Die Akte

Da John Grisham seit seinem 1989 veröffentlichten Debüt „Die Jury“ nahezu im Jahrestakt einen Bestseller nach dem anderen veröffentlichte und sein zweiter Roman „Die Firma“ zum bestverkauften Roman 1991 avancierte, ließ Hollywoods Interesse an seinen Stoffen nicht lange auf sich warten. So kamen 1993 mit Sydney Pollacks „Die Firma“ und Alan J. Pakulas „Die Akte“ gleich zwei hochkarätig besetzte und souverän inszenierte Justiz-Thriller in die Kinos, die den Weg für weitere Verfilmungen ebneten. Pakulas „Die Akte“ zählt dabei noch zu den besseren Adaptionen. 

Inhalt:

Als die beiden Richter des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten, Rosenberg (Hume Cronyn) und Jensen (Ralph Cosham), an ein und demselben Abend von einem Profikiller (Stanley Tucci) ermordet werden, horcht nicht nur der renommierte Journalist Gray Grantham (Denzel Washington) auf, der noch am Tag von Rosenbergs Tod ein Interview mit ihm geführt hatte, sondern auch Thomas Callahan (Sam Shepard), der als Professor für Rechtswissenschaften an der juristischen Fakultät in Washington lehrt und Rosenberg als Ersatzvater und Mentor sehr schätzte. Seine 24-jährige Freundin, die Jurastudentin Darby Shaw (Julia Roberts), sucht nach Gemeinsamkeiten zwischen den beiden an sich in ihren Anschauungen unterschiedlich orientierten Richtern und verfasst einen Aufsatz mit ihrer Theorie über ein Komplott zur Ermordung der beiden Richter, das bis in das Weiße Haus hineinreicht. 
Die attraktive wie kluge Studentin stieß bei ihren Recherchen auf einen Rechtsstreit zwischen dem einflussreichen Milliardär Victor Mattiece und einer Umweltschutzorganisation um beabsichtigte Ölförderungen, die den Lebensraum der Louisiana-Pelikane gefährdet hätten. Mattiece hat den Wahlkampf des US-Präsidenten (Robert Culp) mit über vier Millionen Dollar massiv unterstützt und bereits eine Genehmigung der Regierung für sein Vorhaben erhalten. In einigen Monaten soll das Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt werden. Callahan leitet Shaws sogenannte „Pelikan-Akte“ an seinen Freund Gavin Verheek (John Heard) weiter, der als Anwalt beim FBI arbeitet. Wenig später wird Darby Zeugin, wie Callahan von einer Autobombe getötet wird, und muss fortan selbst um ihr Leben fürchten. Sie nimmt zunächst Kontakt zu Verheek auf und dann auch zu Grantham, den Callahan sehr verehrt hatte. 
Grantham hat bereits Kontakt zu einem in Washington ansässigen Anwalt, der etwas über die Hintergründe zur Ermordung der beiden umweltfreundlichen Richter weiß, aber weder seinen Namen noch die entsprechenden Informationen preiszugeben bereit ist. Bevor er es sich anders überlegen kann, wird auch er ermordet. Grantham und Shaw arbeiten gemeinsam, aber stets auf der Flucht an der Identität des Anwalts und stichhaltigen Beweisen für das Komplott, bis Granthams Chef Smith Keen (John Lithgow) bereit ist, die Story zu drucken. Während der Präsident FBI-Direktor Denton Voyles (James Sikking) dazu auffordert, die Ermittlungen über den einen Verdächtigen zur Pelikan-Akte fallenzulassen, setzen andere Agenten alles daran, auch Darby Shaw mundtot zu machen… 

Kritik: 

Alan J. Pakula hat bereits 1976 mit dem vierfach Oscar-prämierten Thriller-Drama „Die Unbestechlichen“ den ultimativen Verschwörungsthriller inszeniert. Insofern schien er für die Verfilmung von Grishams dritten Roman „Die Akte“ die perfekte Wahl. Pakula, der auch für das Drehbuch der Romanadaption verantwortlich zeichnet, lässt sich viel Zeit, um die Zusammenhänge der Verschwörung zu thematisieren. Früh deutlich wird nur, dass die von einer ambitionierten Jura-Studentin vorgebrachten Mutmaßungen nicht nur das Weiße Haus mit einbeziehen, sondern auch ins Schwarze treffen, denn nachdem die „Pelikan-Akte“ die Runde machte, sterben nicht nur Darby Shaws Geliebter Callahan, sondern etliche weitere Personen, die die Verbindungen zwischen dem Milliardär Mattiece, der übrigens nie in Erscheinung tritt, und dem amtierenden Präsidenten aufdecken könnten. 
Julia Roberts nimmt dabei die Rolle des Underdogs ein, die zuvor Tom Cruise – weit überzeugender - in „Die Firma“ ausfüllte. Ihre Figur steht gerade im letzten Viertel nicht mehr ganz so im Mittelpunkt der Geschichte, wie es Tom Cruises frisch gebackener Anwalt die ganze Filmlänge über gewesen ist. Dafür taucht Pakula etwas mehr in den inneren Kreis des Weißen Hauses ein, lässt den Präsidenten aber als bloße Marionette seines Stabschefs Fletcher Coal (Tony Goldwyn) erscheinen. Der komplexe Romanstoff wird recht straff zusammengekürzt, sodass viele Feinheiten des Romans verloren gehen und Pakulas Thriller bei aller schauspielerischer Klasse und inszenatorischem Geschick recht konventionell auf geradlinige Spannung ausgerichtet ist. 
Auch wenn Julia Roberts („Flatliners“, „Magnolien aus Stahl“) hier oft als fehlbesetzt gilt, macht sie ihre Sache als taffe Jura-Studentin gut, wird dabei wunderbar von Denzel Washington („Philadelphia“, „The Equalizer“) unterstützt. Aber auch Sam Shepard, John Heard, John Lithgow, Stanley Tucci und Tony Goldwyn glänzen in den Nebenrollen. So bietet „Die Akte“ atmosphärisch dichtes, von James Horner musikalisch toll untermaltes Spannungskino mit einem überzeugenden Cast, aber ohne echte Überraschungen.  

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