When You're Strange
In den nur fünf Jahren ihres Bestehens haben The Doors bis zum Tod ihres charismatischen Frontmanns Jim Morrison im Jahre 1971 Musikgeschichte geschrieben und 80 Millionen Alben verkauft. Noch heute kommen jährlich eine Million Scheiben dazu. Das Grab von Jim Morrison auf dem berühmten Pariser Friedhof Père Lachaise, wo auch Chopin, Oscar Wilde, Édith Piaf und Balzac
begraben liegen, wird noch immer von mehreren tausend Fans besucht. Oliver Stone hat bereits 1991 den Doors mit seinem gleichnamigen Film mit Val Kilmer in der Rolle des psychisch labilen, aber talentierten Songwriters und Poeten Jim Morrison ein filmisches Denkmal gesetzt. Einen ganz anderen Ansatz hat Tom DiCillo („Living In Oblivion“) mit seinem Biopic „When You're Strange“ gewählt.
Ausnahmslos aus unveröffentlichten Archivaufnahmen zeichnet der Regisseur ein intimes, einfühlsames, bewegendes und verstörendes Portrait von Jim Morrison und seinen drei Mitstreitern Ray Manzarek an den Keyboards, John Densmore an den Drums und Robby Krieger an der Gitarre. Um den Aufnahmen aus dem Proberaum, dem Studio und auf der Bühne einen zusammenhängenden Rahmen zu verleihen, erzählt Johnny Depp aus dem Off die passenden Geschichte der Doors - von den ersten Proben über den Schallplattenvertrag und ersten
Konzerten über die Probleme mit Morrisons übermäßigen Alkohol- und Drogenkonsum bis zum tragischen Tod in der Badewanne, gerade mal 27 Jahre jung, ebenso wie Jimi Hendrix und Janis Joplin.
Die längeren Sequenzen, in denen die Auftritte der Doors auf der Bühne zu sehen und zu hören sind, transportieren eindringlich die faszinierende Ausstrahlung nicht nur des Sängers, sondern auch die der einzigartigen Musik. Ohne allzu detailliert auf den gesellschaftlichen Kontext einzugehen, macht der Film deutlich, dass der Vietnam-Krieg, die Attentate auf Martin Luther King, John F. und Robert F. Kennedy sowie die Jugendprotestbewegungen und die anschließende Rückkehr zu den konservativen Werten mit dem Ende der Jugendrevolten und der Wahl von Richard Nixon als neuen Präsidenten eine wesentliche Rolle auch in der Geschichte und Wirkung der Doors gespielt haben. Sein Selbstbewusstsein fütterte Jim Morrison durch seine Poesie, die von Simon & Schuster schließlich verlegt wurden, doch die Einsamkeit des Schreibens wollte dem geliebten wie verhassten Sänger nicht ausreichen, weshalb er nach Phasen des Rückzugs immer wieder zu den Doors
zurückkehrte und mit ihnen auf die Bühne ging, wo sein Feuer am hellsten loderte, bis es viel zu früh erlosch.
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