt. Nun kommt alles darauf an, im Gerichtssaal von Richter Omar Noose (Patrick McGoohan) eine Jury zusammenzustellen, die ebenfalls Haileys Verhalten billigt. Währenddessen holt Freddie Lee Cobb (Kiefer Sutherland), der Bruder eines der getöteten Vergewaltiger, den Ku-Klux-Klan in die Stadt, der alles daran setzt, die Schwarzen und ihre Unterstützer einzuschüchtern. Bald ist auch das Leben von Jake und seiner Familie in Gefahr. In der klugen wie hübschen Jura-Studentin Ellen Roark (Sandra Bullock) findet Jake allerdings eine hilfreiche Assistentin, die dem unerfahrenen Anwalt immer wieder gute Tipps für seine Verteidigungsstrategie gibt… 

Kritik: 

Grishams Debütroman und seine Verfilmung sind nicht von ungefähr äußerst kontrovers diskutiert worden, wird hier auf hochgradig emotional manipulierende Weise doch Selbstjustiz gerechtfertigt. Dafür bemühen der Romanautor (der die Verfilmung persönlich überwachte) und Drehbuchautor Akiva Goldsman (der bereits an dem Drehbuch zu „Der Klient“ mitwirkte) die in den Südstaaten nach wie vor relevante Rassismus-Thematik, wobei die grundlegende These lautet, dass ein schwarzer Angeklagter bei einer rein weißen Jury keine Chance auf einen Freispruch habe. 
Gleich zu Beginn macht „Die Jury“ deutlich, dass die beiden trink- und pöbelwütigen White-Trash-Typen zum größten Abschaum gehören, den die Menschheit hervorbringen kann. Die sinnlose Vergewaltigung eines zehnjährigen schwarzen Mädchens setzt ihrem schäbigen Dasein nur die Krone auf. Dass das Mädchen dabei so schwer verletzt wird, dass es – abgesehen von den psychischen Folgen - nie Kinder gebären kann, macht das Verbrechen noch abscheulicher. Letztlich scheinen die Täter also die Strafe, die sie ereilt hat, doch verdient zu haben. Aus dieser extremen Ausgangssituation wird eine Geschichte konstruiert, die vor allem unter den juristischen Aspekt faszinierend ausgearbeitet wird. In dieser Hinsicht kann „Die Jury“ seine ganzen Stärken ausspielen.  
Matthew McConaughey („Killer Joe“, „Dallas Buyers Club“) überzeugt als blutjunger Anwalt, der sich mit einem Freispruch für seinen Mandanten auch einen Freispruch für sein eigenes Gewissen erhofft und bei Gefahr für sein eigenes, aber auch das Leben seiner Liebsten alles für Carl Lees Verteidigung in die Waagschale wirft. Punkten können auch Sandra Bullock („Speed“, „Während du schliefst“) als unerschrockene Jura-Studentin, die sich von Jakes wiederholten Verweigerung ihrer Hilfe nicht von ihrer Mission abbringen lässt, und Samuel L. Jackson („Pulp Fiction“, „Unbreakable“) als seine Tochter rächender Vater, der seinem Anwalt die Treue hält, obwohl er von Vertretern einer schwarzen Menschenrechtsvertretung eine sehr hohe Abfindung angeboten bekommt, damit ein erfahrenerer Anwalt den Fall übernehme. 
Die Rassismus-Thematik wird allerdings nur klischeehaft mit dem Auftreten des Ku-Klux-Klans abgehandelt und dient nur zur Verhärtung der Fronten, die im Gericht vor allem mit Jakes ergreifenden Schlussplädoyer ihre Fortsetzung findet. Die polemisch akzentuierte Rechtfertigung der Selbstjustiz macht „Die Jury“ fraglos extrem angreifbar. Inszenatorisch und schauspielerisch bietet der Justiz-Thriller aber beste Hollywood-Unterhaltung, wenn auch mit einem faden Beigeschmack. Interessante Anekdote: Donald Sutherland und sein Sohn Kiefer Sutherland spielen zwar beide in dem Film mit, haben aber keine gemeinsame Szene. Darauf muss man bis zum 2015 inszenierten Western „Forsaken“ warten.  

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