The King's Speech
Historienfilme erfreuen sich zwar immer wieder großer Beliebtheit bei ihrem Publikum, doch sprechen sie selten die großen Massen an. Wenn dabei auch noch ein stotternder Anwärter auf die britische Krone im Mittelpunkt eines Dramas steht, ist es nicht selbstverständlich, dass dieser Film gleich für mehrere Oscars ins Rennen geht. Dass „The King's Speech“ unter der Regie des bislang eher unbekannten Tom Hooper dieses Kunststück dennoch gelungen ist, hat der Film vor allem seinen grandiosen Hauptdarstellern Colin Firth („Mamma Mia!“, „A Single Man“) und Geoffrey Rush („Quills“, „Fluch der Karibik“) zu verdanken.
Wenn der Siegeszug der Rundfunkübertragung nicht auch das britische Königshaus erreicht hätte, könnte Prinz Albert (Colin Firth) auch mit seinem fürchterlichen Gestottere leben. Doch nachdem er für seinen verhinderten Vater, den herrischen König George V (Michael Gambon), bei einer Radioansprache an die Nation fürchterlich versagt hat, ist Abhilfe erforderlich, zumal Alberts älterer Bruder David (Guy Pierce) schon nach kurzer Zeit die auf ihn vererbte Königskrone wieder abgibt, um seine große Liebe, eine bereits geschiedene Bürgerliche, unbedingt ehelichen will. Alberts fürsorgliche Frau Elizabeth (Helena Bonham Carter) macht den kauzigen Sprachtherapeuten Lionel Logue (Geoffrey Rush) ausfindig, der seine ganz eigenen Methoden hat, um Alberts Leiden beizukommen. Denn als König George VI muss Albert vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erneut eine wichtige Rede vor der ganzen Nation halten.
Trotz des historischen Hintergrunds von „The King's Speech“ handelt der Film in erster Linie von der außergewöhnlichen Freundschaft, die den sprachgestörten Thronfolger mit dem Selfmade-Therapeuten ohne Diplom miteinander verbindet. Immer wieder sorgen Lionels außergewöhnliche Therapiemethoden für Lacher, und es ist herrlich mit anzusehen, wie Albert, der von Lionel liebevoll „Bertie“ genannt wird, weil sich die beiden während der Therapiesitzungen auf einer gesellschaftlichen Stufe begegnen sollen, sich bei lauten Fluchtiraden so ganz und gar von seinen Stottereien verabschiedet.
Es sind die Szenen, in denen sich die beiden so unterschiedlichen Männer menschlich näher kommen, die „The King's Speech“ seine stärksten Momente verdankt. Colin Firth hat seine Oscar-Nominierung durch seine ausdrucksstarke Performance als unglücklicher Spross einer königlichen Familie wahrhaft verdient. Wie er unter seiner Schwäche leidet, nimmt man dem britischen Mimen ebenso ab wie sein überschäumendes Temperament. Aber auch Geoffrey Rush ist als liebender Familienvater, der von einem Leben auf der Theaterbühne träumt, großartig. Abgerundet durch einen ebenfalls Oscar-verdächtigen Piano-Score von Alexandre Desplat („The Queen“, „Der bunte Schleier“) ist „The King's Speech“ zwar auch nicht ganz ohne kleine Längen, aber ein Oscar-würdiger Augenschmaus ist der Film auf jeden Fall.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen