U-Turn - Kein Weg zurück
Mit seinen Frühwerken – „Salvador“, „Platoon“, „Wall Street“, „Talk Radio“ und „Geboren am 4. Juli“ hat sich Oliver Stone als einer der unbequemsten und kritischsten Filmemacher Hollywoods etabliert, der teilweise zu den britischen Studios von Hemdale gehen musste, da sich kein Hollywood-Studio bereit erklärte, seine Stoffe zu produzieren. 1997 überraschte Stone dann mit der Neo-Film-noir-Komödie „U-Turn – Kein Weg zurück“, die zwar gar nicht kritisch ausfiel, dafür aber sehr unterhaltsam.
Inhalt:
Um nicht noch mehr als die zwei Finger zu verlieren, die ihm mit einer Gartenschere abgetrennt wurden, macht sich der Kleinganove Bobby Cooper (Sean Penn) in seinem roten Ford Mustang Cabrio auf den Weg durch die Wüste nach Las Vegas, um seine 13.000 Dollar schwere Schuld beim skrupellosen Finanzhai Mr. Arkady (Valery Nikolaev) zu begleichen. Als ihm mitten in der Einöde der Kühlerschlauch platzt, ist Bobby gezwungen, in dem öden Wüstennest Superior, Arizona, seinen Wagen von dem leicht dümmlich wirkenden Mechaniker Darrell (Billy Bob Thornton) reparieren zu lassen. In der Zwischenzeit macht Bobby an der Hauptstraße die Bekanntschaft eines blinden Halbindianers (Jon Voight) und wird in einem Diner von der extrovertierten Jenny (Claire Danes) angesprochen, wovon der auf Krawall gebürstete Halbstarke TNT (Joaquin Phoenix) gar nicht begeistert ist. Doch dann macht Bobby die Bekanntschaft der wunderschönen und lasziven Grace (Jennifer Lopez), der er ihre Pakete mit Vorhängen nach Hause trägt. Bobby nimmt das Angebot einer erfrischenden Dusche ebenso gern an wie die Aussicht auf ein heißes Schäferstündchen. Doch bevor es dazu kommt, platzt Graces Mann Jake (Nick Nolte) hinein und streckt Bobby mit einem Faustschlag nieder. Doch dann unterbreitet Jake dem Durchreisenden an, seine Frau für ein hübsches Sümmchen umzubringen, da er ihre Rumhurerei nicht länger ertragen will. Aber auch Grace versucht Bobby zu ködern, den lästigen Ehegatten aus dem Weg zu räumen. Da Bobby bei einem Raubüberfall seine eigene Kohle verloren hat, wird er sich auf einen der beiden Deals einlassen müssen…
Kritik:
Wer zuvor der Ansicht gewesen sein mag, dass Oliver Stone kein Mann für leichtere Stoffe sei, wird mit „U-Turn“ definitiv eines Besseren belehrt. Die Adaption von John Ridleys Roman „Stray Dogs“ ähnelt zwar stark John Dahls „Red Rock West“ (1993), lebt aber von der großartig von Stones Stamm-Kameramann Robert Richardson eingefangenen schwül-schwülstigen Atmosphäre in dem heißen Wüstenkaff und den großartigen Darstellern. Jennifer Lopez („Out of Sight“, „Manhattan Love Story“) verkörpert dabei die typische Femme fatale des klassischen Film noir und zieht den ohnehin schon angeschlagenen Bobby noch tiefer in den Abgrund.
Die Story ist dabei äußerst simpel gestrickt und inszeniert, aber die Frage, auf wessen Seite sich Bobby am Ende schlägt und welche Anreize ihm sowohl die attraktive Grace als auch der alternde Jake präsentieren, machen aber nur einen Teil des Reizes von „U-Turn“ aus. Zum einen sorgen die grandiose Kameraarbeit, Ennio Morricones cooler Score und die irrwitzige Montage für die richtige Stimmung, in der Bobby nie so richtig weiß, wohin die Reise für ihn führt. Zum anderen haben die Darsteller sichtlich Spaß an ihren Rollen, und seien sie noch so klein wie die von Jon Voight als blinder Bettler, Claire Danes und Joaquin Phoenix als flippiges Pärchen und Powers Boothe als Sheriff.
Der zweifache Oscargewinner Sean Penn („Mystic River“, „Milk“) verkörpert den Pechvogel Bobby mit schmerzlicher Intensität, Nick Nolte überzeugt als eifersüchtiger Ehemann ebenso wie Jennifer Lopez als verführerische Femme fatale und Billy Bob Thornton als grenzdebil wirkender, aber letztlich doch cleverer Mechaniker. Auch wenn die Story an sich recht wenig hergibt, sorgen die stimmungsvolle Inszenierung und die famosen Schauspiel-Leistungen für kurzweiligen Spaß.
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