Das Mädchen Rosemarie
Angewidert von dem miefigen Arbeitermilieu ihrer Pflegeeltern, träumt die 19-jährige Rosemarie Nitribitt (Nina Hoss) 1952 von einem Leben in den besseren Kreisen. Bereits im Arbeitshaus für schwer erziehbare Jugendliche in Frankfurt-Höchst erprobt sie erfolgreich die Methode, mit der sie ihr Ziel erreichen will: Sie verführt den Aufseher, droht mit einer Anzeige wegen Vergewaltigung und erreicht so ihre unmittelbare Freilassung.
Doch in ihrem biederen Zuhause hält sie es nicht länger aus und lässt sich als Anhalterin von dem Kleinganoven Freddy Nadler (Til Schweiger) mitnehmen. Sie zieht zu ihm und arbeitet als Bardame, wo sie eines Abends einen dicken Unternehmer aus dem
Ruhrgebiet bedient, der sich nicht nur mit Geschäftspartnern - darunter den zurückhaltenden Konrad Hartog (Heiner Lauterbach) umgibt, sondern vor allem mit leichten Mädchen und viel Schampus. Rosemarie verführt Hartog nach einem von ihr inszenierten Unfall im Auto und ist ihrem Ziel ein Stück weit nähergekommen, denn der verlobte Hartog finanziert seiner gewitzten Geliebten eine teure Wohnung, schenkt ihr teure Kleider und Schmuck. Doch Hartog ist längst nicht die letzte Sprosse auf Rosemaries Leiter zum Glück. Sie bandelt mit dem französischen Geschäftsmann Fribert (Mathieu Carrière) an, der ihr eine Wohnung einrichtet, aber keine sexuellen Interessen verfolgt, sondern von Rosemarie verlangt, mit seinen Geschäftspartnern ins Bett zu gehen und dabei ein Tonband laufen zu lassen. Zwar erfüllt sie diese Bedingung, doch Rosemarie verfolgt weiter ihre ganz eigenen Interessen, was ihr schließlich teuer zu stehen kommt.
Der spektakuläre, nie gelöste Mord an der Frankfurter Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt aus dem Jahre 1957 wurde bereits 1958 verfilmt und bildete die Grundlage für Bernd Eichingers Remake im Rahmen der Sat.1-Reihe „German Classics“, die Klassiker der 50er Jahre neu auflegte. Das prominent besetzte Sittengemälde im Wirtschaftswunderdeutschland ist schön fotografiert, aber bei über zweistündiger Laufzeit recht zäh und oberflächlich inszeniert. Immerhin überzeugt die junge Nina Hoss als Edelhure, die sich bis in die höchsten gesellschaftlichen und politischen Kreise hochschlief.
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