Blackthorn

Das Leben von Western-Helden wie Billy the Kid, Wild Bill Hickcok, Wyatt Earp, Jesse James, Sundance Kid und Butch Cassidy ist immer wieder gut für spektakuläre Genrefilme gewesen, boten ihre Biografien doch genügend Stoff für wilde Schießereien und Gaunereien. So haben sich die Bank- und Zugräuber Butch Cassidy und Sundance Kid in der Verkörperung durch Paul Newman und Robert Redford in George Roy Hills "Butch Cassidy und Sundance Kid" (1969) unvergesslich in die Annalen der Western-Geschichte geschrieben. Mateo Gil, sonst Verfasser von Drehbüchern für Alejandro Amenábar ("Das Meer in mir"), hat sich in seinem Neo-Western "Blackthorn" mit der Frage auseinandergesetzt, was aus Butch Cassidy geworden wäre, wenn er im Jahre 1908 nicht auf der Flucht nach Bolivien erschossen worden wäre. 
Während in den Vereinigten Staaten jeder davon überzeugt ist, dass Butch Cassidy (Sam Shepard) tot ist, hat sich der alte Haudegen nach Bolivien abgesetzt, wo er bis 1927 ein zurückgezogenes Leben als Farmer führt. Da er mittlerweile genug Geld zusammengespart hat, um in seine Heimat zu seinem geliebten Neffen zurückzukehren, lässt er alles hinter sich und macht sich auf den Weg. Doch das Zusammentreffen mit dem spanischen Ingenieur Eduardo (Eduardo Noriega) endet mit einem Schusswechsel, der Blackthorn verletzt und ohne Pferd zurücklässt, das mit seinen Ersparnissen das Weite sucht. 
Als Wiedergutmachung bietet ihm der Schütze die Hälfte eines gestohlenen Schatzes an, die sie zusammen aus einem Versteck holen müssten. Allerdings haben es auch andere Banditen auf die 50.000 Dollar abgesehen, und Blackthorn trifft mit Mackinley (Stephen Rea) auf einen alten Widersacher.
"Blackthorn" ist ein überwiegend ruhig inszenierter Neo-Western, der nichts mehr mit den alten Mythen des Genres gemein hat. Sam Shepard ("Homo Faber", "Die Akte") mimt den gealterten Butch Cassidy mit einer Präsenz, die den ganzen Film trägt. Da stören schon ein wenig die konzeptlos eingestreuten Rückblicke, die ohnehin nichts zur eigentlichen Geschichte beitragen. Überhaupt fehlt es der Story an echter Dramatik und Spannung. Fans klassischer Western dürften von "Blackthorn" eher enttäuscht sein. Was Mateo Gils Film letztlich sehenswert macht, ist allein Sam Shepards großartige Darstellung eines weise gewordenen Gauners, der nur noch nach Hause zu den Überresten seiner Familie möchte. Daneben verblassen charismatische Schauspieler wie Stephen Rea ("V wie Vendetta", "The Reaping") und Eduardo Noriega ("8 Blickwinkel", "Transsiberian") in ihren Rollen, die durchaus mehr Potenzial gehabt hätten, der Geschichte zuzuarbeiten. 
So ist "Blackthorn" ein schön fotografierter, von einem überzeugend agierenden Sam Shepard getragener, etwas langatmiger und unspektakulärer Western geworden, von dem man mehr erwarten durfte. 

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