Der letzte Exorzismus

Seit dem Überraschungshit „The Blair Witch Project“ aus dem Jahre 1999 sorgen pseudo-dokumentarische Horrorthriller immer wieder für ein ganz besonderes Gänsehaut-Feeling, wird dem Zuschauer doch geschickt suggeriert, nicht nur viel näher am Geschehen zu sein, weil die subjektive Kamera dichter an den Personen ist, sondern auch mit tatsächlichen Geschehnissen konfrontiert zu werden. Zuletzt haben Filme wie „Cloverfield“, „[Rec]“ und „Paranormal Activity“ erfolgreich mit diesem Konzept gearbeitet. Der deutsche Regisseur Daniel Stamm hat sich für seinen zweiten Film eine Teufelsaustreibung ausgesucht, um das bewährte Konzept einmal etwas anders anzugehen. 
„Der letzte Exorzismus“ begleitet ein Filmteam den längst vom Glauben abgefallenen Geistlichen Cotton Marcus (Patrick Fabian), der sich seinen Lebensunterhalt als Exorzist verdient und den betroffenen Familien mit allerlei Tricks eine spektakuläre Show bietet. Nachdem ein autistischer Junge bei einer Teufelsaustreibung erstickt ist, will Marcus allerdings aus dem verrufenen Geschäft aussteigen. Um für die Nachwelt festzuhalten, mit welchen Mitteln sein Gewerbe arbeitet, begleitet ihn ein Filmteam nach Louisiana, wo der Farmer Louis Sweetzer (Louis Herthum) das regelmäßige Abschlachten seines Viehbestands beklagt. Seine 13-jährige Tochter Nell (Ashley Bell) findet er nach diesen Vorfällen in blutigen Klamotten vor, doch kann sie sich selbst an nichts erinnern. Wie gewohnt führt Marcus den gewünschten Exorzismus aus, und alle Beteiligten glauben, dass Nell von ihrem Dämon befreit ist. Doch wenig später scheint Nell einen heftigen Rückfall zu erleben. 
Was „Der letzte Exorzismus“ wohltuend von seinen Genre-Kollegen abhebt, ist der humorvolle Unterton, mit dem vor allem der abtrünnige Geistliche Marcus sein Treiben beschreibt und dabei ganz offen seine Tricks präsentiert, mit denen er die "Dämonen" austreibt. In der ersten Hälfte nimmt sich der Film viel Zeit, seine Figuren detailliert zu zeichnen, und auch wenn es zunächst an Spannung fehlt, sorgt die liebevolle Charakterisierung dafür, sich nicht zu langweilen. Das Grauen stellt sich dann jedoch ebenso heftig wie effektiv ein und sorgt mit wohldosierten Schockakzenten für echten Grusel, der sich auch in der heftigen Schlusseinstellung niederschlägt. Vor allem Ashley Bell demonstriert die Wandlung vom isolierten, schüchtern-netten Teenager zur abartig verformten Besessenen absolut überzeugend, aber auch der Rest des unbekannten Cast spielt großartig. Zusammen mit der moderaten Spannungsdramaturgie und der richtigen Dosierung an Schockeffekten zählt „Der letzte Exorzismus“ fraglos zu den jüngsten Highlights des Horror-Genres.  

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