The Lady - Ein geteiltes Herz

Luc Besson („Im Rausch der Tiefe“, „Léon – Der Profi“) hat bereits in seinen Action-Filmen wie „Nikita“ und „Das fünfte Element“ sein Faible für starke Frauen dokumentiert und dieses 1999 mit „Johanna von Orleans“ erstmals in einem historischen Biopic verarbeitet. Zwar ging der französische Filmemacher mit diesem Epos gnadenlos an den Kinokassen baden, doch hielt ihn dieses Debakel nicht davon ab, sich 2011 ein weiteres Mal mit einem historischen Frauen-Persönlichkeit zu widmen. In „The Lady – Ein geteiltes Herz“ erzählt er die Geschichte der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten burmesischen Freiheitskämpferin Aung San Suu Kyi

Inhalt: 

Schon ihr Vater, Kommandeur Aung San (Phoe Zaw), hat sich für die Unabhängigkeit und Demokratisierung Burmas stark gemacht, als er 1947 von Rebellen in einem Sitzungssaal in Rangun erschossen wurde. 40 Jahre später kehrt Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) in ihre Heimat zurück, als sie von dem Schlaganfall ihrer Mutter erfährt. Ihren Mann Michael Aris (David Thewlis), der als Professor für Tibetologie in Oxford lehrt, und ihre zwei Söhne lässt sie in England zurück. Schon bei ihrer Ankunft in Burma erlebt sie hautnah die Studentenunruhen mit, die durch das Terror-Regime von General Ne Win (Hzun Lin) blutig niedergeschlagen werden. Als Regimegegner Suu Kyi bitten, sich für die Demokratisierung Burmas einzusetzen, willigt sie ein, in Rangun zu bleiben. Schließlich ist die Tochter des zum Volkshelden ernannten Kommandeurs Aung San in der Bevölkerung sehr populär. Ihr gelingt zwar mit der National League for Democracy ein erdrutschartiger Wahlsieg bei den Parlamentswahlen, doch die Militärregierung erklärt die Wahl für ungültig, sperrt viele Parteiangehörige in Gefangenenlager und verhängt einen Hausarrest gegen Suu Kyi, die zu einer Symbolfigur des Widerstands avanciert und durch den unermüdlichen Einsatz ihres Mannes in Oxford sogar als Bewerberin um den Friedensnobelpreis ins Rennen geht. Als Michael jedoch unheilbar an Prostatakrebs erkrankt, setzt er alles daran, seine Frau noch einmal zu sehen, doch seine Visa-Anträge werden regelmäßig abgelehnt… 

Kritik: 

Die gerade erst als erste Asiatin mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnete Michelle Yeoh („Everything Everywhere All at Once“) war von Rebecca Frayns Drehbuch zu „The Lady“ so angetan, dass sie sich an Luc Besson wandte, der ihr als Filmemacher mit einem Gespür für starke Frauen bekannt war. Besson war ebenso von der Geschichte über Aung San Suu Kyi begeistert, dass er sich nicht nur auf die Produktion des Films beschränken, sondern auch die Regie übernehmen wollte.  
Michelle Yeoh („James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie“, „Tiger & Dragon“) erweist sich als Idealbesetzung für die Rolle der engagierten Bürgerrechtlerin und Menschenrechtsaktivistin, die von ihrem Volk ehrfürchtig „The Lady“ tituliert worden ist. Bessons Film erweist sich allerdings nicht als Biopic mit großem psychologischem Tiefgang. 
Statt nach der Ermordung ihres Vaters mit dem Heranwachsen von Suu Kyi fortzufahren, setzt die Geschichte Ende der 1980er Jahre in Oxford ein, ohne das Kennenlernen zwischen der Burmesin und dem britischen Gelehrten, die Familiengründung oder das besondere Interesse der Asiatin an dem Schicksal ihres Volkes zu thematisieren. Dass der Zuschauer überhaupt einen Zugang zu der Geschichte findet, ist vor allem den großartigen Darstellern zu verdanken. Michelle Yeoh sieht ihrer verkörperten Figur nicht nur äußerlich sehr ähnlich, sondern vermag auch die Bemühungen um das Ende der brutalen Militärdiktatur in Burma (respektive Myanmar) und um die Vereinigung der verschiedenen Völker in dem Land glaubwürdig darzustellen. 
Auf der anderen Seite überzeugt David Thewlis („Die Entdeckung der Unendlichkeit“, „Justice League“) selbst als tatkräftiger Unterstützer seiner Frau, wovon er sich auch durch seine tödliche Krankheit nicht abbringen lässt. Doch abgesehen von der emotional berührenden Liebesgeschichte zwischen den jahrelang getrennten Suu Kyi und Michael Aris bietet „The Lady – Ein geteiltes Herz“ wenig Substantielles. Die Unruhen in Burma werden exemplarisch durch einige brutale Angriffe auf die studentischen Demonstranten und die blutigen Übergriffe und Exekutionen thematisiert, wobei die herrschenden Vertreter der Militärdiktatur sehr eindimensional und klischeehaft gezeichnet sind. 
Am Ende bleibt das Bild einer tapferen, unerschrockenen Frau, die ihr persönliches Glück opfert, um ihr Land in die Demokratie zu führen.  

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