Die Firma
Regie-Veteran Sydney Pollack (1934-2008) hat nach seinem beeindruckenden Kinodebüt mit dem Drama „Stimme am Telefon“ (1965) eine Vielzahl bemerkenswerter Werke in unterschiedlichsten Genres abgeliefert, wobei vor allem die mit Robert Redford realisierten Filme „Jeremia Johnson“ (1972), „So wie wir waren“ (1973), „Die drei Tage des Condor“ (1975), „Der elektrische Reiter“ (1979) und „Jenseits von Afrika“ (1985) in Erinnerung geblieben sind. 1993 nahm sich Pollack des Bestsellers „Die Firma“ von John Grisham an, der 1991 zum meistverkauften Roman avancierte. Bis heute zählt Pollacks Verfilmung zu den besten Adaptionen von John Grishams Justiz-Thrillern.
Inhalt:
Der aus einfachen Verhältnissen stammende Mitch McDeere (Tom Cruise) zählt zu den besten Jura-Studenten an der Harvard University und wird bereits von renommierten Steuer- und Wirtschaftskanzleien im ganzen Land heftig umworben. Zwischen Studium und Kellner-Job absolviert Mitch zahlreiche Vorstellungsgespräche mit lukrativen Angeboten, doch am Ende entscheidet er sich für die familiär geführte Kanzlei Bendini, Lambert & Locke in Memphis, die nicht nur zwanzig Prozent mehr zahlen als das höchste Angebot, das Mitch bisher erhalten hat, sondern ihm auch ein zinsgünstiges Darlehen für ein Haus und ein fabrikneues Mercedes-Cabrio zur Verfügung stellen.
Mit seiner Frau Abby (Jeanne Tripplehorn), die als Lehrerin unterrichtet, verschafft er sich am Wochenende persönlich vor Ort einen Eindruck, wird von Oliver Lambert (Hal Holbrook) den zukünftigen Kollegen vorgestellt, während Abby von einer der Ehefrauen der Anwälte erfährt, dass Frauen nicht verboten werde zu arbeiten und Kinder ausdrücklich erwünscht seien, denn stabile familiäre Verhältnisse wären das A und O für die Arbeit in der Kanzlei.
Mitch ist jedoch so begeistert von den Möglichkeiten eines luxuriösen Lebens, dass er Abbys Skepsis ausräumen kann. Doch dann beginnt auch Mitch an der Seriosität seines Arbeitgebers zu zweifeln, der nur männliche, weiße und verheiratete Anwälte in seinen Reihen aufweist und offensichtlich die Mafia als größten Mandanten vertritt und keine Anwälte gehen lässt, wie Mitch durch eine Unterredung mit dem FBI erfährt. FBI-Agent Wayne Tarrance (Ed Harris) versucht, Mitch zur Mitarbeit zu bewegen, bevor die Kanzlei und damit auch er selbst in den Abgrund gezogen werden. Als Mitch mit seinem Mentor Avery Tolar (Gene Hackman) auf die Cayman-Inseln fliegt, um einen zahlungskräftigen, aber geizigen Mandanten zu beruhigen, entdeckt Mitch in einem Schrank in Averys Apartment Kisten mit Akten zu den vier unter mysteriösen Umständen umgekommenen Anwälten. Die letzten beiden sind erst kürzlich bei einer Explosion auf einem Boot getötet worden.
Mitch entscheidet sich zur Zusammenarbeit mit dem FBI, verlangt aber als Gegenleistung die sofortige Freilassung seines wegen Totschlags inhaftierten Bruders Ray (David Strathairn) und 1,5 Millionen Dollar. Dafür soll er die beweiskräftigen Akten von den Cayman-Inseln besorgen. Zusammen mit Tammy (Holly Hunter), der Sekretärin und Partnerin von Rays altem Kumpel Eddie Lomax (Gary Busey), den Mitch als Detektiv beauftragt hat, zu der „Firma“ Bendini, Lambert & Locke Nachforschungen anzustellen, organisiert Mitch die Anfertigung der Kopien und bringt sich damit selbst in Lebensgefahr, denn die Firma ist bekannt dafür, Störenfriede nachhaltig auszuschalten…
Kritik:
Gerade John Grishams frühen und besten Romane, die allesamt erfolgreich verfilmt worden sind, handeln von dem Kampf Davids gegen Goliath. In „Die Firma“ ist er der frisch examinierte Anwalt Mitch McDeere, der aus dem Innern heraus die Kanzlei zu Fall zu bringen versucht, die ihn mit einem so verlockenden Angebot geködert hat, aber in illegale Geschäfte verwickelt ist und abwanderungswillige Anwälte einfach töten lässt. David Rabe („Die Verdammten des Krieges“), David Rayfiel („Die drei Tage des Condor“) und Robert Towne („Chinatown“) haben Grishams komplexen Roman geschickt gestrafft, so dass Routinier Pollack mit „Die Firma“ ein zwar konventionell inszeniertes, aber durchweg spannendes und atmosphärisch dichtes Thriller-Drama abliefert.
Der junge Tom Cruise ist die perfekte Besetzung für den idealistischen Anwalt, der für seine Karriere zunächst seinen im Knast sitzenden Bruder verheimlicht, dann aber alles daran setzt, ihn freizubekommen, und zum Ende hin wie ein gehetztes Tier wirkt, das den todbringenden Häschern der Firma zu entfliehen versucht. Daneben ist es vor allem Gene Hackman, der die tragischste Figur in der Geschichte verkörpert, sehnt er sich doch nach wirklicher Achtung, die ihm weder seine Frau noch seine unzähligen Geliebten geben können. Abgesehen vom leicht enttäuschenden Ende bietet „Die Firma“ dramaturgisch geschickt aufgebaute Spannung und großes Starkino.
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