Bedways
Expliziten Sex kunstvoll und nicht einfach voyeuristisch zu inszenieren scheint Filmemachern generell schwer zu fallen. Bernardo Bertoluccis Meisterwerk „Der letzte Tango in Paris“ (1972), Patrice Chéreaus „Intimacy“ (2001) oder Michael Winterbottoms „9 Songs“ (2004) sind da zu nennen, dann wird die Luft auch schon dünner. Rolf Peter Kahl hat mit seinem neuen Film „Bedways“ einen ästhetisch eigenwilligen, sinnlichen, aber auch verstörenden Beitrag zum Genre des erotischen Kinos beigesteuert.
Der jungen Regisseurin Nina Bader (Miriam Mayet) schwebt ein Film vor, bei dem es auf jeden Fall um echten Sex gehen soll. Eine wirkliche Geschichte steckt nicht dahinter, und wohin die filmische Reise gehen soll, weiß sie auch nicht recht. Deshalb findet sie auch keine Geldgeber für das Projekt, wohl aber zwei Darsteller, die sich auf das gewagte Experiment einlassen. Eine Woche lang dreht Nina mit den beiden Darstellern Marie (Lana Cooper) und Hans Alexander (Matthias Faust) in einem großzügig geschnittenen, aber völlig heruntergekommenen Apartment in Berlin-Mitte. Sobald Marie und Hans vor der Kamera miteinander geschlafen haben, erklärt Nina das Projekt für
gescheitert. Während ihre Darsteller ihrer Wege gehen, inszeniert sich Nina schließlich selbst vor der Kamera.
„Wir leben seit Jahren im Reiche des Fürsten Mangogul: Beute einer ungeheuren Neugier auf den Sex, versessen darauf, ihn auszufragen, unersättlich darin, ihn sprechen zu hören, geschickt im Erfinden all der magischen Ringe, die seine Diskretion bezwingen können“, zitiert der Film zum Ende hin den Philosophen Michel Foucault und fasst sowohl das Verlangen seiner Protagonistin nach Erkenntnis über das, was der Sex in den Menschen bewegt, was er mit ihnen macht, ebenso zusammen wie das des Regisseurs selbst, der mit „Bedways“ erst seinen zweiten Film nach „Angel Express“ (1999) vorlegt. Damals folgte Kahl seinen Figuren durch das Berlin der immerwährenden Partys, beobachtete sie in ihrem rauschhaften Konsum von Sex und Drogen, mittlerweile wirkt sein Bild von Berlin noch trostloser, seine Charaktere ohne echte Ziele oder Träume, denen eher skeptisch denn hoffnungsvoll entgegengesehen wird. Kahl inszenierte dieses Film-im-Film-Kammerspiel mit kühl distanziertem Blick und einem jederzeit packenden Soundtrack, dessen Titelsong
„Flesh Is The Law“ von MyPark gleichsam das Motto des Films bildet.
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